Kapitel 7

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Ten Pov
„Tennie-...", wiederholte der Schwarzhaarige, ehe er ihm den Mittelfinger zeigte und daraufhin hoch half. Wofür diese nette Geste überhaupt durchführen, wenn Taeyong sich über seinen Spitznamen lustig machte. Seufzend ging er gerade mal ein paar Schritte, als er noch ungewollt nach vorn stolperte. "Ich geh ja schon.", schmunzelte er und konnte es sich nicht verkneifen, den Älteren ebenfalls noch zu schubsen, bevor er die Treppe runter ging.

Weit gingen sie jedoch nicht, denn der Thailänder wollte in ein Apartment, das im höchsten Stockwerk war. Dort gingen - seiner Meinung nach - keine Leute hin, da es so weit oben war. Also war es dort eventuell auch nach drei Jahren noch nicht so leer. Mit der Schulter stieß er die Tür auf und trat langsam ein, wobei seine Hand - wie in manchen Filmen - fast schon automatisch an der Knarre lag.

Jedoch schien alles in Ordnung zu sein, nur das Gähnen Taeyongs ließ den Jüngeren überrascht zusammen Zucken und nach ihm schlagen. "Geht das nicht leiser?", murmelte er und ging auf eine Couch zu, welche schräg vor dem Fenster stand und ließ sich auf dieser nieder. "Hier." Mit einem Lächeln streckte er dem Koreaner - wie erwähnt - ein Sandwich entgegen und biss dabei selbst in eins. Wieder mal etwas vernünftiges zwischen die Zähne zu bekommen, wurde Ten immer mehr zum Luxus - ein Grund mehr ihm was vom eigenen als Dank abzugeben.

Taeyong Pov
Taeyong fühlte sich überraschenderweise recht entspannt, obwohl er einen ernsten, aufmerksamen Charakter pflegte. Zumindest steckte er gerade in diesem. Als der andere ihn noch hinwies, leiser zu sein, zuckte er bloß nur mit den Schultern und verdrehte die Augen. Wenn Beißer hier wären, hätten sie sie sicherlich gehört, zumal er hier oben mit keinen rechnete. Aber der andere hatte schon recht, man sollte bloß aufmerksam sein, denn Menschen konnten auch schnell zur Gefahr werden.

Skeptisch hob er eine Augenbraue, als der andere ihm ein Sandwitch anbot, setzte sich aber schließlich - mit etwas Abstand möchte man dazu sagen - neben den anderen und nahm das gute Stück entgegen, auch wenn er nicht wirklich hungrig war.
"Warum eigentlich 'Ten'?", fragte er wie aus dem Nichts, nachdem er bereits einige Bissen genommen hatte. Taeyong blickte den anderen an, beinahe neugierig und dennoch recht ernst. "Du heißt nicht wirklich so, nehme ich an." Ehrlich gesagt war der Blonde sich nicht sicher, was ihn daran so sehr störte, den Namen des anderen nicht zu kennen. Er wollte es nunmal einfach wissen.

Ten Pov
Sobald der Blonde endlich auf der Couch saß, rutschte der Thailänder zu ihm und zog die Beine auf die Kissen. Am Sandwich knabbernd, seufzte er kurz und warf den Kopf zur Seite.  "Hatte ich das vorgestern nicht sogar erwähnt gehabt? 'Ten' ist einfach nur kürzer als mein richtiger Name. Und vor drei Jahren war es noch mein Künstlername. Oder ist es immer noch. Aber ich lege keinen großen Wert drauf. Nenn mich einfach so, wie ich mich dir vorgestellt habe.", erklärte Ten und hatte trotz des Sprechens, sein erstes Sandwich schon fast aufgegessen und trank nun einen erfrischenden Schluck aus seiner Wasserflasche.

Nun merkte er erst, wie sehr die Flüssigkeit in seinem Körper fehlte. Er fühlte den ganzen Weg des Wassers durch ihn hindurch, bevor es irgendwo wieder aufhörte. „Warum fragst du eigentlich? Bin ich so interessant für dich~", fragte er nun grinsend und rutschte wieder näher. So vom Nahen sah Taeyong auch nicht gerade ausgeschlafen aus. Wahrscheinlich viel zu wenig Schlaf. Erneut seufzte der Schwarzhaarige und musterte den Älteren eine gute Weile lang.
„Wenn du schlafen willst, schlaf ruhig. Ich lauf weder weg, noch bring ich dich um." Kurz hielt Ten jedoch inne, und kratzte sich am Hinterkopf. „Naja... außer ich selbst kann nicht anders überleben.... mal gucken. Sehr beruhigend, nicht?"

Taeyong Pov
Taeyong hatte den anderen zunächst skeptisch angesehen, als dieser näher gerutscht war, doch hatte nichts dazu gesagt.
Nun, stattdessen lauschte er den Worten des anderen, aß erneut mit einem ernsten Ausdruck sein Sandwitch in der Zeit zuende. Schließlich blickte er den anderen an, als der ihm eine eher freche Frage stellte. Kurz wischte sich Taeyong mit dem Arm über den Mund, bevor er antwortete: "Geht so." Die Antwort war so knapp und ernst, dass es schon fast amüsant war. Deshalb musste er schmunzeln, musterte den anderen in Ruhe, bis dieser den Schlaf ansprach. Seufzend brach er den Blickkontakt. "Ich glaube nicht, dass ich einfach so einschlafen werde.", erklärte er, merkte aber, wie alles in ihm danach schrie, sich an die Knie des Jüngeren anzulehnen und seinen Schlaf nachzuholen. "Außerdem vertraue ich dir nicht ganz. Auch wenn du wahrscheinlich sogar aus der kleinen Entfernung verfehlen würdest."

