Kapitel 26

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Taeyong Pov
Kühler Regen fiel auf die Straßen der wüsten und einsamen Stadt. Die kalten, kaputten Wände der großen Gebäude und Häuser waren von Pflanzen und Moos eingenommen worden. In den Löchern auf den zerstörten Straßen bildeten sich Pfützen, desto länger der nieselnde Regen anhielt. Die Natur holte sich gewissermaßen alles zurück, was der Mensch ihr zuvor genommen hatte.

Taeyong hatte sich bereits an die Umstände der zerstörten Umgebung gewöhnt. Nachdem er die aufgerissene Schnittwunde an seinem Handrücken ein wenig behandelt hatte, hatte er sich auf den Weg in die Innenstadt gemacht. Der Lilahaarige hatte gehofft, seinen Freund, Ten, im Hauptquartier der Miliz anzutreffen, aber der hübsche Thailänder war dort nicht zu finden. Nun begann sich Taeyong also zu fragen, ob er den anderen jemals wieder treffen würde und ob der dann auch bereit wäre, ihm zuzuhören. Die beiden hatten sich vor einigen Stunden gestritten, am Morgen dieses Tages, nun näherte er sich schon den Abendstunden. Im Quartier hatte Taeyong das Gefühl zu ersticken, weswegen er eben rausgegangen war. Ehrlich gesagt hoffte er, den Jüngeren zu finden, aber ging davon aus, es nicht zu tun. Die Wahrscheinlichkeit war zu niedrig.

Gerade stand er in einem chaotischen, zerstörten Zimmer einer x-beliebigen Wohnung und suchte nach brauchbaren Materialien. Er packte alles in seinen Rucksack, was brauchbar erschien, konzentrierte sich hauptsächlich aber auf Munition und Schreibmaterialien. Er war sich nicht sicher, wie lange sich die Stifte, die er besaß, halten würden, weshalb er nicht scheute, einige mitzunehmen - dasselbe galt auch für Papier. Das meiste, was er fand, war allerdings durch den Regen verweicht, weil die Wände der Gebäude undicht waren oder gar keine Fenster besaßen. Auch hier fand er daher fast nichts, seufzte und blickte aus dem Loch in der Wand, dass mal ein Fenster gewesen war. Der Regen würde für's Erste wohl nicht aufhören, doch länger konnte er hier drinnen nicht verweilen. Er hatte beinahe alle Wohnungen des Gebäudes vollständig abgesucht. Sein Weg führte ihn also wieder auf die Straße, wo er sich erst einmal umsah. Man musste zu diesen Zeiten immer achtsam sein, denn neben überlauten Beißern, gab es noch andere Überlebende, die sicherlich an seinen Wurfmessern, die in einer selbstgemachten Gürteltasche steckten, oder dem Gewehr an seinem Rücken interessiert wären. Vielleicht würde er auch Ten sehen; eher nicht.

Taeyong musste kurz inne halten, als er lief, merkte wieder, wie sich sein Kopf drehte und er sein Gesicht zu tauschen schien. Er blinzelte ein paar Mal, blickte sich kurz orientierungslos und zögerlich um, bevor er sich fing. Nun etwas eiliger schritt er voran, begann auf seiner Lippe herumzukauen. Der schlanke Mann hatte sich bereits mehr oder weniger daran gewöhnt, sich nun unregelmäßig zu verändern. Seitdem er der Miliz beigetreten war, hatte er sein verborgenes Gesicht (Monsoo) getragen, doch nun schien das Ich, dass er kannte, sich wieder herauszuarbeiten, sodass es immer wieder Wechsel zwischen den beiden Persönlichkeiten gab, die er leicht verzweifelt dokumentierte, wenn er sich in seinem bekannten Zustand befand. Taeyong war eigentlich wegen seiner ständigen Wechsel leicht panisch, doch sobald er die kalte Maske aufsetzte schien es für ihn ganz normal, zweimal zu existieren. Erklären konnte er es sich allerdings nach wie vor nicht. Er sollte Ten davon erzählen, falls er ihn wiederfand. Der Lilahaarige war fester Überzeugung dem anderen alles zu erzählen, was er vor ihm verheimlicht hatte, in der Hoffnung ihren Streit wieder gut zu machen.
Doch heute sollte er jemand anderen treffen.

Yoongi Pov
Heftiger Regen prasselte wie harte Schläge auf den glänzenden Asphalt. Schon den ganzen Tag war es am Regnen und nun sah man, wie bei keiner anderen Wetterbedingung, wie sich die Welt verändert hatte. Sie war grau und ließ nur das zurück, was sie wieder in ihren biologischen Kreislauf reproduzieren konnte. Asphalt war aufgebrochen, aus denen sich leichte Grashalme ihre Halse gen Himmel streckten und sich nun um diese leichte Abwechslung, ihre Nahrung zum Leben, erfreuten. Die Menschen waren entbehrlich. Alles Leben war das. Mit der Zeit kamen immer Naturkatastrophen oder Plagen, die die Welt untergehen ließen. In der Urzeit war es der Komet, in der Bibel die zen Plagen und jetzt war es die Menschheit, die mit der Seuche ausgerottet wurde. Nur wenige überlebten. Ein natürliches Phänomen. Das dominate Gen sozusagen oder auch einfach gesagt, die jämmerlichen Arschlöcher, für die sich Gott und der Teufel zu fein waren. Sie hatten hier ihre ganz persönliche kleine Hölle.

❛ Infected love ❜  - TaetenМесто, где живут истории. Откройте их для себя