Kapitel 35

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Überraschen: etwas geschieht unerwartet, es kommt anders als erwartet

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Nach einer unglaublich kurzen Nacht, begebe ich mich im Schneckentempo aus meinem kuscheligen und warmen Bett. Ich lag gefühlt die ganze Nacht wach und auf Schule hatte ich, wie so oft, auch keine Lust.

Keine zwanzig Minuten später stand ich vor meiner Haustüre und stieg in Bens Auto. „Wieso siehst du so fertig aus?" fragte Ben und warf mir einen kurzen Blick zu, während er aus der Auffahrt auf die Straße fuhr.

„Charmant, Ben" meinte ich sarkastisch „Ich hab irgendwie nicht ganz so gut geschlafen" ich zuckte mit den Schultern.

„Wieso? Immer wenn du nicht schlafen kannst, machst du dir über irgendetwas Gedanken. Was war es diesmal?" Wieso kannte mich Ben denn nur so gut? Er wusste immer sofort, wenn mich etwas belastete.

Weißt du, ich bin jetzt mit deinem Bruder zusammen und das obwohl ich genau weiß, dass du es scheiße findest. Sollte ich das etwa sagen?

„Es gab gestern Stress im Training und ich überlegte, wie ich den Coach morgen überzeugen kann, um am Sonntag spielen zu dürfen" ich sollte mir langsam wirklich Gedanken machen; mir kamen die Lügen in letzter Zeit so leicht über die Lippen.

„Jay kam gestern auch ziemlich durch den Wind und unglaublich spät nach Hause" teilte mir Ben mit.

Zu meinem Glück liefen wir, als wir gerade an der Schule angekommen waren, Jay und seinen Freunden über den Weg. Aber bevor ich überhaupt überlegen konnte, wie ich reagieren sollte, schrie Kyle meinen Namen, packte meinen Arm und zog mich in die Schule.

„Lily, geht's dir gut? Es tut mir so leid, dass dich der Coach aus dem Training geschmissen hat und wir beide wissen, dass es alleine Jays Schuld war, aber..." Kyle ratterte alles einfach runter. „Kyle, es ist alles gut und ich werde es dem Coach schon beweisen" lächelte ich ihn zuversichtlich an.

Wir waren an meinem Spind angekommen. „Aber was mich noch viel mehr interessiert, was läuft zwischen dir und Jay?" Kyle lässt seine Augenbrauen hoch und runter zucken und machte mich damit ganz verrückt.

„Ich hab dir doch schon gesagt, dass da nichts läuft" ich verdrehte meine Augen. Kyle durfte nichts erfahren, zumindest nicht als Erster, er war eine Klatschtante. Und bevor der Schultag vorbei war, wüsste es jeder.

„Ja, ja, ich weiß. Aber ab dem Moment, als du aus Bens Auto ausgestiegen bist, hat Jay jede deiner Bewegungen verfolgt. Also was ist?"

„Weiß ich doch nicht, was das Problem von diesem Freak ist" ich zuckte mit den Schultern und hoffte, dass er mich damit auch in Ruhe lassen würde.

Ich holte meine Bücher aus dem Spind und blickte zu Kyle, der mich durch zusammengekniffene Augen musterte.

„Das glaub ich dir nicht" er beobachtete jede meiner Bewegungen, als es zum Glück zur Pause klingelte. „Na ja, ich muss jetzt gehen, wir sehen uns" sang Kyle, während er sich umdrehte und den Gang entlang lief.

Ich verdrehte meine Augen. Kyle war doch einfach unmöglich. Noch während ich über das Gespräch nachdachte, spürte ich, wie sich zwei Hände um meine Hüfte legten.

„Na, hast du mich schon vermisst?" hauchte mir Jays tiefe Stimme ins Ohr.

„Du hast viel zu viel Selbstbewusstsein" meinte ich und drehte mich zu ihm um. Er hob spielerisch seine Augenbraue „Ach, ist das so?" er war nur noch einige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt.

