Kapitel 3

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Taeyong Pov
Seufzend durchwühlte er eine der morschrn Schubladen. Wieder nur haufenweise Staub, tote Spinnen, Insekten und anderer Dreck. Taeyong hatte den Fremden tatsächlich bis zu Stadt getragen, um beide dann in einem der Appartementgebäude unterzubringen. Er wusste, dass die Beißer nicht so schnell die Treppen hinaufkamen und dabei einen riesen Lärm veranstalteten, weshalb er sich sicher war, dass sie hier für's erste besser aufgehoben wären, als mitten im Wald. Zumindest bis der andere aufgewacht wäre, denn Taeyong hatte keine Lust länger den Babysitter zu spielen. Oder womöglich den Bestatter.

Während der andere also bewusstlos am Boden lag, machte Taeyong, der immernoch alle Messer bei sich trug und sein Gewehr am Rücken, sich an die Arbeit, Schreibmaterial zu finden. Doch es sah schlecht aus.
Dem anderen hatte er so erstmal den Rücken zugewandt, während er die Schubladen eines Schreibtisches durchwühlte. In fact, befanden sich beide im Arbeitszimmer, da dass einzige Bett des Appartements von Beißerüberresten und Pflanzen übersäht war. Da war sogar der Boden bequemer. Neben dem Schwarzhaarigen stand ein kleines Gefäß mit Trinkwasser. Taeyong bereute jetzt schon seine Entscheidung.

Ten Pov
Der Thailänder wusste nicht, ob er nun tot war oder nur ohnmächtig wurde. Er hoffte auf Letzteres. Schließlich war er ziemlich müde und erschöpft. Bis er aufwachte verging etwas mehr Zeit - was sich für Chittaphon natürlich nur wie wenige Minuten anfühlten. Langsam kam er auch wieder zu Bewusstsein und schlug die Augen auf. Noch war alles verschwommen und unklar. Alles was dunkel war, hatte eine lila Färbung, und das, was von dem Sonnenlicht erhellt wurde, war bloß weiß.
Leblos lag der 24-jährige auf diesem staubigen Boden und versuchte keinen auffälligen Ton von sich zu geben. 

Er wusste nicht was der andere grad tat, er stand bloß mit dem Rücken zu ihm und wühlte durch Schubladen - so wie es sich anhörte.

Langsam und vorsichtig setzte er sich auf. Seine Unterlippe bebte, wie auch seine Hände noch zitterten. Unwissend was er tun sollte, sah er sich im Raum um.
Die Sicht wurde klar und somit fand er auch diesen, mit Wasser gefüllten Behälter.
Skeptisch musterte er diesen und wollte danach greifen, doch da immer noch einiges verschwommen war, verfehlte er es und warf es stattdessen um.
Eifrig griff er wieder danach um es wieder hinzustellen und musterte dieses nur noch halb volle Glas. Da er nun wahrscheinlich die Aufmerksamkeit, des anderen hatte, überlegte erst einmal was er nun sagen könnte. Noch stumm nahm er erstmals einen Schluck vom Wasser, bevor er sich langsam aufrichtete und mit noch leicht wackeligen Beinen aufstand.

So langsam hatte er sich auch wieder von diesem Vorfall erholt und stand auch wieder aufrecht. „Uh ... wo sind wir? Oder eher gesagt.. wo hast du mich hingebracht.", fragte der Schwarzhaarige leise und blickte sich im Raum um, ehe er an ihm vorbei ging und aus dem Fenster sah. Ein wenig höher waren sie schon, also befanden sie sich wahrscheinlich in einer Art Hochhaus?
Fragend drehte er sich zum Fremden mit den rosa Haaren um und musterte ihn etwas.

