Kapitel 10

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Taeyong Pov
Hitze und noch mehr Hitze. Taeyong spürte, wie er kochte und trotzdem schleppte der Blonde sich heran, um sich mit Ten zu treffen. Ihm ging es wahrlich sehr miserabel und mit jedem seiner schnellen Schritte wurde ihm klarer, dass er Fieber oder so hatte. Er sollte sich hier nicht herumtreiben, nicht mit all dem, was er bei sich trug, aber auch, weil er merkte, dass ihm schwindelig wurde. Die letzte Nacht hatte Taeyong kein Auge zugetan. Er war jetzt seit vierundzwanzig Stunden wach und hatte vorher nur vier Stunden Schlaf gehabt; was ihn gerade schwächte war nichts anderes als der Schlafmangel. Taeyong konnte das Appartementgebäude schon sehen, aber er merkte auch, wie seine Kräfte schwanden. Jeder Schritt machte ihn schwächer, langsamer und sorgte für mehr schwarze Punkte vor seinen Augen, bis der untergewichtige Kerl schließlich umkippte und sich nicht mehr rührte.

Ten Pov
So, wie es nun wieder vereinbart war, saß Ten brav auf der Couch im anderen, höheren Apartment und fächerte sich etwas Luft zu. Ohne Klimaanlage war es echt schwer auszuhalten. Wieder trug der Thailänder ebenfalls einen Rucksack auf dem Rücken. Doch darin befand sich nicht viel außer Proviant, Munition und immernoch dieser Erste Hilfe Kasten. Und für Taeyong vielleicht noch was Kleines. In der Zeit, in der er wieder allein war, hatte er sich mächtig Gedanken darüber gemacht, was er ihm am besten mitbringen könnte.

Das Problem war schließlich nur, dass Ten nach fünfzehn Minuten noch immer allein dort saß und wartete. Auch nach einer halben Stunde, fünfundvierzig Minuten und schließlich fast einer Stunde. Nach jeden fünf Minuten wurde er noch enttäuschter. Hatte er ihn vergessen? Oder gar komplett dorthin gelockt ohne zu erscheinen? War es der Grund warum er auch nichts mitbringen sollte? Ten war traurig. Traurig darüber, einfach vergessen worden zu sein. Mit etwas gesenktem Haupt ging er die Treppen wenig später wieder runter und verstaute die Hände in seinen Hosentaschen. Dann war es das wohl, ihre ständigen Treffen. Verschlafen hatte er die Uhrzeit wohl nicht, denn der Thailänder blieb auch vor der Türe nochmals stehen. Doch keine Spur von dem Älteren. Bedrückt seufzend, kickte er einige kleine Kieselsteine weg und ging zurück zu seinem entstandenen Versteck. Es war - wie er es berichtete - ein Baumhaus. Zwar ein altes, an dem man noch arbeiten musste, jedoch war es etwas, in dem er auch sorgenfrei übernachten konnte.

Bevor der Schwarzhaarige abbiegen konnte, entdeckte er jedoch irgendwas in der Ferne, auf dem Boden liegend, schräg gegenüber von ihm. Neugierig ging er ein paar Schritte auf dieses Ding zu, bevor er merkte, wer es eigentlich war - dann sprang erschrocken fast schon auf. "Oh mein Gott, Taeyong!" Schnell lief er zu ihm und drehte ihn um. Der Größere strahlte eine derbe Wärme aus. Wie lange hatte er bitte dort gelegen?! Den Rucksack legte er ab, bevor er sich über ihn kniete und den Kopf auf seiner Brust ablegte. Sein Herz schlug noch, eindeutig. Erleichtert atmete der Tänzer aus und fing an, seinen Handrücken an Stirn und Wangen zu legen. Hatte Taeyong Fieber? Diese Röte auf seinen Wangen verriet es ihm oder war es doch wegen der Sonne? Sanft schüttelte er am Hellblonden und und schlug ihm auch mal sanft auf die Wange, bevor er, aus Angst, dass er immer noch nicht aufwachen würde, ihn richtig mit der Handfläche schlug. "Yah! Taeyong wach auf man!", zischte er und rüttelte weiter an ihm.

Taeyong Pov
Wie wachte man auf? Es war eher das langsame, bedrückende Gefühl, wenn dein Geruchsinn und Hörsinn sich ausbreiteten und alles in der Umgebung aufnahmen, bevor man begann das Umliegende zu spüren und schließlich die Augen sachte zu öffnen. Je nachdem wie ausgeschlafen man war, konnte das recht schön sein. Aber Taeyong bekam das nicht. Er wurde mit einer Ohrfeige geweckt, die seine Augen sofort öffnen ließ. Alles passierte nun auf einmal, er spürte den anderen an ihm rütteln und hörte dessen Worte. "Was...", begann er zu fragen, doch ließ es gut sein, denn sogleich erinnerte er sich wieder was passiert war.

