Kapitel 9

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Rechtfertigung: der Versuch einer Darstellung von Gründen für eine Tat.

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Lilys POV

Nach dem abrupten Ende des Telefonats mit Lee, war Jay unglaublich abweisend. Ich hatte Jay noch nie so peinlich berührt gesehen, wie in diesem Moment.

Und abgesehen von der kurzen Ansage Jays, sprach er kein einziges Wort mit mir. Er schien schon fast ärgerlich und ich wusste noch nicht einmal wieso.

Abgesehen davon waren die Bälle, die in meine Richtung flogen so schlecht geworfen, dass ich von 10 allerhöchstens einen fing.

Die drei Stunden Training zogen sich in die Unendlichkeit, umso froher war ich als Jay endlich sagte, dass das Training beendet ist.

So schnell es ging stürmte ich in die Umkleide nahm meine Sachen und wartete auf Jay, schließlich musste er mich noch nach Hause fahren.

Ich zog mein Schulter Pad aus und beschloss in das Top gekleidet nach Hause zu gehen und dort zu duschen.

Nach ungefähr einer halben Stunde kam endlich auch Jay. Ohne ein Wort zu verlieren, liefen wir zum Auto.

Ich war sauer auf Jay - mal wieder und schaute zu Jay rüber.

Er hatte seine Zähne zusammengebissen, wodurch Jays kantige Gesichtszüge sichtbar wurden. Sein verwuscheltes Haar stand zu allen Seiten ab. So wie Jay aufmerksam die Straße beobachtete, sah er wirklich gut aus. Kein Wunder, dass er bei den Mädchen so beliebt ist.

Ich schüttelte meinen Kopf, wie konnte ich mir so etwas nur denken! Er war ein Arsch und dass würde sich auch nicht ändern.

„Nur weil du Kapitän und Quarterback der Football-Mannschaft bist, heißt das nicht, dass ich mir alles von dir gefallen lasse" sprudelte es aus mir raus. Die Wut kochte einfach über.

„Möchtest du nach Hause laufen oder bist du jetzt leise und ich nehm dich mit?" fragte Jay mit Druck in der Stimme. War das sein Ernst? Wollte er mich jetzt ernsthaft rausschmeißen? Das konnte er doch nicht machen!

„Du bist so ein arroganter Schnösel. So was ekliges, wie dich, habe ich noch nie gesehen" angewidert verzog ich mein Gesicht, „aber keine Sorge von so jemandem, wie dir möchte ich mich gar nicht mehr mitnehmen lassen" brachte ich meine Wut-Rede zu Ende.

Den restlichen Weg fuhren wir in unangenehmer Stille. Sobald Jay in der Auffahrt hielt, sprang ich ohne ein weiteres Wort aus dem Auto und ging zu mir nach Hause, um zu duschen, mir etwas anderes anzuziehen und anschließend zu Ben zu gehen.

Jays POV

Fluchtartig springt Lily aus dem Auto, als ich vor der Garage halte. Die ganze Fahrt über habe ich überlegt, wie ich mich verhalten sollte.

Nun saß ich also hier; auf meinem Schreibtischstuhl, die Beine auf dem Schreibtisch und am Telefon mit meinem Bruder Lee. Mein Blick ging aus dem Fenster raus, wo ich Ben und Lily am Pool sah.

Lily hatte einen bunten Bikini an, der sich perfekt an ihren Körper schmiegte, während ihre Haare lockig über ihre Schulter fielen.

„Was sollte das vorher?" fragte Lee, in Anknüpfung an das vorherige Telefonat. Das Beste wahr wohl die Geschichte von vorne aufzurollen. Was sollte auch schon passieren? Er kannte die Geschichte sowieso schon.

„Ich weiß Lee, ich war ein Arsch, dass ich Lily gezwungen habe, sich bei uns, Jungs umzuziehen, aber...", „Was?" unterbrach mich Lee mit schriller Stimme, „Hast du sie noch alle?"

Lees Tonhöhe war um einiges lauter und aggressiver, als zuvor. Hatte er davon noch nichts gewusst? Vielleicht hätte ich mir erstmal Lees Standpauke anhören sollen, bevor ich selber in Vorlage gehe und mich in die Scheiße rede.

Aber wieso hatte sie ihm das nicht erzählt? Was hatte sie sonst erzählt?

„Hast du sie noch alle?" wiederholte Lee. Es klang, als würde Lee in seiner Wohnung auf und ab laufen und sich überlegen wie er mich anmeckern konnte.

„Ich dachte die ganze Zeit, Lily stellt sich nur so an und hat grundlegend etwas gegen dich, aber... aber du bist einfach ein Arsch!" schrie er plötzlich und ich hielt mein Handy einige Zentimeter von meinem Ohr weg.

„Was soll ich denn jetzt Luke sagen? Warte, Luke ist dieses Wochenende doch noch nicht einmal da, oder? Jetzt übernachtet sie auch noch bei euch! Also ich wollte jetzt nicht in Lilys Haut stecken." Überlegte er die ganze Zeit laut.

„Bring das in Ordnung!" befiehl er plötzlich und vor Schreck duckte ich mich.

Ich setzte mich wieder in meine vorherige Position. Lily rannte durch den Garten, während Ben versuchte sie zu fangen, um sie vermutlich in den Pool zu werfen.

„Wie denn nur?" murmelte ich vor mich hin. Sie hasst mich doch!

„Lass dir was einfallen, sonst bist du doch auch nicht so einfallslos. Aber eins kann ich dir sagen,..." ich verdrehte meine Augen, Lee nahm seine Aufgabe aber ganz schön ernst, „...wenn ich wieder zurück bin, knallt es!"

Lilys POV

„Du kriegst mich nicht" schrie ich so laut ich konnte durch den Garten. Ben hatte vorgeschlagen, dass wir in den Pool gehen, na ja, und jetzt waren wir einer knallharte Wasserschlacht.

Ben stand einige Meter von mir entfernt und grinste mich hinterhältig an. „Dass denkst nur du" meinte er selbstsicher.

„Versuch es doch" ich streckte ihm die Zunge raus und er rannte auf mich zu. So schnell ich konnte, rannte ich um den großen Kirschblütenbaum herum und wieder in Richtung Pool, als Jay nur in Shorts bekleidet in den Garten laufen sah.

„Ben, wo ist mein graues Nike Shirt?" fragte Jay. Ich rannte an Jay vorbei auf die Terrasse, Ben fühlte sich überhaupt nicht angesprochen und rannte weiter hinter mir her, blieb dann zwei Meter vor mir und einen Meter hinter Jay stehen.

Dieser drehte sich empört um, stellte sich direkt hinter Ben. „Ben" schrie er ihm ins Ohr und Bens Blick zuckte von mir zu Jay. „Wo ist mein graues Shirt?" wiederholte Jay.

„Keine Ahnung, kein Grund mich so zu erschrecken" antwortete Ben genervt. Jay verdrehte seine Augen. „Tut mir leid, dass ich euch bei eurem Babyspiel gestört habe" sagte Jay mit einem gehässigen Unterton.

„Kann ja nicht jeder so ein Miesepeter, wie du, sein" grinste ich ihn frech an.


Auf dem FeldWhere stories live. Discover now