Kapitel 49: Verderben

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„Du hast versprochen heute zum Essen zu kommen.", diskutiere ich mit James, der seine Dokumente auf dem Schreibtisch sortiert.
Mittlerweile sind vier Wochen seit dem Ball vergangen. Wir beide haben uns ausgeredet und auch die Hochzeit findet schon bald statt. Keine Änderung, trotz meiner und James Bitten. Auch meine Mutter hat sich damit abgefunden, dass ich nicht die nächste Thronfolge sein darf, und somit wurde Fynn der Kronprinz. Die ganze Zeremonie fühlte sich mehr an wie ein Trauerspiel. Zu sehen, wie ihm dieser Thron aufgezwungen wird, wie er dastand und niemals jemanden heiraten wird, den er liebt.

„Ich weiß, aber es sind noch so viel Termine dazu gekommen. Ich schaffe es heute nicht, aber ihr könnt morgen ja hier essen.", versuche er mich zu überzeugen, doch ich block ab. Ich setzte mich auf seinen Stuhl und lege meine Füße hoch. „Dann lass mich dir helfen, zu zweit geht es schneller.", schlag ich ihm vor. Er lehnt sich an den Tisch und schaut mir in die Augen. „Ich glaub nicht, dass du mir da helfen kannst. Es sind alles Eröffnungen und jegliche Besprechungen."
„Wenn du nicht zum Essen kommst, begleite ich dich heute den Tag über.", sag ich mit einem Lächeln und gehe meine Sachen holen. Ich will mich eigentlich bloß vom Unterricht zu Hause drücken. Und das ist die perfekte Ausrede. Immerhin sind die ganzen lehren über Sirius sinnlos, wenn ich sowieso keine Königin werde.
Doch als ich wieder in James Office komme, steht dort ein besorgter Tyler. „Fiona! Wir haben ein großen Problem. Du musst sofort nach Sirius.", kommt es besorgt von ihm. „Beruhig dich Tyler und erklär erstmal was los ist." Er jedoch schafft es nicht sich zu beruhigen und bringt nur das Wort „Drachen.", raus. Ohne den ernst der Lage richtig zu verstehen, machen wir uns direkt zum Portal. Als ich aus dem Fenster in Sirius schaue sah ich nur noch komplette Zerstörung. Auch James kam mit, um sich die Situation anzuschauen.
Die gesamte Hauptstadt brannte, Menschen verloren ihr zu Hause oder sogar ihre Leben. Weitere Menschen in Panik, die mit Wassereimern versuchten ihre Häuser zu löschen. Über Sirius sah man keinen Himmel mehr. Bloß Dunkelheit und Drachen die Feuerspeien.
„Mama und Fynn sind schon dabei mit Zauberei das Wasser zu löschen.", erklärt Tyler, der in allen möglichen Büchern nach Lösungen sucht. „Wir können diese Drachen nicht besiegen. Du brauchst nicht die Bücher gelesen zu haben, um zu wissen, dass du eine Gruppe von Drachen nicht besiegt bekommst. Es sind die Lebewesen der Magie. Du kannst Feuer nicht mit Feuer löschen.", bringe ich raus. Es war das erste Mal, dass während solcher Vorfälle keine Panik in mir stieg. So als wäre ich überzeugt alles in den Griff zu bekommen.

„Wir müssen Portale öffnen, um die Menschen in Sicherheit zu bringen. Ich werde mich drum kümmern, dass alle auf der Erde genug Platz haben.", erklärt James und verlässt Sirius wieder. Ich und Tyler versuchen allen Menschen zu helfen die verletzt sind. Alle werden ins Schloss gebracht und verpflegt. Der Rest kommt auf die Erde.
Auch wenn ich weiß wir werden nur den wenigsten Menschen helfen können, sonst können wir im Moment nichts tun. Als Mama das auch endlich verstand zogen wir uns ins Schloss zurück, um andere Ideen zu besprechen. "

„Wie konnte das überhaupt passieren?", fragt Papa, der die ganze Zeit im Kreis läuft. Ich schaue zu Fynn, der zu Mama schaut. „Jemand hat ein Drachen geschafft zu töten.", erklärt er. Drachen sind Fabelwesen, die über jeder anderen Magie stehen so einen zu töten benötigt alle Arten von Magie. Mama steht auf und schlägt mit voller Wucht auf den Tisch. "Elea!", kommt es wütend von ihr. „Wo ist sie?", schreit sie die Wachen an, die sich auf den Weg machen, um sie zu holen. Als die Wachen ohne sie zu zweit wieder kommen, sehe ich meine Mutter so wütend wie noch nie zuvor. „Wie konnte das passieren?!", schreit sie die Wachen an, die bloß schuldig nach unten gucken. „Wieso erfahre ich es erst jetzt?", fügt sie entsetzt hinzu und schlägt auf den Tisch. Doch gerade als sie es schafft sich zu beruhigen, kam sie durch die Tür reingelaufen, so als wäre nie was gewesen. „Und wie wollt ihr diesmal die Situation retten?", fragt sie mir einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Meine Mutter steht wütend auf und geht auf sie zu und bleibt genau vor ihr stehen. „Wäre ich deiner Mutter nicht etwas schuldig, würde ich dich jetzt umbringen.", höre ich meine Mutter mit einem ruhigen Ton sagen. Elea schaut sie ohne jegliche furcht an. Sie hat keine Angst vor ihr. Ich frage mich, ob sie überhaupt vor etwas Angst hat.

„Es reicht!", gehe ich dazwischen. „Wir brauchen jetzt ein Plan und du wirst uns helfen Elea. Ich würde mich nämlich gerne vor unserem Untergang nochmal richtig mit dir unterhalten.", füge ich hinzu und beide nicken bloß als Antwort. „Wäre es nicht möglich alle Menschen auf die Erde zu bringen?", bringt Fynn als Idee, doch ich schüttle bloß den Kopf. „Es wäre möglich, ja. Aber die Erde hätte eine noch größere Überbevölkerung als zur jetzigen Zeit sowieso schon. Ich glaub nicht, dass James Vater das zulässt. Sogar James wäre da so vernünftig sich nicht drauf einzulassen.", erkläre ich und gehe alles was ich über Sirius weiß nochmal im Kopf durch.

„Maddyson, du musst anders drüber nachdenken." Elea steht setzt sich auf den Stuhl, auf dem Mama gewöhnlich sitzt und gibt allen das Gefühl, als würde sie auf uns runter schauen. „Die Menschen waren nie bestimmt dafür auf Sirius zu kommen. Das hat schon meine Mutter begriffen und so solltest auch du es endlich begriffen haben." Ich überlege. Ihre Wort gehen mir durch den Kopf. Menschen kamen durch Zufall auf Sirius, die Drachen haben Menschen noch nie leiden können. Jedes andere Tier und Zauberwesen genau so wenig. In Legenden und Geschichten heißt es, dass es auf der Erde früher Magie gab. Sie hat recht, die Menschen hätte gar nicht erst hier hinkommen dürfen.

„Auch unsere Urgroßmutter war schon davon überzeugt, dass Sirius früher oder später ins Verderben gestürzt wird. Menschen sind Wesen, die immer über allem stehen wollen, jedoch auf einem Planeten mit viel höherer Mächte wird es nicht möglich sein.", setzt sie fort.
„Jedoch können wir nichts dran ändern, dass die Menschen nun hier sind. Wir können sie alle einfach sterben lassen und von hier verschwinden.", schlägt sie vor.
„Ich wäre mir da nicht so sicher.", fange ich an zu erklären. „Ich habe mich die letzten Wochen viel mit schwarzer Magie auseinandergesetzt. Es ist riskant und womöglich auch bescheuert, aber was wäre, wenn die Menschen nie auf Sirius gekommen wären.", nachdem ich das sagte, sahen mich alle skeptisch an. Elea schaute mich mit einem stolzen Lächeln an und meine Mutter schaute mich auch etwas hoffnungsvoll an. Auch James kam nun rein. „Wir können nicht mehr tun fürs erste.", erklärt er zu Boden schauend. Ich gehe auf ihn zu, nehme ihn in den Arm und flüstere ihm ein 'Danke.', ins Ohr. Ich drehe mich zu meiner Familie und erkläre was wir tun müssen. „Wir werden die Vergangenheit verändern müssen, selbst wenn es unsere Existenz beeinflussen könnte."
Mit aller Hektik suche ich den Zauber raus und hole den Stein, den mir die Feen geschenkt haben. Ich schrieb die Worte auf ein Blatt und ging zu meinen Eltern und meinen Brüdern und umarmte sie alle, mit dem Gedanken, es sei mein letztes Mal. Alles ging schnell, wir mussten handeln. Es war einfach keine Zeit für Verabschiedungen. Auch James nehme ich ein letztes Mal in den Arm und als ich ihn im Arm hielt, konnte ich nicht anders als zu weinen. „Unsere Geschichte hat noch nicht mal angefangen.", sage ich in Tränen, worauf er mich nur noch fester drückt.
„Das hat sie Fiona. Das ist nicht das Ende.", fängt er an. „Und auch wenn ich es nicht geschafft habe uns die drei Worte in dieser Welt zu sagen, werden wir es nächstes Mal auf jeden Fall tun." Er lässt langsam von mir los und gibt mir ein letzten Kuss auf die Stirn. Es gab noch so viele Menschen, von denen ich mich verabschieden würde. Besonders Elisabeth. So viel was ich ihr noch sagen wollte, aber noch nicht dazu kam.

„Weint nicht, wir werden uns Wiedersehen. Bloß mit anderen Erinnerungen.", erklärt Mama, doch auch ihr laufen Tränen die Wange runter. Ich stelle mich vor Elea und schaue sie bloß an. „War das dein Plan von Anfang an?", hinterfrage ich ihr Handeln. Sie schaut mich ein kurzen Moment an und umarmt mich. „Diese Welt ist nicht für uns gemacht meine Liebe.", flüstert sie mir ins Ohr. Ich schaue sie nach der Umarmung ein weiteren Moment an und schüttle bloß mein Kopf. „War das was auch Papa erreichen wollte?" Sie lächelt und zuckt mit ihren Schultern.
Ich stellte mich in ein Kreis, den Elea gezeichnet hatte und sprach die Wörter, die alles veränderten. Unser aller Schicksal veränderten.
„Tollet eum illuc. quo eat ad locum mutare. Ego reddere pretium." Langsam wurde alles um mich rum Schwartz. Alles schien vorbei, friedlich. Ich fühlte, wie ich in einer andern Welt war. Ich schwebte im nichts und um mich rum die Dunkelheit, die mir so vertraut schien. Ist das jetzt mein Ende? 

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