Das Geschenk!

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Kapitel 40


*** Das Geschenk! ***



Am nächsten Morgenerwachte ich, weil ich wieder diese Blicke von meinem Verlobten aufmir spürte. Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah in seinewarmen grauen Augen! „Guten morgen, mi sol!" kam es raunend vonihm und seine Hand fuhr über meine Wange, über meinen Hals zumeinem Bauch. Ich hielt Faiths Hand immer noch, doch Haytham befand,ich sollte sie jetzt los lassen und löste sie langsam von mir.


Seine Lippen senkten sichauf meinen Mund und ich umfasste seinen Nacken und erwiderte dieseLiebkosungen. Neben mir hörte ich plötzlich nur ein schmerzhaftesStöhnen und als ich mich umdrehte, versuchte Faith gerade sich unterihrem Mann zu befreien.


Doch ihre angeknackstenRippen machten es ihr nicht leicht. Und da war wieder mein schlechtesGewissen, ich gab ihr einfach nur einen Kuss und hoffte, dieEntschuldigung wäre ausreichend. Faith erwiderte ihn, doch bevor wirwieder miteinander verschmelzen konnten, räusperte sich meinVerlobter und verlangte meine Aufmerksamkeit.


Er hatte nämlich nocheinen eher unkonventionellen Plan. Mit einer schnellen Bewegung warer über mir und hielt mich so auf dem Bett fest, dass ich mich nichtmehr rühren konnte. Seine Erregung war deutlich zu spüren und ernahm mich, ohne Rücksicht auf die anderen Anwesenden. Es störtemich nicht, wenn ich ehrlich bin, im Gegenteil! Als er schwer atmendan meiner Schulter lag, flüsterte er nur „Ich liebe dich, mi sol!"und in seinen dunklen grauen Augen las ich, dass er mich am liebstennie wieder loslassen will.


Es wurde Zeit fürsAufstehen, denn auch July würde gerne ihre Eltern wieder um sichhaben. Mir fiel aber ein, dass ich meinen Ornat nicht tragen konnte,da er zerschnitten auf dem Boden des Gästezimmers lag. Gerade alsich das Hemd anziehen wollte, meinte Faith nur. „Hey, nu komm dupreußisches Weib, suchen wir dir etwas ordentliches zum Anziehen."grinsend nahm sie meine Hand und zog mich über die Galerie insSchlafzimmer und ins Ankleidezimmer. „Eine gute Idee, du störrischeSchottin!" gab ich lachend von mir. Und mir fiel ein, dass ich ihrrotes Kleid noch hatte! Bei Gelegenheit sollte Haytham es ihrwiedergeben!


Faith suchte in ihremKleiderschrank nach etwas Passendem. Doch als sie mir ihrenschwarz-roten Meisterassassinen-Ornat reichte mit den Worten „Eswürde mich freuen wenn du ihn nimmst!" stand ich mit offenem Mundvor ihr. Man machte mich selten sprachlos, doch ich wusste wirklichnicht, wie ich darauf reagieren sollte. Mir stiegen die Tränen indie Augen und ich brachte nur ein „Das kann ich nicht annehmen!"hervor. „Doch das kannst du, es ist mein letzter und ich weiß,bei dir ist er in guten Händen! Die anderen hat meine Großmutterbereits entsorgt!"


Ich starrte sie immernoch an. „Faith, ich... danke! Und du kannst davon ausgehen, dassich gut darauf acht geben werde!" und nahm sie in den Arm. DieserGedanke, dass ich jetzt bald gehen musste, ließ wieder diese dunklenWolken aufziehen und ich versuchte mich abzulenken. Ich zog mir denOrnat an und er passte mir tatsächlich wie angegossen, es wargroßartig, dass wir die gleiche Größe hatten. Als ich mich imSpiegel betrachtete, sah mich eine Frau mit einer ziemlichramponierten Nase an, aber in einem wirklich großartigen Stoffgehüllt.


In der Zwischenzeit hattesich Faith ebenfalls etwas angezogen und war zu July hinübergegangen. Jetzt musste ich noch meine Stiefel, Strümpfe und Waffenaus dem Gästezimmer holen. Auf dem Weg dorthin begegnete mir Shayund warf mir einen seltsamen Blick zu. Ich grinste nur breit und gingeinfach an ihm vorbei! Nachdem ich mich fertig angekleidet hatte,trat ich wieder auf die Galerie.


Haytham erschien fastzeitgleich mit mir, er hatte sich in seinem Zimmer fertiggemacht. Als er mich dort in dem Ornat stehen sah, weiteten sichseine Augen und wanderten etwas säuerlich von mir zu Faith. Doch erkam nicht dazu etwas zu sagen, denn July rannte mit ihren kurzenBeinchen freudestrahlend auf ihren Patenonkel zu. „Ho ho!" riefsie und wie automatisch nahm er die Kleine auf den Arm. „Gutenmorgen, kleine Maus!" begrüßte er sie und kam auf mich zu mit denWorten „Darüber reden wir später noch!"


Immer noch grinsend, gabich ihm einen Kuss und sah, dass auch Shay mich immer noch seltsambeäugte. Unten angekommen, setzte Haytham July in ihren Hochstuhl.Dann nahmen wir Platz, Shay an der Kopfseite des Tisches links vonihm saß die kleine Maus und daneben Faith. Haytham saß Julygegenüber und ich nahm gegenüber meiner Freundin Platz. Ich saßnoch nicht ganz und hatte bereits eine große Tasse mit wunderbarheißem Kaffee vor meiner Nase, Marge ist einfach toll! Einglückliches Seufzen kam mir über die Lippen und Haytham schütteltenur mit dem Kopf, er würde diese Liebe zu diesem Heißgetränk nieverstehen.


Während ich meinemHeißhunger nach etwas Süßem nachging, bekam ich die Diskussion vonJuly mit ihrer Mutter mit. Die Kleine wollte lieber Butter, als ihrenHaferbrei, doch Faith blieb standhaft. Doch es gab statt des Breiseinen geschälten Apfel, wie ich fand auch gesünder. Ich erinnertemich an Yannicks Essgewohnheiten und musste lächeln, auch er hatteseltsame Wünsche beim Essen gehabt.


Ich genoss diesen Friedenund wünschte mir, ich könnte es noch öfter erleben. Und endlichkonnte ich auch wirklich ESSEN, denn ich trug nur ein leichtes Miederund kein Korsett. Es war eine Wohltat und wie aus einem Reflex,lehnte ich mich an Haytham, welcher mich erstaunt ansah. „Ist allesin Ordnung, Alex?" fragte er besorgt. „Hmmmm?" kam es nur. „Oh,ja. Natürlich, ich war gerade nur in Gedanken, mi amor." und ichgab ihm einen Kuss auf die Wange.


Uns gegenüber entbranntenun ein Kampf um ein süßes Brötchen mit Honig, welches sicheigentlich Faith geschmiert hatte. Doch July wollte es unter allenUmständen für sich und zerrte daran. Irgendwann nahm die Schottinihre Tochter auf ihren Schoss und fütterte sie, damit sie selberauch endlich frühstücken konnte. Ja, diese und ähnliche Szenenkannte ich auch noch. Es musste immer das Brot vom Mama sein, es warzum Verrückt werden.


Nachdem wir alle fertigwaren, war es an der Zeit, dass wir gingen. Meinen kaputten Ornathatte Marge bereits in ein Päckchen geschnürt und es lag imEingangsbereich auf einem kleinen Tisch. Shay hatte seine Tochter aufdem Arm und stand nun mit Faith bei der Tür. Gerade als uns einBediensteter die Tür öffnen wollte, fragte Faith uns „Wie wärees, wenn ihr beide morgen Abend zum Essen vorbei kommt? Ich würdegerne etwas für euch kochen!" Das hörte sich fantastisch an,meiner Meinung nach.


Doch Haytham sah michfragend an und ich konnte verstehen, dass er lieber so viel Zeit wiemöglich mit mir verbringen wollte. Aber es wäre nur ein Abendessen,den Rest des Tages hatte er ja mich für sich alleine! Also stimmteich ihr zu. „Das ist eine großartige Idee, dann wäre es wie einAbschiedsessen für mich unter Freunden!" meinte ichfreudestrahlend. „Was hast du denn geplant?" fragte ich neugierigund erntete schon wieder so einen seltsamen Blick von meinemVerlobten. Fragte man nicht danach? Wieder eine Lektion die ich wohlnoch lernen musste.


Oh nichtsgroßartiges. Nur ein Ragout, das Rezept habe ich von Cassidy undwollte es schon lange einmal ausprobieren!" meinte Faith undsah mich erwartungsvoll an. „Hört sich hervorragend an, ich liebeRagout." sagte ich nur, denn ich liebte Fleisch über alles. Unddiese irischen Gerichte waren einfach ein Traum.


Nachdem wir uns für denmorgigen Abend verabredet hatten, verabschiedeten Haytham und ichuns. Aber nicht ohne noch einmal meiner Freundin einen lange Kuss zugeben. 

Even when your kind appears to triumph ... Part 2Where stories live. Discover now