Kapitel 6

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Freude: das intensive, positive Gefühl, dass man über etwas Gutes empfindet

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„Und Liam Johnson" die Enttäuschung saß tief. Klar, ich freute mich für Liam, schließlich war er einer meiner Freunde. Aber ich hätte dieses Jahr trotzdem gerne meinen Namen gehört.

Liam warf mir einen kurzen Blick zu, den ich mit einem Lächeln zögerlich erwiederte, bevor er vor, zu dem Coach ging. „Für den Rest tut es mir leid, dieses Jahr hat es leider nicht gereicht, aber bitte versucht es nächstes Jahr noch einmal."

Es waren wirklich nur vier Leute, die es geschafft haben und ich gehörte nicht dazu. Die Enttäuschung saß tief. Nur wegen Jay war ich überhaupt in diese Situation geraten. Es hätte doch einfach so weitergehen können. Er hätte mich bei Spielen doch nicht einmal auf das Feld lassen müssen, aber das ich jetzt noch nicht einmal mittrainieren konnte? Das brach mir das Herz.

„Bevor ihr aber geht, möchte ich allen anwesenden noch jemand besonderen vorstellen. Immer durchaus überlegte Ideen, einen riesigen Ehrgeiz und ein riesiges Talent". Ich schaute in die Runde, verwirrt, was das sein sollte.

„Lily Sullivan, bleibt natürlich, als erstes und einziges Mädchen unserem Footballteam erhalten" die Freude ließ mich nicht ruhig bleiben, begeistert machte ich einen Luftsprung, bevor ich auf Liam zu rannte und in seine Arme sprang.

Zuerst war Liam überrascht, schloss dann aber doch seine Arme um meine Hüfte und lachte in mein Ohr. „Hast du das gehört? Wir sind beide drin!" begeistert klopfte ich ihm auf die Schultern. „Ja" lachte er, überrascht wegen meiner Begeisterung.

Ich konnte meine Freude kaum in Worte fassen. Dieses Jahr würde ich es Jay zeigen!

Als ich einen Schritt nach hinten, von Liam wegtrat, spürte ich Jays nichtigen und kalten Blick auf mir. So schnell würde er nicht gewinnen!

„Hey, lasst uns nach Hause fahren und Pizza essen" schlug Ben vor, der sich über Liams und meine Schulter hängen ließ. „Oh, ja. Ihr könnt zu mir kommen. Luke kommt erst in zwei Stunden und er hat bestimmt kein Problem, wenn ihr zu mir kommt" meinte ich und Liam stimmte zu.

Ben nahm mich mit nach Hause, während Liam selber mit seinem Auto hinter uns herfuhr. Auf dem Weg hatten wir schon die Pizza bestellt, damit wir nicht so lange warten müssen.

„Trinkt ihr beide Cola?" rufe ich aus der Küche den Jungs zu, die im Wohnzimmer saßen. „Ja" riefen beide gleichzeitig zurück. Also nahm ich drei Gläser mit einer Flasche Cola und stellte sie auf den Wohnzimmertisch, als es an der Tür klingelte.

Der Pizzalieferer gab mir die Pizzen und ich gab ihm sein Geld, mit den Pizzen lief ich in das Wohnzimmer – natürlich mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht.

„Schau dir das an, das ist pure Freude; Lily und ihre Pizza" lachte Ben und schoss gleich ein Foto mit seinem Handy. „Tja, Pizza ist und bleibt meine ewige Liebe" meinte ich und drehte mich mit den Pizzen im Arm einmal im Kreis.

„Lily, komm jetzt mit den Pizzen rüber, bevor sie kalt werden" ich verdrehte meine Augen, gab den beiden jeweils ihre Pizza und wir verfielen in Schweigen.

Gab es etwas schöneres, als nach einem anstrengenden Tag mit seinen Freunden zusammenzusitzen und Pizza zu essen? Ich glaube nicht.

Ben hatte seine Pizzaschachtel innerhalb weniger Minuten geleert und war im Inbegriff sich von mir ein Stück Pizza zu nehmen, aber ich haute ihm auf die Hand, sodass er es zurückfielen ließ.