Charmant lächelnd blickte er den anderen an, bevor er bemerkte, dass er noch immer seine Gewehr am Rücken trug. Er beugte sich etwas vor, zog das gute Stück ab und lehnte es aufrecht rechts neben sich an die Couch - sodass Ten nicht direkt rankäme. Jetzt erst durfte sein Rücken wieder das weiche Polster genießen, denn die letzten Tage war es das Metall, dass seinem Rücken ungut tat. Erneut gähnte Taeyong, fuhr sich danach durch das Haar. "Künstlername..", murmelte er, etwas fragend, verschränkte die Arme, während er sich zurücklehnte und die Decke ansah. "Wer warst du vor der Apokalypse?" Der Blonde merkte bereits, wie seine Augen schwer wurden. Wahrscheinlich würd er, während der andere sprach, direkt einschlafen.

Ten Pov
Ein wenig enttäuscht, zog der Jüngere eine Schnute und verschränkte einen Arm vor der Brust, denn mit der anderen Hand hielt er sein letztes Sandwich. „Nett.", murmelte er und zupfte weiter an dem Brot.
"Ich denke aber schon.. Lehn doch deinen Kopf an meinen Knien an. Ich würde mich mit dem Gesicht nicht... dort anlehnen." Etwas angeekelt deutete er am Älteren vorbei, auf die Armlehne der Couch, und sah schließlich wieder in Taeyong's attraktives, kantiges Gesicht. "Außerdem würdest du dann merken, wenn ich abhauen würde.", fügte er noch hinzu und streckte sich etwas.

Auf Taeyong's nächste Anmerkung, sah ihn der Thailänder wenig begeistert an und zeigte ihm, wie davor auch, den Mittelfinger. "Sehr witzig, Taeyong. Ich könnte dir auch einfach den Kopf umdrehen.", sprach er sarkastisch, auch wenn er es zum Ende hin etwas mehr ernster meinte. Auch sein zweites Sandwich hatte er endlich aufgegessen und war wohl voll für die nächste Zeit. Noch ein paar Mal trank er etwas aus der Wasserflasche, bevor er sie zur Seite stellte.

"Ich?" Ein wenig überrascht musterte er den Älteren - welcher sich tatsächlich für Chittaphon zu interessieren schien - wie er das Gewehr wegstellte und sich selbst zurück lehnte.
"Tänzer. Eigentlich wäre auch was aus mir geworden und ich wäre groß rausgekommen - wie man es mir versprochen hatte. Aber daraus wurde halt nichts mehr...", erzählte Ten wieder von sich und zuckte im Anschluss sachte mit den Schultern. "Vielleicht im nächsten Leben oder wenn das Ganze hier endlich vorbei ist." Von dem Leben zu erzählen, das er vor der Apocalypse geführt hatte, war ziemlich schmerzhaft. Aber andere hatten es wahrscheinlich noch schwerer als er.

Taeyong Pov
Wahrlich, Ten's Worte schläferten den anderen wie gewollt ein. Der nutzte jetzt doch das Angebot des Jüngeren und drehte sich um, sodass er zunächst mit dem Rücken zu dem ehemaligen Tänzer saß, bevor er seinen Hinterkopf auf dessen Knie legte und die Augen schloss. Er versank in Gedanken, während der andere noch zuende erzählte. Ein kurzes Lächeln flammte auf seinen Lippen auf und erlosch ebenso schnell wieder. Zwar war Interesse in dessen Frage enthalten gewesen, allerdings hatte Taeyong unteranderem gefragt, um die Aufmerksamkeit von sich selbst etwas abzulenken. Ten war sicherlich schon lange allein, der Gedanke kam ihm gerade. Sicherlich tat es dem anderen gut, etwas zu reden, zumal er ziemlich offen und talkactive wirkte.

So dauerte es nicht lange, bis Taeyong tatsächlich einschlief. Ruhig hob und senkte sich seine Brust; sein Körper dankte leise. Endlich hatte der Blonde Ruhe finden können, im Sturm von Gedanken, Problemen und suchendem Lebenssinn.
So schlief er gut ein bis einundhalb Stunden lang, bevor er wieder erwachen würde.

Ten Pov
Ein Lächeln legte sich auf die thailändischen Lippen, als der andere dazu einwilligte, sich gegen seine Knie zu lehnen. Nun war auch alles in Ruhe gelegt. Der Ältere schlief seelenruhig und Ten sah ihm dabei zu. Ein wenig gruselig mag es schon aussehen, doch was anderes konnte er nicht wirklich machen, ohne ihn aufzuwecken.

Ohne groß zu überlegen, lehnte sich der Tänzer nach vorn und musterte das Gesicht Taeyongs. Eine Narbe zierte seine Schläfe, welche Tens Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine etwa so Ähnliche hatte er auf der anderen Seite, auf seiner Wange ebenfalls. Doch war sie nicht so tief. Einen besonderen Hintergrund hatte sie auch nicht. Jeder hatte nach der Pubertät Narben von irgendwas.

Vorsichtig strich er durch die Haare des Größeren und ließ Strähnen durch seine Finger gleiten. Vorgestern waren sie noch pink. Hatte er sie gefärbt, so lang gewaschen, bis die Farbe weg war, oder stand er den ganzen Tag in der Sonne? Amüsiert darüber, schmunzelte er und blickte nun zu diesem Verband, welchen er immernoch trug. Warum wechselte er ihn nicht? Es wäre auf jedenfall wieder nötig, so dreckig, wie der war. Leise seufzend legte er den Kopf neben Taeyongs ab und schloss die Augen. Vielleicht könnte er sich auch noch ein wenig ausruhen.

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❛ Infected love ❜  - TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt