Kapitel 32

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„Was soll das schon wieder?" schrie uns der Coach an.

Augenblicklich wich mir jede Farbe aus dem Gesicht. Ich konnte nicht nachvollziehen, wieso der Coach schon wieder sauer auf uns war.

Ich hatte vorher extra keine Konfrontation gesucht! Ich hatte Jay mich anmeckern lassen und ich hatte nichts entgegnet!

„Wieso bringt ihr eure privaten Konflikte immer auf das Spielfeld? Ich hab euch schon einmal gesagt, entweder lasst ihr die Probleme vor dem Stadion oder ihr werdet beim kommenden Spiel nicht auf dem Platz stehen und das ist mit Sicherheit nicht nur eine Androhung"

Er blickte zwischen uns beiden hin und her. Und auch wenn ich seine Drohung ernst nahm, verstand ich nicht, wieso er uns mal wieder herausgezogen hatte.

„Hemmingway, das geht an dich. Wirf den Ball richtig. Spätestens wenn Sullivan verletzt am Boden liegt, sitzt du bis zum Ende dieser Saison auf der Bank, das verspreche ich dir. Und Sullivan, wenn du den Ball so nicht fängst, dann spring im Training nicht danach" ordnete der Coach an.

„Also auf, weiter geht's" meinte er nur und zeigte zu den anderen aus dem Team, die uns interessiert beobachteten.

Zeitgleich drehten sich Jay und ich um und liefen zurück an unseren vorherigen Platz. „Wieso kannst du es einfach nicht lassen? Wieso musst du uns immer in die Scheiße reiten?" knurrte ich ihn in einem Flüsterton an.

„Das ist ja wohl lächerlich! Ich reite uns in die Scheiße?" fragte er und zog überrascht seine Augenbrauen in die Höhe.

„Natürlich, wer denn sonst?", „Na du!" ich blieb stehen und schaute ihn fassungslos an. Auch Jay blieb stehen und drehte sich zu mir um.

„Du wolltest mich nie in deinem Team haben, du willst mich nicht in deinem Team haben und du wirst mich auch nie in deinem Team haben wollen. Wieso? Wieso sagst du mir nicht einfach was dein Problem ist? Sonst tust du deine Meinung auch immer laut kund!" inzwischen schrie ich ihn lautstark an und war mir sicher, dass uns auch jeder zu hörte.

„Weil du sowieso nicht auf mich hören würdest" Jay war die Ruhe selbst. Wieso regte er sich nicht auf? Wieso schrie er mich nicht an, genauso, wie ich ihn anschrie?

„Was soll das heißen?" zischte ich ihn an. „Ich denke nicht, dass das hier der richtige Ort dafür ist".

Seine Stimme ist immer noch so ruhig und beherrscht und es lässt mich durchdrehen.

„Wäre dir ein Kaffeekränzchen lieber? Wäre vier Uhr mittags angenehm?" schrie ich ihn ironisch an.

„Das wäre zumindest angemessener, als hier" führte er ruhig aus.

„Hemmingway, Sullivan, für euch ist das Training beendet. Seht zu, dass ihr vom Spielfeld kommt und eure Probleme beseitigt. Johnson, du bist jetzt Quarterback" schrie der Coach vom Spielfeldrand.

Ohne Jay eines weiteren Blickes zu würdigen, ging ich in die Umkleide.

Ich war sauer, aber das nicht einmal unbedingt auf Jay. Sondern weil ich nicht meine Klappe halten konnte und weil ich Jay nicht einfach Jay sein lassen konnte.

Unter der heißen Dusche duschte ich erst einmal einen großen Teil des Stresses ab, richtete mich und machte mich dann auf den Weg nach Hause.

Wieso konnte ich mir nicht ein einziges Mal etwas verkneifen? Wieso ließ ich mich immer von Jay provozieren? Wieso ging ich immer auf Jays Provokationen ein? Konnte ich es nicht einfach dabei belassen?

„Hey" schrie eine Stimme von der Straße aus. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und sah, wie Jay in Schrittgeschwindigkeit auf der Straße neben mir her fuhr.

„Was?" zischte ich ihn an. „Lass uns das bereits angesprochene Kaffeekränzchen machen" forderte er mich auf und ich schaute ihn verwirrt an.

„Denkst du nicht wir sollten in Ruhe über alles reden?" ich schaute ihn durcheinander an.

„Wieso sollten wir reden?" antwortete ich monoton. Ich blieb stehen und auch Jay hielt an.

„Na ja, du willst am Sonntag spielen, ich will am Sonntag spielen und anscheinend können wir nicht einfach normal miteinander umgehen. Lass uns in das Café hier um die Ecke gehen und reden."

Er hatte Recht, so eine Aktion, wie heute im Training konnten wir uns nicht noch einmal leisten. Der Coach war sauer, und ich konnte es ja auch verstehen. Am Freitag mussten sowohl Jay, als auch ich zeigen, was wir konnten und dass wir es verdient hatten in der Startelf zu stehen.

Aber war ein Gespräch wirklich die einzige Möglichkeit, unsere Streitereien beiseite zu legen? Konnten wir nicht einfach jeweils unser Ding machen und den anderen so gut es ging ignorieren?

Dafür magst du ihn doch viel zu sehr! Schau dir doch seine grünen Augen an und die Art, wie sein braunes Haar verstrubelt auf seinem Kopf platziert ist.

„Oder wärst du bei einem Big Mac dabei?" grinste mich Jay an, wohl wissend, dass ich dem nicht widerstehen konnte. Dennoch blieb ich neben seinem Auto stehen, mit dem größtmöglichen Grinsen.

„Also spring rein" er nickte mit seinem Kopf, als Zeichen, dass ich in sein Auto steigen sollte. Nach einem kurzen weiteren Gedanken sprang ich in sein Auto und wir fuhren geradewegs zum nächstgelegenen McDonalds.

Jay bestellte im Drive-In und dann fuhr er wieder auf die Straße einen Weg entlang, den ich davor noch gar nicht kannte. Es war eine schmale Straße, bei der es gerade genügend Platz für zwei Autos nebeneinander gab und es ging mit Serpentinen einen Berg hinauf.

„Wohin fahren wir?" fragte ich mit vollem Mund. Wie sollte ich denn bitte auch dem köstlichen Geruch der Pommes widerstehen?

„Na ja, ich find im Auto essen ist ein wenig ungemütlich" er zuckte mit den Schultern.

Nach fünf Minuten waren wir oben angekommen, sodass Jay fast augenblicklich aus dem Auto sprang und ich ihm ein wenig verwirrt nachfolgte.

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Hey,

endlich kommt der weitere Teil der Geschichte. Ich hoffe, er gefällt euch!
Vielen, vielen Dank für eure Stimmen und unglaubliche 5.1k Reads!
Bis bald
Dancemousie

Auf dem FeldWhere stories live. Discover now