Taeyong Pov
Nichts, einfach nichts Nützliches in diesem verdammten Zimmer. Er hatte die ganze Wohnung durchsucht, soweit es ging, aber alles war vermodert oder verrottet. Er fragte sich, ob er in den anderen Appartements mehr Glück gehabt hätte, doch bevor er überhaupt mit dem Gedanken spielen konnte, abzuhauen, war der andere schon aufgewacht. Das hörte er am Aufprall des Gefäßes am Boden, es klang in seinen Ohren wie ein Bombenschlag, da Taeyong sich stets auf all die Geräusche hinter ihm konzentrierte und nicht auf jene, der Schublade. So könnte er womöglichen Gefahren eher aus dem Weg gehen.
Ein Schauer lief dem Rosahaarigen über den Rücken, während er durch die Augen des Zweiteren blickte.

Mit neutralem Ausdruck drehte er sich zu dem schlanken Kerl um, dessen Angst er vor ein einigen Minuten noch mehr als nur genossen hatte. Natürlich war all diese Emotion verloren, schließlich war Taeyong weich geworden und hatte dem Kerl, der nun das Wasser trank, mehr oder weniger das Leben gerettet. Niemals dürfte Jooheon davon erfahren, er würde gedemütigt werden über viele Wochen hinweg. Taeyong störte es, dass er so abhängig von dem Rothaarigen war, doch es gab keinen Weg an ihm vorbei. Der einzige führte in den Tod, den wollte er erst recht nicht wählen. Also musste er Jooheon wie eine Hyäne hinterher dackeln, als seine rechte Hand, wenn er dadurch doch nicht unbedingt mehr Vorzüge hatte, außer ein eigenes Zimmer und manchmal eigene Missionen. Was soll's. Lieber so, als tot, zumindest musste er sich das stetig einreden.

"Dreihundertmeter Fußmarsch bis zum Wald. Hier ist es sicherer als im Freien unter den ganzen Beißern.", gab der Rosahaarige eher trocken von sich. Dass er den anderen getragen hatte und ihn nicht hat liegen lassen, erwähnte er nicht konkret. Es wirkte fast so, als wäre es ihm peinlich, dem anderen geholfen zu haben, wo es doch eigentlich etwas Selbstverständliches in der Welt vor der Apokalypse gewesen wäre. Sie lebten in einer neuen Welt, doch da der Fremde nichts zum Ausbeuten hatte, hatte Taeyong sich auf alte Moralen bezogen, zumindest nahm er das an. Es war ja nicht wirklich seine eigene Entscheidung gewesen, viel eher die seines zweiteren Ichs.

"Wie heißt du?", fragte er, immernoch eher kalt, verschränkte die Arme, während er sich an den Schreibtisch lehnte und den anderen ebenso musterte, wie der es nun mit ihm tat. Er wollte zumindest wissen, mit wem er es zutun hatte, warum er nicht einfach ging, da der andere nun wach war und auf sich aufpassen konnte, war ihm erst jetzt unklar. Doch es wäre auch irgendwie seltsam einfach zu gehen.

Ten Pov
Verstehend nickte er etwas und kratzte sich am Hinterkopf. Hatte er ihn den ganzen Weg getragen? „Danke.", murmelte er. Würde der Thailänder noch im Wald liegen, hätte er wahrscheinlich genauso enden können, wie die ganzen anderen Bürger - da musste er sich wenigstens bedanken.
Nun ein wenig ratlos was er machen oder tun sollte, leckte er sich bloß über die Unterlippe und biss sich in diese.
Aufmerksam blickte er auf und überlegte kurz. Seinen Namen nun zu nennen, könnte er eigentlich. Was zu verlieren hatte er zwar nicht, jedoch entschied er sich trotzdessen anders.
„Ten. Das ist kürzer und besser. Und du?", fragte er.
Allmählich wand er sich auch mehr dem anderen zu und lehnte sich gegen die Wand, ihm gegenüber - jedoch auch auf der anderen Seite des Raumes. Vielleicht könnte er sich mit dem anderen zusammentun. Oder irgendwie Kontakt mit ihm knüpfen. Dann wäre er nicht so allein.

