Kapitel 19

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Ten Pov
Ten wollte wach bleiben, kämpfen. Während sein Kopf nun ebenfalls nachgab und zur Seite kippte, stürmten diese Ärzte in das Zimmer. Mit Werkzeug, einem kleinen Tisch und in Schutzkleidung. Taeyong wurde dabei dringends gebeten, dass Zimmer aus Hygienegründen zu verlassen. Eine Sauerstoffmaske wurde dem Thailänder umgelegt. Doch diese wurde schnell wieder abgenommen, sobald der Puls des Thailänders getestet wurde. Sein Herz blieb stehen. Es schlug nicht mehr. Eilig machte sich ein Arzt daran, ihn durch Herzdruckmassage wieder zum Leben zu bringen, während ein anderer eines dieser Blutpäckchen aufhing und Chittaphon ‚anschloss'. Ständig sagten die Leute um ihn herum etwas, was er nicht verstehen würde. Noch einige Male, führten sie diese Massage durch. Fast hatten sie die Hoffnung aufgegeben und wollten alles wieder abbauen.

Doch plötzlich, pochte es wieder in Ten's Brust. Und schnell zogen sie ihm die Maske wieder über - sie beatmeten ihn per Hand. Um keine Zeit zu verlieren, hielten sie ihm ein in Chloroform getunktes Tuch vor die Nase - Narkosemittel war schließlich nicht mehr so einfach zu finden - und legten ihn vorsichtig auf die Seite. Stabilisiert lag Ten nun dort und seine Einstichwunde an der Hüfte wurde gesäubert und genäht.

Der Thailänder hingegen träumte. Träumte von sich und Taeyong, in der wieder normalen Welt. Ohne Beißer und ohne anderen Problemen.

Fast eine Stunde dauerte diese theoretisch gesehen einfache Sache, bis der Schwarzhaarige fertig operiert wurde und nun in einem Schlafanzug ähnlichem Ding, in einem anderen Bett lag, daneben einen Ständer auf welchem ein Päckchen mit durchsichtiger Flüssigkeit hang und mit einem Schlauch an dem Handrücken des 24-Jährigen verbunden war; mit einem breiten Verband um der Hüfte. Er atmete nun wieder von selbst und war noch in einer Art von Narkose, wahrscheinlich würde er bald wieder aufwachen.

Taeyong Pov
(Stunden zuvor:) Es brauchte nicht viel Verstand, um zu merken, dass Ten schwächer wurde. Sogar seine Worte verloren an Gutmut, den er zuvor gezeigt hatte. Der Griff des Jüngeren lockerte sich, während Taeyong sich noch fester an ihn krallte, bis die Hand des anderen schließlich hinabfiel und Ten kurz darauf ebenfalls wegzunicken schien. Panik und Adrenalin stürmten erneut den Körper des Blonden, der schon an dem schlaffen Körper seiner Liebe rütteln und schütteln wollte, als würde es ihn vielleicht wiederbeleben, stattdessen wurde er rausgedrängt, wobei er sich zunächst wehrte, aus dem Griff riss und wieder neben das Bett fallen ließ, Ten anbettelte, dass er doch wieder aufwachen solle, aber schließlich doch vor die Tür gesetzt wurde. "Wenn du hier bleibst, können wir ihm nicht helfen." Der energische Satz hatte ihn freiwillig gehen lassen.

Taeyong wusste allerdings nicht, was da drinnen vor sich ging, ob Ten ohnmächtig geworden war oder- womöglich tot. Seine Augen wurden wieder feucht, was ihn wiederum grundlos wütend machte. Er schleppte sich beinahe motivationslos zu seinem Zimmer, um sich dort einzuschließen und an der Tür hinabzugleiten, bis er am Boden saß und seine Beine in die Arme schließen konnte. Er dachte nach, versuchte sich einzureden, dass alles gut werden würde. Stille Tränen verließen ihn. Er war wirklich eine Heulsuse geworden, wegen Ten, aber ehrlich gesagt, wenn man nicht wusste, ob die Liebe seines Lebens tot war oder nicht, war es schlimmer, als wenn man ihm einfach den Tod bestätigen würde. Natürlich keine erfreuliche Nachricht, aber immernoch besser als Ungewissheit. Die fraß ihn nämlich nun auf, genauso wie Reue, Unruhe und einfache Angst. Alle drei Zustände begleiteten ihn zwar schon sein ganzes elendiges Leben lang, aber nun kamen sie noch deutlicher zum Vorschein.

Taeyong blickte auf, musterte seine blutigen Hände, wobei er sich entschied, zu duschen. Dass die Miliz fließendes Wasser hatte, war eine wirklich große Sache, aber es wurde einem ständig eingetrichtert, bloß sparsam zu sein. Der Koreaner erhob sich also, schniefte einmal, konnte sich die Tränen wegen den blutigen Händen nicht wegwischen. Stattdessen also wurde er seine restliche Kleidung los und verschwand im Badezimmer.
Unter der Dusche hatte er dann fast einen kompletten Breakdown bekommen, doch sich mit kontrollierter Atmung halbwegs inne halten können. Seiner Gesundheit, vor allem seiner mentalen, setzte diese ganze Situation ganz schön zu. Normalerweise würde er mit seinem Bruder reden, aber der war tot, genauso wie der Rest seiner Familie, die Einzigen, die ihn kannten und wussten, wie man mit ihm umzugehen hatte.

