Kapitel 27

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Yoongi Pov
„Ich hab' es gesehen. Also mach dir nicht die Mühe, es zu verstecken.", klangen Yoongi's ruhige Worte durch den ungemütlichen Abend. Diese Schnitte waren nichts, wovor sich sein kleiner Bruder fürchten musste. Niemals würde der Ältere ihn dafür rügen oder ihn abwerten, wie es in der früheren Gesellschaft für Menschen mit psychischen Problemen, zu denen Taeyong zählte, üblich war. Bei Yoongi war der Jüngere schon immer sicher gewesen. Wie die schützenden Hand Gottes bewahrte er ihn vor jeglichen Unheil, welches ihm noch zu Teil werden könnte. Leise, durch die Nacht hindurch blickte er zu seinem Bruder zurück, aus Angst er könnte einfach so verschwinden. Sich in Luft auflösen. Auch er war vor der Katastrophalen Apokalypse nicht psychisch verschont worden. Trugbilder suchten ihn viel zu oft heim. Die Stimmen jener, die er liebte, immer wieder versuchte er sie zu fassen, jagte sie durch die Wälder und alles, was er am Ende vorfand, war ein Verfliegen, ein Rauschen in den Bäumen und wie Romeo schmiss er sich auf die Knie und verfluchte das Universum für seine Gräueltaten.

Es war ein Spiel nichts weiter. Manchmal dachte er wirklich, dass die Vorstellungen der Romantik stimmten und die Welt Gotte's Bühne war und er der Regisseur, wir alle seine Figuren, die er tanzen lies. Eine schlimme Vorstellung, je länger er darüber nachdachte. Wollte er doch hoffen, dass Gott den lieben Taeyong verschonte, denn es war so gut, ihn neben sich zu spüren. Ohne zu zögern stieg Yoongi in eines der verlassenen Häuser ein. Es war relativ gut erhalten. Die Tür stand offen, doch die Fenster waren noch nicht kaputt. „Hier rein.", gab er karg von sich und zückte sein Gewehr, um das Gebäude, wenn es sein müsste zu säubern.

Glücklicherweise stand es leer, keine Infizierten. Nachdem Taeyong eingetreten war, verriegelte er die Tür provisorisch und ließ seinen Rucksack und die Waffen auf den Boden fallen, ehe auch er sich an einer Wand niederließ. „Du frierst sicher.", stellte der Ältere fest und suchte in seinem Rucksack nach einer zweiten Jacke, welche noch relativ trocken war. „Hier, zieh sie an, Kleiner. Damit du mir nicht erfrierst. Bist du lebensmüde, einfach nur mit T-shirt durch diesen Sturm zu laufen? Und was sollen die lila Haare, das chemische Zeug hätte dir die Haare wegätzen können. Wohl immer noch so hohl im Kopf, wie früher", neckte er ihn etwas und legte die Jacke neben sich. Das Wichtigste war nun erstmal, dass sie vor den Infizierten, der düsteren Nacht und dem Sturm sicher waren. „Die Natur holt sich alles zurück. Ich wünsche keinem heute Nacht draußen sein zu müssen", sachte legte der Schwarzhaarige seinen Kopf gegen die Wand ab und schloss für einen Moment die Augen.

Taeyong Pov
Taeyong fühlte sich stets wohl bei seinem Bruder, als wäre er der Einzige, bei dem er schwach sein konnte, denn Taeyong war nichts weiter als ein geschwächtes, chaotisches Durcheinander und ständig die Fassade aufrecht zu erhalten, dass er vollkommen okay wäre, war anstrengender, als man vielleicht glaubte. Yoongi's Worte brachten ihm allerdings Unbehagen, als wäre es ihm peinlich, wieder damit angefangen zu haben. Es war vergleichbar mit Yoongi und seinen Zigaretten. Aber eben doch etwas ganz anderes.

Sie betraten das verlassene Haus und während Yoongi die Gegend prüfte, fuhr sich Taeyong bloß durch das klitschnasse Haar und unterdrückte ein Zähneklappern. Er nahm sein Gewehr vom Rücken, als Yoongi zurückkam und sich letztendlich am Boden niederließ, an eine Wand gelehnt. Der Jüngere zögerte noch einen Moment, lauschte den Worten seines Bruders, der gerade mehr wie ein beinahe altmodischer Vater wirkte. Er belächelte seine letzten Worte über seine Haare schwach, ehe er sich neben den anderen setzte und sich blitzschnell die Jacke überzog. Zum einen, weil ihm eiskalt war, aber auch, weil er sich unwohl mit den freien Armen fühlte. Als Yoongi erneut sprach schluckte Taeyong schwer. Ten war da draußen. Im Sturm. Irgendwo. Alleine.

Sachte schüttelte er den Kopf. Er wusste überhaupt nicht, was er noch sagen wollte oder wo er anfangen sollte. Es war so unheimlich viel passiert, Taeyong wünschte einfach, all seine Tagebucheinträge vorlesen zu können. "Hyung.. Ich- ich bin froh, dass du am Leben bist.", sagte er also als erstes, denn das war seiner Meinung nach am wichtigsten. "Lebst du.. denn ganz allein?", fragte er dann vorsichtig, um sich nach dem Zustand des Älteren zu erkunden.

❛ Infected love ❜  - TaetenWhere stories live. Discover now