„Ich glaub, du spinnst. Du hattest deine eigene Pizza!" meinte ich und rutschte ein Stück von ihm weg. „Aber die ist schon weg!" schmollt er. Als ich meine Augen verdrehe, klingelt Bens Handy.

„Was ist, Mum?" fragt er genervt in sein Handy. „Wieso kann das nicht Jay machen?" er stand auf, „Ja, ich komm ja schon" er legte auf. „Ich muss gehen, meine Mum will, dass ich ihr bei irgendetwas helfe. Bis morgen" damit verschwand er und ließ Liam und mich zurück.

„Wollen wir noch einen Film schauen?" schlug ich vor, nachdem wir fertig gegessen haben. „Klar" stimmte Liam zu, ich stand auf und ging zu den DVD-Regal rüber, „Wie wär's mit ‚21 Jump Street'?". Liam nickte und ich legte den Film ein, bevor ich mich neben Liam auf das Sofa warf.

Eine Stunde später wurde die Türe aufgeschlossen, „Hallo Lily, hast du..." er unterbrach seinen Satz, als er Liam neben mir sah.

„Luke, darf ich vorstellen Liam, er ist Safety in unserem Footballteam. Liam, das ist Luke" stellte ich die beiden einander vor.

„Wo ist Ben?" fragte Luke und ignorierte mein vorher gesagtes. Er stand immer noch im Türrahmen und beobachtete uns.

„Ben musste schon früher gehen, Eva wollte irgendetwas von ihm" ich zuckte mit meinen Schultern, aber Luke schien immer noch nicht zufrieden und ich wusste auch wieso.

Luke wollte nur das Beste für mich und dafür liebe ich ihn auch, aber dann gab es doch diese Phasen, in denen er den großen, beschützenden Bruder raushängen lassen muss. Bei Ben hatte er keine Sorgen, zu lange kennt er ihn schon. Aber jeder, der auch nur wenige Minuten alleine mit mir spricht, wird von Luke unter Beobachtung gestellt.

„Luke, wir schauen nur einen Film" versuche ich ihn zu beruhigen. „Ja, ja, ich hab ja nichts gesagt" meint er, aber ich werfe ihm einen Blick zu. Ich kannte ihn doch!

„Ähm" Liam stand vom Sofa auf, „ich gehe dann mal, denke ich" murmelt er und geht Richtung Haustüre. Ich warf Luke einen ärgerlichen Blick zu, als ich Liam nach draußen folgte.

„Es tut mir leid, Luke ist eigentlich nicht so" entschuldigte ich mich für meinen großen Bruder. „Ist schon in Ordnung, er kennt mich ja auch nicht" lächelte er und zeigte seine strahlend weißen Zähne.

„Also dann bis morgen" er winkte mir noch einmal zu, bevor er zu seinem Auto ging und losfuhr. Ich war schon dabei die Haustüre wieder zu schließen, als Jay mit dem Auto in seiner Auffahrt hielt.

Er stieg aus, gefolgt von einer klapperdürren Blondine. War das etwas Außergewöhnliches? Nein, nicht wirklich. Ich verdrehte meine Augen, schloss die Türe und ging in die Küche, wo Luke bereits auf mich wartete.

Luke lehnte sich an die Kücheninsel, „Es tut mir leid, ich habe überreagiert" er fuhr mit seiner Hand durch sein Haar. „Ist schon in Ordnung" meinte ich und lächelte ihn an. Ich war nicht sauer auf ihn – ich konnte sowieso nicht lange auf ihn böse sein. Schließlich hatte ich ja nur noch ihn.

„Möchtest du etwas essen?" fragte er und schaute in den Kühlschrank. „Nein, ich hatte mit Ben und Liam Pizza bestellt" er nickte. „Das heißt, du hast es wieder ins Team geschafft?" ich konnte sein Grinsen in der Stimme hören.

„Ja, klar" lachte ich zufrieden. „Ich bin so stolz auf dich, Lily".


Auf dem FeldWhere stories live. Discover now