Als er sich angezogen hatte - Shirt und Jogginghose - starrte er erstmal sein Spiegelbild an. Er könnte sich jetzt entweder ein Messer nehmen und seinen getriggerten Gefühlen freien Lauf lassen oder sich die Haare färben. Haarfarbe hatte er nämlich noch, nur keine Blondierung mehr. Seine Haare waren aber ja noch blond. Wieso also nicht beides tun?

[Triggerwarnung]

Unruhig, nervös trippelte er mit den Fingern gegen das saubere Waschbecken, biss auf seiner Lippe herum, während er sich weiterhin im Spiegelbild anstarrte.
//Du bist schuld.// Wütend und bebend kehrte er um, nahm sich eine Rasierklinge aus einem alten Regal.
//Du bist schuld.// Nervös betrachtete er diese, drehte sich wieder zum blitzblanken Waschbecken um. Dem näherte er sich dann, musterte seinen vernarbten Handrücken mit den dicken Venen.
//Er könnte tot sein, denn du bist schuld.// Dann ging alles sehr schnell.
Blitzschnell war das Waschbecken von rot übersehen. Kurz wimmerte er, biss sich auf seine Wange und hielt sich die verletzte Hand. Tief atmend kniff er die Augen zusammen, legte dann den Kopf in den Nacken und blickte zur Decke.
//Du bist trotzdem schuld.// Es hatte ihm nichts gebracht. Schnell wusch er sich die Hände, wartete, bis sich der Blutfluss etwas reguliert hatte. Er musste an die Szene im Shoppingcenter denken, als Blut wie bei einem Fluss aus Ten herausfloss, so wie es gerade mit seinem Handrücken geschah. Wie ein Dejavu. Ihm wurde schwindelig und übel bei den Bildern, die seinen Kopf stürmten. Er wankte. Sein Puls dröhnte in seinen Ohren, der Atem war schwer. „Yoongi... Hyung", flüsterte er wehleidig und ließ sich langsam auf die Knie sinken. Zitternd drückte er seine rechte Handfläche auf die blutende Stelle der linken Hand. Er begann zu wimmern. „Hilfe..." Keiner würde ihn hören, nicht nur, weil sie alle tot waren, die, die er liebte. Sein Bruder, der hatte in solchen Situationen immer geholfen, sogar, während er in Amerika war, Taeyong mit seiner gebrochenen Seele zurückließ.

[Triggerwarnung Ende]

Er begann, das Waschbecken zu schrubben, als wäre er ein Weltmeister darin.
Er konnte schon fast sein Spiegelbild am Ende darin erkennen. Er hatte eben seine Macken. Machte gerne Waschbecken sauber, während sein restliches Zimmer ein Chaos war. Musste Schmerzen spüren, wenn er getriggert war. Alles war falsch gelaufen mit ihm. Leise lachte er und schüttelte den Kopf. Er tötete gerne geliebte Menschen, das war sein Lieblingshobby. Taeyong könnte bei dem Gedanken wieder heulen, doch nachdem, was er sich gerade angetan hatte, konnte er nicht. Für fünfzehn Minuten oder länger hatte er auf dem Boden gehockt, gewimmert und gezittert, einen kompletten Zusammenbruch gehabt. Solange er alleine war, konnte ihn vor so etwas nur seine zweite Persönlichkeit. Doch er {Monsoo} war nicht gekommen, um ihn zu retten.

Stattdessen machte Taeyong jetzt normal weiter, als wäre nichts passiert, schnappte sich lila Haarfarbe und begann sich die Haare zu färben. Erst als er damit fertig war, begann der nun Lilahaarige sein Zimmer aufzuräumen, die Strähnen seiner Haare waren teils noch nass. Er fand einige Tagebücher wieder, fühlte sich aber nicht danach, irgendetwas zu schreiben. Er war unruhig, musste ständig an Ten denken, weil er wie der letzte Sinn seines Lebens auf ihn wirkte. Taeyong könnte es nicht ertragen, noch eine geliebte Person durch eigene Hand zu verlieren.

Schließlich lief er ziellos durch die Flure der Fabrik, wartend, verpasste allerdings dabei, wie Ten in ein neues Zimmer verlegt wurde. Das Problem würde sich jedoch schnell klären. Die Hände lagen entspannt in seinen Hosentaschen, wobei seine Linke noch dezent pulsierte, eine Kruste und neue, für immer bleibende Narbe bildete. Er bog um die Ecke, sah sich mit aufmerksamen Augen um, sah sehr viel gepflegter aus, als noch vor etwa einer Stunden. Aber da erblickte er eine schwache Figur im Flur, die seine Aufmerksamkeit sofort auf sich zog.
Ten.



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❛ Infected love ❜  - TaetenOnde as histórias ganham vida. Descobre agora