Kapitel 29

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Gerüchte: etwas allgemein gesagtes, das weitererzählt wird, ohne dass bekannt ist, ob es auch der Wahrheit entspricht

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„Du solltest dich mal ein wenig zusammenreißen, es liegen dir nämlich nicht alle Mädchen zu Füßen."

Gerade als ich diese Worte sagte, merkte ich selbst, dass ich mir meine eigenen Worte nicht glaubte. Und das obwohl ich mir immer geschworen hatte, dass ich Jay verabscheuen würde, war ich wirklich von ihm angetan.

„Es müssen mir ja auch nicht alle Mädchen zu Füßen liegen. Es reicht doch, wenn du es tust" Jay hob amüsiert seine Augenbraue und trug sein selbstsicheres Lächeln auf den Lippen.

„Das tue ich nicht" meinte ich und verdrehte meine Augen. „Dein Blick gerade eben hat dich verraten" er grinste mich frech an.

„Vergeht auch nur ein Tag an dem du dich nicht als selbstüberzeugter Idiot herausstellst?"

„Als würde dir das nicht gefallen" Jay schaute mir direkt in die Augen, mit seinem riesigen Grinsen.

Ich biss mir leicht auf meine untere Lippe und musste ihm Recht geben. Ich mochte es wenn wir uns gegenseitig anmeckerten und noch mehr mochte ich es, dass Jay mir jedes Mal etwas entgegensetzen konnte.

„Was steht zwischen uns?" er hatte seine Augen zusammengekniffen und beobachtete jede meiner Bewegungen.

„Das geht einfach nicht... Du weißt doch... Ben und..." er ließ mich gar nicht aussprechen.

„Ben ist der einzige Grund?" und schon wieder umspielte seine Lippen dieses Grinsen, das mich in den Knien schwach werden ließ.

„Nein, natürlich nicht. Der einzig wahre Grund ist, dass ich für dich nichts als Abneigung empfinde und das wird auch immer so sein. Also lass mich vorbei, Hemmingway"

Ohne ein weiteres Wort schob ich Jay zur Seite, ging nach Hause und ließ Jay perplex stehen.

Wieso ließ ich es immer so weit kommen?

Ben fuhr uns am nächsten Tag, wie gewohnt in die Schule.

Auf keinen Fall wollte ich Jay sehen, daher verfolgte ich den Plan möglichst den ganzen Tag an Bens Seite zu verbringen und nach Möglichkeit diese Reihe von Vorfällen vergessen zu können.

Aber kaum waren Ben und ich aus dem Auto gestiegen, spürte ich beinahe augenblicklich eine Hand an meinem Handgelenk.

„Hey Ben, cool, dich wiederzusehen. Ich nehm' kurz Lily mit" rief Kyle und zog mich in der nächsten Sekunde weg.

„Wohin ziehst du mich schon wieder?" gab ich murrend von mir. „Ich muss mit dir reden" antwortete er jetzt nur noch hektisch und schob mich in den nächsten Raum hinein.

„Was gibt es so dringendes?" fragte ich ruhig, als ich mich an einen der Tische anlehnte. „Wo warst du gestern? Der Coach war anfangs richtig gut gelaunt, weil wir gewonnen hatten, na ja, zumindest bis er erfahren hat, dass du einfach verschwunden bist"

„Ich hatte einfach keinen Bock mehr, keinen Bock auf Jay, auf dich, auf das Team, auf die Schule" Kyle lehnte sich seufzend an den gegenüberliegenden Tisch.

„Mir musst du das nicht erklären, mir geht es die meiste Zeit genauso. Aber Jay wird heute definitiv noch mit dir deshalb reden wollen" ich verdrehte die Augen.

„Das wird er nicht" lachte ich und klang überzeugter, als ich es tatsächlich war.

Seine Augen verengten sich und ein Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Mit langsamen Schritten kam er auf mich.

Er war noch zwei Meter von mir entfernt. Dann nur noch einen. Und dann trennten uns nur noch einige Zentimeter.

Ich beobachtete jede seiner Bewegungen, er bewegte sich so elegant wie ein Jaguar auf mich zu. Sein Grinsen war durch ein leichtes Lächeln ausgetauscht worden.

Langsam lehnte er sich zu mir vor und unsere Lippen berührten. Er hielt mich an meiner Hüfte und ich zog ihn an seinem Hals näher zu mir herunter. Unsere Lippen bewegten sich gegeneinander und die Realität entfernte sich immer weiter von uns.

Durch ein Räuspern schreckten wir auseinander. „Mr. Williams, ich störe sie nur äußerst ungern, aber ich würde gerne mit dem Unterricht beginnen".

Kyle grinste mich an, ließ mich aber trotzdem los und ging einige Reihen nach hinten, um sich in die dritte Reihe zu setzen.

Ein wenig fassungslos blickte ich ihn an, sammelte mich langsam und drehte mich um, um den Raum zu verlassen, war aber sofort mit dem entsetzten Gesicht von Jay begegnet.

Und obwohl ich hoffte, dass Jay nichts gesehen hatte, wusste ich, dass er uns gesehen hatte und sorgte dafür, dass sich meine Wangen rot färbten und ich fluchtartig aus dem Raum flüchtete.

Immer noch mit hochrotem Kopf, betrat ich meinen Klassenraum und war heilfroh, dass mich Ben nicht nach dessen Ursache fragte.

Nachdem der Vormittag sonst ohne weitere Vorkommnisse vergangen war, unterhielten Ben, Liam und ich uns lustig in der Mensa.

Bis plötzlich Jay seitlich von mir auftrat. „Steigst du mit jedem aus dem Footballteam ins Bett?" fragte er laut genug, dass sich einige Tische zu uns umdrehten.

„Was soll das Jay?" zischte Ben ihn an, während ich in fassungslos beobachtete. Jetzt lehnte sich Jay über den Tisch und stützte sich mit einer Hand am Tisch ab.

„Prinzipiell stiftet das sicherlich keinen Frieden im Team, aber geil find ich es trotzdem" grinste er mich mit seinem dreckigsten Grinsen an und hob eine Augenbraue.

Ich stand nun auch auf und lehnte mich zu ihm vor. „Wenn du ein Problem mit mir hast, lass uns das privat klären und nicht durch die gesamte Mensa" zischte ich ihn leise an, weil mir wohl bewusst war, dass uns so gut wie jeder beobachtete.

„Wieso dürfen die anderen nicht wissen, dass wir eine Schlampe im Team haben?" posaunte Jay wieder durch die Gegend. Und da kochte es vollkommen über „Wenn du eine Schlampe suchst, frag dich doch mal bei den Cheerleadern durch" antwortete ich jetzt genauso laut.

Ich war schon einige Schritte weggegangen, als ich mich umdrehte, „Das hab ich vergessen" meinte ich und gab ihm eine schallende Ohrfeige.

Anschließend konnte ich mich beruhigt umdrehen und marschierte an die frische Luft hinaus.


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Hey,

vielen, vielen Dank für unglaubliche 3.3k Reads und 116 Votes, damit hätte ich nie gerechnet. Vielen Dank an euch alle! Ich hoffe, euch gefällt der Teil!

Dancemousie


Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt