Kapitel 32: Besuch

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Tage vergingen. Ich war beschäftigt, hatte so gut wie keine Freizeit und lernte unfassbar viel. James sah ich bloß als ihm seine Medizin brachte, was uns beiden guttat. Wenn ich mich nochmal so an ihn binde, werde ich eine weitere Trennung nicht ertragen. Elisabeth hatte ich immer noch nicht zu Gesicht bekommen. Sie war so wie ich es mitbekam nicht im Schloss. Mehr wusste ich nicht. Auch sie konnte ich seit einem Jahr nicht mehr übers Telefon erreichen. Ich hatte Hoffnung sie direkt am Schloss anzutreffen, wurde bis jetzt jedoch immer enttäuscht.

Ich wollte gerade in die Küche, um mir was zu essen zu holen, doch dort ist im Moment viel zu viel los. Alle sind ununterbrochen am Arbeiten.
„Maddyson, komm mit. Wir essen in meinen Gemächern.", schlägt mir Iris vor. Ich nicke und wir verlassen direkt die Küche. Im ganzen Schloss wird so gründlich gearbeitet wie seit Jahren nicht mehr. Und dass bedeutet nur eins, Königlicher Besuch aus anderen Dimensionen. Beim Essen erklärt Iris, dass die Königsfamilie aus Adria und Sirius heute kommen. Die drei Dimensionen wollen ein Friedens Abkommen abschließen und unser König möchte gerne die Prinzessin von Adria dem Prinzen vorstellen.

Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass er Prinzessin Anastasia heiratet. Die beiden wurde oft zusammen gesehen und es sah ziemlich hoffnungsvoll aus, doch anscheinend ist dies nun auch gescheitert. James war schon 25 Jahre alt. Für ihn ist es langsam Zeit den Thron zu besteigen. Sein Vater wurde schon mit 22 König. Und auch ich hoffte, dass er bald die Richtige findet. Ich möchte einfach nur hier weg und Luke wiedersehen.

Die ersten Tage bestanden aus vielen Besprechungen. Viel bekamen Iris und ich nicht mit. Es waren die Köche und Hausdamen, die gestresst am Arbeiten waren.
Wie ich verstand, würde am Ende der Woche ein Ball stattfinden. Der erste seit drei Jahren. Der König machte den Anschein, dass es dank der Magie zu weniger Problemen kommen würde.

Ich wollte gerade in meine Gemächer als James von hinten angerannt kommt. „Versteck mich bitte.", kommt es verzweifelt von ihm.
Ich versuche es gekonnt zu ignorieren und gehe einfach in mein Zimmer, wohin er mir folgt. „Was ist denn los?", frag ich überfordert. „Du siehst so aus als hättest du ein Geist gesehen.", füge ich hinzu. „Prinzessin Hina ist verdammt nochmal 19. Mein Vater möchte mich mit ihr verloben.", kommt es angsterfüllt von ihm. „Sie hat sich von der ersten Minute an mich geklammert und ich konnte sie gerade so loswerden."
Ich gucken ihn darauf bloß überrascht an „Ja James, sie ist 19. Alt genug soll eine hübsche, intelligente und liebevolle Dame sein, die sogar noch Interesse an dir hat.", entgegne ich ihm. Er nickt "Aber, 6 Jahre sind mir auf jeden Fall zu viel.", gibt er überfordert von sich, worauf ich auch verständnisvoll nicken muss. „Komm jetzt, raus hier! Ich habe gleich Dienst.", versuche ich nun ihn loszuwerden. Kurz nachdem ich das sage klingelt mein Alarm. „Klasse, jetzt konnte ich mich nicht einmal umziehen."
Schnell beeilte ich mich in das Ärztezimmer, wo ich auf Prinzessin Hina antreffe. Mit Tränen in den Augen sitzt sie da und zieht ihr Kleid bis zum Knie hoch. Dort hat sie eine starke Wunde, als wäre sie hingefallen. „Ich desinfiziere die Wunde und gebe dir ein Pflaster.", erklär ich ihr, sie nickt und gibt ein kleines Lächeln von sich. „Wie ist das passiert?", frag ich sie, nachdem ich ihr die Wunde desinfizieren habe. „Ich bin an den Steintreppen gestolpert.", kommt es bloß verdutzt von ihr. Sie scheint mir aber wirklich für ihr Alter noch ziemlich kindlich, was mich überrascht da ihr zwei Jahre älterer Bruder ziemlich Erwachsen erscheint. Das könnte aber daran liegen, dass sie von klein auf von allem beschützt wird und viel Aufmerksamkeit bekommt. Sie bedankt sich bei mir und will gehen, bis sie wieder stolpert. Ich muss leicht lachen und sie schaut mich mit einem Lächeln an. „Das passiert mir ständig!" James hat recht, dass sie noch ziemlich jung ist. Aber sie scheint ein Herz aus Gold zu haben.

Heute war ich allein als Ärztin tätig. Iris hatte frei und hatte mir Bücher auf den Schreibtisch gelegt, die ich bei wenig Arbeit lesen sollte. Somit saß ich den restlichen Tag bloß am Schreibtisch und ließ. Ab und zu kam jemand vorbei, aber es war nur das alltägliche. Zumindest, bis ein Mädchen mit wunderschönen lockigen Haaren reinkam. Ich sprang direkt auf und nahm sie in den Arm. „Elisabeth!", kommt es fast kreischend von mir, bevor ich sie noch mehr drücke. „Ich habe dich auch vermisst.", kommt es ein wenig erschöpft von ihr. Als ich sie losließ, setzte sie sich direkt hinter den Schreibtisch und lehnte sich zurück. „Maddyson, ich kann das alles nicht mehr.", bringt sie deprimiert raus. „Ich habe versucht mich auf diese Verlobung einzulassen, aber das alles macht keinen Sinn." Ich setze mich auf den Stuhl gegenüber von ihr. Sie setzt sich wieder auf und sah mich an. „Und wie war die Rückkehr bis jetzt?", wechselt sie das Thema aus dem nichts. Sie hatte sich kaum verändert, der einzige unterschied war, dass sie ihre Haare nun mit ihren Locken offen trug. Die Verlobung stand nun seit drei Jahren im Raum, doch war immer wieder irgendwas dazwischengekommen. Ich bin auch ganz feste davon überzeugt, dass es zum besseren ist. „Versteht ihr euch gar nicht miteinander?", komme ich nochmal auf das Thema von davor zurück. „Nein, ganz im Gegenteil. Wir verstehen uns super, aber als Freunde. Ich will ihn nicht heiraten.", erklärt sie und legt ihr Gesicht in die Hände. Ich seufzte. „Ich weiß, dass du mir hier nicht helfen kannst. Ich brauchte nur jemanden bei dem ich mich ausheulen kann. Dass hat mir schon lange gefehlt." Ich ging direkt zu ihr rüber und umarmte sie nochmal feste. Es ist so, als würde ich meine Schwester das erste Mal seit langem Wiedersehen.

„Ich habe gehört, du vertrittst dieses Mal Iris beim Ball." Ich schaue Lisa direkt verwirrt an. „Was meinst du?"

„Vor dem Traditionellen Ausritt, bei dem alle Prinzen und Prinzessinnen der Verhandlungen teilnehmen, findet ein Ball statt. Die Leibwachen und Erste Hilfe, die mitkommt, nimmt als Gast am Ball teil. Du nimmst ebenso beim Ausritt teil.", informiert sie mich. Ich schaue sie überfordert an. „Der Ball ist in zwei Tagen, wieso hat mir das niemand mitgeteilt?" Lisa zuckt mit den Schultern. „Wenn du ein Kleid brauchst, kannst du gerne eins von mir nehmen.", bietet sie mir an. Ich lehne dankend ab. Sie war um einiges kleiner und dünner als ich. Niemals würde ich in ihre Kleider passen. Aber ich machte mir nicht unbedingt sorgen um das Kleid, immerhin hatte ich noch eins von meinem letzten Ball. Mich stresste eher, dass mir niemand etwas davon gesagt hat. 

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