Taeyong Pov
//Danke//
Ja, das Wort meinte der andere auch offensichtlich, schien zu erkennen, was Taeyong getan hatte. Vielleicht wäre es auch gar nicht nötig gewesen, aber er hatte sich wohl so entschieden und nun musste er damit auskommen. Dass er Ten getragen hatte, war dabei das, was ihn am wenigsten störte. Der andere war nicht sonderlich schwer, noch dazu war der Rosahaarige erst vor einigen Tagen mit zwei schweren Taschen voll Proviant und Munition zwei Tage lang mit vielleicht einer oder zwei Stunden Schlaf durch die Welt der Apokalypse marschiert. Das hatte er auch überlebt, da wirkte der kleine Spaziergang mit dem Fremden in den Armen nur halb so schwer, auch wenn der immernoch mehr wog, als die zwei Taschen.

Ein ‚Bitte' erwiderte Taeyong nicht, biss sich stattdessen auf die Lippe, als der andere seinen Namen verriet und nach dem seinen fragte. Eigentlich war es vorhersehbar, doch ausgerechnet mit der Gegenfrage hatte Taeyong nicht gerechnet. "Taeyong.", gab er von sich, wirkte leicht verwirrt und trotzdem tief verschlossen. Wann hatte er zuletzt auf friedliche Weise einen neuen Menschen kennengelernt? Ein normales Gespräch geführt?

Wann hatte er das letzte Mal ehrlich gelächelt?
Was eine dumme Frage. Schnell schüttelte er den Kopf und fuhr sich durch das Haar. Warum fragte er sich zu so einem Zeitpunkt so etwas Unsinniges. Was würde ihm ein Lächeln bringen? Nichts, einfach nichts. Dachte er zumindest.
"Kennst du die Miliz?", war seine nächste Frage, wobei es eher wie bei einem Verhör klang. Warum fragte er überhaupt noch, er sollte einfach gehen. Aber irgendwie erweckte der andere Interesse, gerade weil Taeyong lange keinen Kontakt mehr zu neuen Menschen hatte oder weil es etwas Abwechslung in den strikten Alltag brachte.

Ten Pov
Taeyong also. Der Name passte irgendwie zum anderen.
Vielleicht hatte Ten einfach schon lange keine vernünftigen Leute mehr gesehen. Alle bei denen er untergekommen war, starben an den Infizierten.
Bloß um freundlich zu wirken, hatte er vor sich ein kleines Lächeln auf die Lippen zu setzten. Jedoch wurde er, bevor er dies tun konnte, von Taeyongs nächster Frage unterbrochen. Er war ziemlich direkt, das störte den Thailänder ein wenig.
„Nein, will ich auch nicht.", gab er bloß harsch als Antwort und musterte die Kleidung des Größeren.

An seinem Ärmel weckte etwas die Interesse des Schwarzhaarigen. Ein roter, feuchter Fleck sog sich in den Stoff seines Oberteils. „Du blutest.." Kaum, dass er die Anmerkung aussprach, drückte er sich von der Wand ab und kam auf den anderen zu. Theoretisch könnte er sich jetzt revanchieren und seine Wunde versorgen.
„Lass mich dir helfen. Nicht dass es sich entzündet. Außerdem steh ich jetzt eh in deiner Schuld." Neugierig hob er Taeyong's Arm etwas an und musterte den Fleck, welcher sich an seinem Oberarm gebildet hatte. Ein wenig überlegte er, was das Beste wäre. Denn wenn es so weit oben war, musste er wohl oder übel sein Oberteil halb ausziehen. Und hatten sie überhaupt etwas zum verbinden?
"Kannst du... naja dein Oberteil ausziehen? Sonst komm ich da nicht dran."


1578 Wörter

❛ Infected love ❜  - TaetenWhere stories live. Discover now