Kapitel 6: Tattoo

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Gerade als ich fertig war, klopfte James an der Tür. Ich hatte die paar Stunden damit verbracht, eine Dusche zu nehmen und mich fertig zu machen. Aus dem ausruhen wurde nichts in den drei Stunden. „Bist du fertig?", ich hatte gerade die Tür geöffnet und er stand gegenüber von mir und sah mich mit großen Augen an.
„Ist was?", hinterfrage ich sein Blick, während ich gerade meine Tasche nehmen wollte. „Muss ich dafür auch meine Dienst Bekleidung tragen?" Er schüttelt den Klopf.
„Nein.", entgegnet er bloß und dreht sich um. Ich nahm schnell meine Tasche mit meinem Schlüssel und schloss die Tür ab. James war mittlerweile schon in Flur vorgegangen, worauf ich ihm im schnellen Tempo folgte. „Ich vergesse manchmal, dass es im Schloss für die Bediensteten eine Kleider Ordnung gibt.", kommt es von ihm, als ich ihn gerade eingeholt habe.
„Bist du so an diese Kleiderordnung gewöhnt? Ich mein es sind bloß die Bediensteten, die sowas tragen.", Er schaut kurz zu mir und dann wieder nach vorne. „Ist dir eigentlich klar, dass ich das Schloss bloß zu Königlichen Veranstaltungen verlassen darf? Ich kenne die Welt da draußen bloß, da ich mir das Recht genommen habe von hier ab und zu abzuhauen." Erst jetzt realisierte ich, dass ich nun seine Erlaubnis bin, dass er das Schloss verlassen darf. Eine unangenehme Stille zog auf. "Ich verbringe also den größten Teil meines Lebens unter Bediensteten, du kannst mir das nicht gerade übelnehmen." Und er hat recht, das hatte ich nie so ganz bedacht. Aber ich verstand genau, was er meinte. „Ich bin selbst im Schloss aufgewachsen. Für mich ist es ebenso was anderes die Menschen in Alltagskleidung zu sehen. Ich nutze jede mögliche Chance, mich mal so zu kleiden, wie ich es mag.", entgegne ich ihm. Er schenkt mir ein kurzes Nicken. „Meine Eltern haben nach dem Vorfall des letzten Balls strickte Konsequenzen gefasst und nach einer neuen Leibwache für mich gesucht. Die Wachen rund ums Schloss wurden vermehrt und ich hatte keine Möglichkeit mehr dazu hier rauszukommen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein Geschenk du gerade für mich bist." Auch wenn ich die Formulierung nicht so schön finde, kann ich verstehen was er meint. Wie lange er wohl seine Freunde außerhalb des Schlosses nicht mehr sehen konnte... „Auf jeden Fall wollte ich nur sagen, dass das was du gerade trägst, dir gutsteht.", kommt er zum Anfang des Gespräches, nach längerer Zeit stille zurück. Einen kurzen Moment später, bleibt er vor einer Tür stehen und holt ein Schlüssel raus. Er öffnet die Tür und dahinter ist eine Treppe, die ins Dunkle führt. „Ich kenne dich noch nicht allzu gut, um dir darunter zu folgen.", gebe ich irritiert von mir, während wir uns beide anschauen. Er lächelt und schaltet das Licht an der Seite des Ganges an. Ohne noch etwas zu sagen, läuft er runter und ich folge mit einem kurzen zögern. Nach einigen Treppen kommen wir in einer riesigen Garage an, in der eine Menge Autos stehen. Und ich meine wirklich viele Autos.
„Die gehören alle der Königsfamilie.", erklärt er und geht in die Richtung des Motorrades, dessen Helme er aus einem großen Schrank rausholt. „Wieso muss es ausgerechnet das Motorrad sein?", kommt es seufzend von mir, während ich mir erhoffte, dass er sich vielleicht doch für ein anderen Wagen entscheidet. „Steig auf!", befiehl er mir und hielt mir ein Helm entgegen. Ich setzte ihn mir auf und stieg hinten mit drauf. Meine Hände klemmte ich hinten am Sitz fest. „Du kannst dich ruhig an mir festhalten. Ich glaube nicht, dass es dir reichen wird, wenn du dich bloß am Sitz festhältst." Ich jedoch schüttelte bloß mit dem Kopf. Er fuhr los und es ging zuerst durch einen langen Tunnel, bis wir irgendwann in einer ganz anderen Gegend, außerhalb des Schlosses rauskamen. Als wir auf einer sicheren Straße waren, erhöht er das Tempo innerhalb von Sekunden, wie ein irrer, worauf ich mich doch an ihm festhalten muss. „Fahr langsamer!", schrie ich so laut ich konnte. Er tat so als ob er es nicht hörte, aber ich war mir sicher es war nicht zu überhören. Nach kurzer Zeit hielt er an einer Straße und stellte das Motorrad ab. An der Straße war nichts außer ein Tattoo Studio. Ich zögerte, blieb einfach auf dem Bürgersteig stehen und wartete, bis er in irgendeine andere Richtung ging. Doch er blieb genau vor dem Studio stehen. Meint er das ernst? Auf seinem Gesicht bildet sich ein Lächeln, als er mein Gesichtsausdruck sieht. „Was willst du hier?", er zuckt mit den Schultern und geht rein.
„Ich lasse mir aber keins Stechen!", waren die letzten Worte, die ich rausbrachte, bevor ich ihm ins Studio folgte.

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