„Nicht hier, uns könnte jemand sehen" flüsterte ich ihm zu. Er küsste mich kurz und sagte dann „Deshalb habe ich mir auch was überlegt"

„Was? Mich anstarren, damit Kyle mich sofort anspricht?" fragte ich grinsend und Jay starrte mich verwirrt an. „Was?"

„Du hast mich schon gehört. Ich würde sagen, wie ärgern, provozieren und nerven uns weiterhin, wie bisher auch. Ja? Ich geh jetzt in Unterricht" meinte ich und ließ Jay sprachlos und ein wenig fassungslos stehen.

Um 14 Uhr lag die Schule endlich hinter uns. „Lass uns noch einen Film oder so schauen, in letzter Zeit haben wir so wenig miteinander unternommen. Du ziehst dich um und ich bereite alles bei mir vor, ja?" schlug Ben vor.

Er hatte Recht, letztes Schuljahr hatten wir jeden Nachmittag zusammen verbracht. Und auch wenn ich nicht ganz begeistert war, zu Ben zu gehen, stimmte ich zu.

Also saßen wir kurze Zeit später mit Cola und zwei riesigen Schüsseln Popcorn in Bens Wohnzimmer und waren wie gebannt von „You - Du wirst mich lieben".

Weil wir so vertieft in die Serie waren, bekamen wir schon fast nicht mit, wie sich zwei weitere Hände an unserem Popcorn bereicherten.

Erst als meine Hand in der Schüssel eine andere Hand fühlte, schrie ich laut auf, warf die Schüssel aus meinen Armen und sprang erschrocken auf.

Hinter dem Sofa stand Jay, er hatte ein süffisanter Gesichtsausdruck aufgelegt und schaute mich neugierig an.

„Du mieses Arsch, wegen dir hab ich das ganze Popcorn verschüttet!" schrie ich ihn an und sein Gesichtsausdruck änderte sich keinen Millimeter.

„Ich hab doch noch genügend Popcorn für uns beide" meinte Ben und hielt mir seine Schüssel näher.

Aber ohne auch nur meinen Blick zu Ben zu wenden, rannte ich zum Sofa, trat mit einem Fuß auf das Sofa und sprang auf Jay, der von der Situation ziemlich überrascht schien.

Er taumelte erst ein wenig nach hinten, bevor er dann doch nach hinten umfiel und ich auf seinem Bauch sitzend zum Stillstand kam.

Jay verzog schmerzverzehrt sein Gesicht und suchte mit seiner Hand seinen Hinterkopf. „Wenn du dich noch ein einziges Mal an meinem Essen zu schaffen machst, dann knallt es aber, verstanden?" sagte ich laut und zeigte mit meinem Zeigefinger auf ihn.

Er hob die Hände abwehrend, „Ja, klar. Geh bloß von mir runter" meinte Jay in einem genervten Ton.

Augenblicklich stand ich auf, nahm einen rötlichen Wangenton an, starrte noch kurz zu Jay runter, dessen Gesicht wieder sein Grinsen zierte. Und nachdem mir klar war, was ich gerade getan hatte, dachte ich mir nur: Wieso musst du nur immer so überreagieren? Was hast du nur getan, Lily? Wieso musst du immer so peinlich sein?


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Hallo meine Lieben!

es tut mir so leid, dass ihr so lange auf einen neuen Teil warten musstet! Aber hier ist er endlich.
Vielen, vielen lieben Dank an unglaubliche 30 Tausend Reads und über 1 Tausend Likes! Ihr seid einfach der Hammer! Ich hoffe, euch gefallen auch die folgenden Teile, die noch kommen werden! (Der nächste Teil kommt am Ende dieser Woche)

Nun wünsche ich euch erst einmal einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Bis bald!
Dancemousie

Auf dem FeldWhere stories live. Discover now