Taeyong sah Ten geradewegs in die Augen, der andere schien völlig außer sich. "Hast du mich gerade geschlagen?", fragte der Hellblonde etwas heiser und grinste. Zwar war er meist ernst, aber gerne in den falschen Situationen ein Knallkopf. Am liebsten begann er dumme Sprüche um sich zu werfen, wenn es richtig brenzlig wurde; das wurde dem Hellblonden dann meist auch zum Verhängnis.
Kurz überlegend erfasste er, was geschehen war und versuchte dann herauszufinden, woran es liegen mochte. In den letzten Tagen war es recht kühl gewesen, da hatte Taeyong Shirts getragen und gefroren. Und heute war es unglaublich warm; der Temperaturunterschied musste ihm eine verpasst haben. Oder ein einfacher Sonnenstich, Müdigkeit..

Ten Pov
Er wollte gar nochmals zuschlagen, doch blickten ihn zwei runde, braune Iriden geradewegs an, bevor er überhaupt ausholen konnte. Eindeutige Erleichterung machte sich in dem Thailänder breit, welcher den gerade aufgewachten kurz gegen die Brust boxte. „Ich kann dich auch liebend gern nochmal schlagen, du Bastard. Du kannst doch nicht einfach.. mitten im Freien ohnmächtig werden! Stell dir vor, ich hätte dich nicht gefunden und du hättest dich irgendwie infiziert - oder wärst gefressen worden. Außerdem hast du Fieber! Was machst du denn-" Ten konnte sich wahrhaftig nicht einkriegen und bombardierte Taeyong bloß gerade zu mit Dingen, die hätten geschehen können, ehe er doch nachgab und den Kopf auf seiner Brust ablegte.

„Ich hasse dich noch mehr dafür, weißt du das? Und ich dachte schon du hast mich vergessen oder wolltest gar nicht mehr hierhin kommen.", nuschelte er. Natürlich wusste er, dass der Ältere dafür nicht wirklich was konnte, doch hätte er auch allgemein auf seine Gesundheit geachtet, wäre dies nicht passiert. Noch weiterhin ein wenig aufgebracht, hob Ten den Kopf wieder an und musterte das Gesicht des anderen. „Du siehst schlecht aus.. Lass uns woanders hingehen."

Taeyong Pov
Taeyong war noch etwas verwirrt und schlapp, doch konnte mit einem Schmunzeln beobachten, wie der andere wie ein Wasserfall losbrach und erstmal nicht aufhörte seine Sorgen auszuspucken. Das brachte den Älteren bloß zum Lachen, wie er lange nicht gelacht hatte. "Ten hör dir mal zu, was zur Hölle redest du denn da?" Im nächsten Moment lag der Kopf des Kleineren aber schon auf seiner Brust, bevor der weiter sprach. Amüsiert verdreht der Blonde die Augen, auch, wenn es der andere nicht sehen konnte. "Du übertreibst doch bloß.", meinte er, als Ten behauptete, traurig gewesen zu sein, als er nicht aufgekreuzt war. Andererseits verpasst der Gedanke ihm auch ein seltsames Gefühl im Bauch. Sachte strich er mit den dünnen Fingern durch das schwarze Haar des Jüngeren, bis dieser sich wieder aufrichtete. "Dann musst du aber erstmal von mir runter, hm?" Der Hellblonde war sogleich gut gestimmt, was er sich auch gut anmerken ließ. Mit der Zeit war er dem anderen viel vertrauter, umso mehr Zeit sie einander verbrachten.

Ten Pov
„Ich übertreibe garnicht. Du untertreibst bloß.", zischte er und schlug ihn nochmal auf die Brust. Grummelnd erhob er sich schließlich nach der Aufforderung des Koreaners, klopfte sich den Staub von der Hose und streckte ihm wieder die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. "Wir gehen jetzt zu mir. Da ist es sicher und du kannst dich ausruhen. Und da kann auch nichts passieren.", prahlte er mit stolzem Lächeln auf seinen Lippen und griff nach dem Rucksack, welcher noch auf dem Boden lag.

In den letzten Tagen hatte er viel geschafft. Denn er konnte sich nun auch wehren, wenn es nötig war. So kam er schneller voran. "Ich kann dich stützen wenn du willst. Ich denke nicht dass du top fit bist. Außerdem siehst du krank aus.", fing er schließlich wieder das Meckern an und harkte sich ohne große Vorwarnung beim Älteren ein.



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❛ Infected love ❜  - TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt