Kapitel 1

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Ten Pov
Die Zeit hatte der Thailänder schon lange aus den Augen verloren. Alles was er tat, war um sein Leben zu rennen und hin und wieder mal sich mit diesen Beißern zu prügeln.
Sachen zur Verteidigung hatte er nicht.
Nur der ein oder andere Gegenstand, der gerade auf dem Boden lag. Jedoch wurden es nach der Zeit nur noch Äste und andere Stöcke. Erst als er von seiner Unaufmerksamkeit bestraft wurde, über eine aus dem Boden herausragende Wurzel stolperte und auf den weichen Waldboden fiel, merkte er wie weit er vom Stadtzentrum abgekommen und erschöpft er war.
Chittaphon war müde, und seine Beine weigerten sich, ihm aufzuhelfen. Der Schweiß lief ihm über das Gesicht, ließen Haarsträhnen aneinander kleben und tropfte in seinen Nacken.

Eigentlich hatte er es geschafft, sich für knapp ein Jahr irgendwo in der Stadt zu verstecken, dann ein Jahr auf dem Land. Nun fühlte er sich wie ein Verbrecher, welcher ein Jahr lang auf der Flucht und jeden Tag woanders war.
Eine gute Sache hatte es jedoch an sich, seine Ausdauer hatte sich um einiges verbessert -was ihm in seiner eigentlichen Karriere wohl am meisten geholfen hätte.

Lange konnte er jedoch nicht im Selbstmitleid schwimmen, denn dies wurde von mehreren auffälligen Knack-Geräuschen unterbrochen.
So schnell wie der Tänzer auf den Boden fiel, so schnell versuchte er wieder aufzustehen, als diese Laute immer lauter und deutlicher wurden. Fluchend schupste er sich selbst von Baum zu Baum und wagte es garnicht nach hinten zu blicken. Warum waren diese lästigen, gehirnlosen Missgestalten schon wieder hinter ihm her?

Ihm blieb wahrscheinlich auch nichts anderes übrig, als auf einen dieser Bäume zu klettern. Gerade sprang er an einem dieser Holzstämme hoch, als sich direkt vor ihm ein - nicht gerade stumpfes - Messer in die Rinde bohrte.
Erschrocken zuckte der Thailänder zurück.
Wer warf hier bitte mit Messern und hatte es auf Ten abgesehen?

Diese angesprochene Waffe, zog er schließlich aus dem Holz und musterte sie. Jedoch schien er vergessen zu haben, dass er eigentlich auf der Flucht war, als ihn jemand am Fuß zerrte und drohte in diesen zu beißen.
Laut aufschreiend, zog er den Fuß angsterfüllt zurück und nahm das Nächstbeste - was demnach das Messer war - , um es diesem Untoten in den Kopf zu rammen damit er endlich nachließ.
Während er von dem Baum runter sprang und weiterlief - vor diesen Beißern und den fliegenden Messern -, merkte er garnicht, dass hinter ihm noch weitere Gestalten zu Boden gingen.
Des Thailänders nächstes Ziel war der etwas breitere und größere Baum, in wessen gespalteten Baumstamm er versuchte sich zu verstecken.

Taeyong Pov
Nachdenklich saß er im Gedicht der Bäume, umgeben von Ästen und Blättern. Blieb unerkannt und hatte doch jede Sicht auf den Boden unter ihm. In seiner Hand hielt er eines seiner schwarzen Messer, mit denen er erhoffte, noch etwas anfangen zu können. An seinem Rücken hing unangenehmerweise sein Gewehr, ohne das er sein Bett nicht mehr verließ. Dass er seinen Rücken allerdings an jenem anlehnen musste, da sein Körper in sitzender Position an den Baumstamm angelehnt war, war mehr als nur schmerzhaft. Recht schnell hatte er sich aber daran gewöhnt, genauso wie an das wenige Blut, das aus seiner aufgebissenen Lippe hervortrat. Noch war es still und entspannt im Wald; trotzdem waren in der selbstgemachten Ledertasche an seinem Gürtel alle Messer bereit, geworfen zu werden.

