Wie finde ich jetzt wieder in mein altes Leben?

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Kapitel5


**** Der nächsteMorgen (20. Mai 2019) ****



Ich stand etwas schwerfällig auf undging leise ins Bad. Es war erst 8.30 Uhr und ich wollte meinen Sohnnicht schon so früh aus dem Bett werfen. Also machte ich mich leisefertig und ging dann in die Küche.


Was hatte ich sie doch vermisst. Alsich den Kühlschrank öffnete, sah ich erst, dass meine Freundin gutvorgesorgt hatte. Gestern Nacht hatte ich nicht mehr darauf geachtet.Fast alle meine Lieblingsspeisen waren da und es fehlte nichts. Memoan mich: Bedank dich nachher gleich richtig!


Ich schmiss meine Kaffeemaschine anund holte die Dose Kaffee aus dem Schrank. Der Duft von diesemunglaublichen köstlichen und sagenhaften Heißgetränk ist einfachsoooo umwerfend... entschuldigt. Ich schweife ab. Kurz darauf stiegmir der Kaffeeduft in die Nase und ich schnappte mir meinen Becher.


Bewaffnet damit ging ich insWohnzimmer an meinen Schreibtisch und schaltete den Rechner an.Dieses wohlvertraute Geräusch war wie Musik in meinen Ohren und ichkonnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wie wir uns doch an soviele Dinge einfach gewöhnt haben, Geräusche die für unsselbstverständlich geworden sind... Meine Gedanken schweiften ab undich dachte über diese Stille nach, die ich so oft in den Nächtendes 18. Jahrhunderts erlebt hatte.


Hier war es immer irgendwie lebendig.Man hatte ständig Geräusche um sich herum, es war nie still.


Als mein PC hochgefahren war, rief ichmeine Emails auf. Da hatten sich so einige angestaut. In den meistennormalen Mails wurde aber oft nur gefragt, wann ich wieder im Landesei. Nicht jedem konnte ich erzählen, dass ich zwischen den Zeitenreiste. Viele Bekannte dachten, ich sei im Ausland unterwegs. Nun ja,es war ja eigentlich auch so ähnlich.


Die Firmenmails und Anfragen vonmeinem Mentor beantwortete ich schon mal. Denn wir würden uns ja ehin den nächsten Tagen dann zusammen setzen und dort würde ich dannmeinen Bericht abgeben.


Gleichzeitig fing ich aber an, wiederim Jahr 1759 rum zu stochern. Denn ich wollte schon mal anfangen,mich mit den folgenden Jahren auseinander zusetzen, damit ich besserplanen könnte. So in meine Gedanken versunken und mit dem Lesenbeschäftigt, hatte ich Yannick gar nicht bemerkt, der plötzlichneben mir stand.


„Mum, was machst du da? Du bistschon wieder am weiter forschen? Du willst nicht ernsthaft sofortNOCH eine Reise antreten, oder? Du bist gerade erst wieder zurück!"mit einem zweifelnden Ausdruck im Gesicht, sah er mich an.


„Du hast mich ganz schönerschreckt, Yannick!" maulte ich ihn an. „Das ich zurückkehresteht ja fest. Doch es gibt noch einiges zu erledigen und wann, dassteht noch nicht fest und auch nicht ob es tatsächlich dazu kommenkann." antwortete ich nur.


„Das sagst du jetzt doch nur, ummich zu beruhigen. Lass mich raten, du hast schon einen Planangefangen zu schmieden. Ich kenne diesen Ausdruck von dir! Und ichweiß, du willst dann dort bleiben. Ich kann es ja auch irgendwieverstehen, denn ich habe mit Master Kenway darüber gesprochen.Doch... jetzt? So schnell wieder?" ein trauriger Ausdruck legtesich auf sein Gesicht.


„Ich sage das nicht um dich zuberuhigen, sondern weil ich erstmal hier aufräumen muss, Yannick!Das braucht Zeit, vermutlich noch einige Jahre. Und erst, wenn ichsicher bin, dass du versorgt bist, werde ich gehen. Ich gehe nichteinfach so, das könnte ich gar nicht machen!" sagte ichbeschwichtigend und lächelte ihn an.


„Es tut mir leid, ich hätte nichtso unfair sein sollen. Aber ich mache mir nun mal Sorgen um dich! Undich möchte doch nur, dass es dir gut geht!" Yannick stellte sichhinter mich und umschlang mich mit seinen langen Armen und drücktemir einen Kuss auf den Kopf. „Ich gehe jetzt duschen."


Im Hinausgehen kam zögerlich„Duhuuuu, Mum, denkst du daran, dass ich noch weg wollte heute?"Ich sah zu meinem Sohn hinüber. „Ja, daran denke ich. KeineSorge!"


Er verschwand im Bad und ich schlossdie Seiten mit meiner Recherchen vorerst und fuhr den PC wiederrunter. Jetzt hatte ich keine Ruhe mehr dafür. Später konnte ich janoch einmal einen Blick darauf werfen.


Ich schmiss die dreckige Wäsche indie Maschine und begann mich langsam einzurichten. Dabei fiel mir dasBuch „Forsaken" wieder in die Finger, doch bevor ichwieder anfing zu grübeln, verstaute ich es schnell in meinerNachttischschublade. Ich machte mein Bett und hatte plötzlich dieBilder von Shays und auch Haythams Schlafzimmer im Kopf. Ichschüttelte meinen Kopf, um diese Gedanken zu verdrängen. JederHandgriff rief in mir eine Erinnerung hervor. Es war zum verrücktwerden.


Vielleicht sollte ich unserenhausinternen Psychologen die Tage mal zu Rate ziehen. Denn ich konnteso nicht weiter machen, es zehrte jetzt schon unendlich an meinenNerven und ich hatte Angst, es könnte noch schlimmer werden.


Mittags aßen wir noch eineKleinigkeit bei unserem Lieblingsgriechen und ich brachte danachmeinen Sohn zu seinem Freund Tom. Dieser hatte ein regelrechtesLeuchten in den Augen, als er Yannick begrüßte. Die beiden kanntensich schon seit dem Kindergarten und waren fast wie Brüder. TomsMutter erschien in der Tür und wir unterhielten uns noch kurz, wannich denn meinen Sohn wieder abholen wolle und über die üblichenKleinigkeiten des Alltags. Da im Moment in der Schule der beidenJungs der Unterricht ausfiel, weil durch einen Sturm einigeBeschädigungen entstanden waren, beschlossen wir, dass Yannick bisSonntag ruhig bleiben könne. Ich würde mich umgekehrt dann genausowieder revanchieren!


Ich ging zurück zum Auto und fuhr einwenig ziellos durch die Gegend, bis ich an meinem Lieblingswaldstückankam und ausstieg. Es war kalt geworden, aber die Luft war klar unddie Sonne kam raus. Also machte ich einen ausgiebigen Spaziergang, ummeinen Kopf frei zu bekommen.


Nach etwa eineinhalb Stunden ging ichzurück, setzte mich in mein Sternchen und fing an zu weinen. DerWaldspaziergang hatte meinen Kopf keineswegs frei gepustet. ImGegenteil, in mir keimte immer mehr der Wunsch, so schnell wiemöglich wieder zurück zu gehen. Es tat innerlich schon regelrechtweh, dieser Drang. Ich konnte es nicht abstellen. Kurzerhand machteich einen Termin bei unserem Psychologen. Nächste Woche konnte ichschon dran kommen, perfekt!


Und was machte ich jetzt mit meinemangebrochenen Tag? Und... vor allem, was machte ich in den nächstenTagen, wo ich alleine war? Vielleicht sollte ich einigeFreundschaftsbesuche machen. Das wäre sicherlich besser, als zuhause zu hocken und Trübsal zu blasen! Während ich jetzt sounterwegs war, rief ich bei meinen zwei besten Freundinnen an und wirmachten für die nächsten Tage ab, dass ich zum Kaffee rum komme.Das würde mir sicherlich gut tun.


Even when your kind appears to triumph ... Part 2Kde žijí příběhy. Začni objevovat