Die ruhigen Waldgeräusche wurden von schnellen Schritten, lautem Atem und den typischen Geräuschen der Beißer übertönt. Der Rosahaarige hatte bereits seine Augen geschlossen, so entspannt war er gewesen, wie schon lange nicht mehr, doch natürlich hatte es nicht lange halten können. Mit aufmerksamen Augen blickte er zu seiner Rechten, wo er sah wie sich ein junger Mann, außer Atem und geschwitzt, an den Bäumen stützte, als könne er nicht mehr länger laufen. Die fremde Person sah fix und fertig aus. Taeyong musterte ihn in Ruhe. Vielleicht trug er etwas Brauchbares bei sich? Aber warum sollte er dann wegrennen, vor den Beißern, die er nun ebenfalls sehen konnte. Mit einem Mal warf er sein Messer Richtung des Mannes, was in dieser Position allerdings eher schwierig war, weshalb es ihn nicht wunderte, als er stattdessen den Baum hinter dem anderen traf.

Taeyong rappelte sich daraufhin auf, um eine bessere Position zu finden, beobachtete, wie der Fremde von seinem Messer Gebrauch machte und damit den nächsten Untoten in seiner Nähe tötete, bevor er weiterrannte. Der Narr hätte das Messer mit sich nehmen sollen, davonlaufen war bei den Biestern niemals eine Lösung. Er merkte also, dass der andere nicht trainiert war und wahrscheinlich recht unerfahren im Kampf gegen Beißer war. Der Rosahaarige wollte gerade vom Baum springen, musste jedoch kurz innehalten, da er merkte, dass sich sein Zustand veränderte, wie es nicht allzu oft passierte. Er blickte nun durch neue Augen; der wahre Lee Taeyong. Impulsiv kochte sein Blut hoch. Während der Fremde davon lief, packte der scharfsinnige Mann ein Messer nach dem anderen und warf es den jagenden Beißern nacheinander mitten in den Kopf. Man könnte meinen, er sah wahnsinnig aus, doch der Hitzkopf war einfach froh, sich einmal auslasten zu können, wo ihn seine zweite Persönlichkeit ständig ruhig hielt.

Als also alle Untoten wirklich tot waren, kletterte er herab, sprang das letzte Stück zu Boden. Sein Atem war lebendig, doch er fuhr sich mit einer ruhigenden Hand durch das Haar, um wieder zu Sinnen zu kommen. Langsam lief er an den Leichen entlang und sammelte seine Messer wieder ein, auch jenes, dass der andere junge Mann verwendet hatte. Apropos - wo war der eigentlich hin? Taeyong sah sich nun aufmerksam um, lief den Weg lang, den der Fremde ebenfalls lang gerannt war. Kurz leckte er sich über die Lippen, um das wenige Blut loszuwerden. "Trägst du Waffen bei dir?" Er wusste nicht genau, wo sich der andere befand, aber er musste in der Nähe sein, schließlich sah er nicht aus, als könne er viel länger durchhalten, als wäre er bereits zusammengebrochen oder stünde kurz davor.

Ten Pov
In dieser Spalte des Baumes versteckt, lehnte der Schwarzhaarige den Kopf gegen das kalte Holz und atmete hektisch ein und aus. Der Puls schlug ihm unangenehm stark gegen die Schläfe und der Schweiß tropfte nur so seinen schlanken Körper herab. Durch den lauten Atem, bekam er garnicht mit, wie die Töne der Beißer allmählich komplett verstummten. Seine verschwitzte Haut tupfte er mit dem Ärmel seines eigentlich dreckigen Pullovers ab.
Es wurde langsam Zeit, dass Chittaphon sich neue Kleidung suchte.
Müde krallte er sich an die Rinde und hielt inne, sobald er die Stimme wahrnahm. Konnte er der Person vertrauen? Ob es die war, die mit diesen Messern warf?
Schluckend begab er sich langsam aus seinem Versteck heraus und sah sich nach der Person um. Ein junger Mann mit rosa Haaren stand etwas weiter weg, noch mit dem Rücken zu ihm gedreht. Dieses Gewehr auf diesem, ließ den Thailänder erstarren.
Wollte er ihn ausrauben oder so?
Mit Sicherheit hatten sich Gruppen in den letzten drei Jahren der Seuche gebildet, die Verschiedenes vor hatten.
„Nein.", gab er schließlich schweratmend von sich. Im Gegensatz zu ihm, schien er gut ausgerüstet und trainiert zu sein. Unsicher biss er sich auf die Unterlippe und musterte den Mann weiterhin, während er seine Hände zu Fäusten bildete. „Ich hab gar nichts.", fügte er noch schnell hinzu. Wenn der andere ihn ausrauben wollen würde, würde er eh nichts finden. Vielleicht würde er ihn auch nicht umbringen, schließlich konnte er sich auch nicht irgendwie wehren.
Oder genau deswegen?




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❛ Infected love ❜  - TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt