Kapitel 14: Eines Tages

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"Willst du noch wohin? Ich meine zum Schloss geht es in die andere Richtung.", kommt es irritiert von mir. Ich glaub der Idiot hat die Orientierung verloren. Er fuhr in die entgegengesetzte Richtung des Schlosses, obwohl es hieß, dass es nach dem Einkauf wieder nach Hause ging.
"Ich wollte noch an den Strand, ich war seit Jahren nicht mehr dort.", erklärt er mir. "Dir ist aber klar, dass es schon langsam dunkel wird?", entgegne ich, worauf er nickt. "Um die Zeit ist es doch am schönsten.", fügt er mit einem leichten Lächeln hinzu. Er stellte das Auto ab und wir gingen zum Strand. Erst jetzt viel mir auf, dass ich hier aber auch schon lange nicht mehr war. Das letzte Mal war ich vor einigen Jahren hier mit Papa. Auch wenn das Wetter nicht ziemlich übel war, scheint diese Erinnerung nun viel Positiver als zuvor. „Komm, ich zeig dir mein Lieblingsplatz.", sagt er, während er mich in ein Gebüsch reinzieht. Es ist ein kleiner Strandabschnitt, der von dem Rest abgegrenzt ist. Somit hat man hier sein ganz Persönlichen Strand.
„Wow.", war das Einzige was mir in dem Moment in den Sinn kam. „Dieser Platz ist echt so schön!"
Er setzt sich in den Sand und sah bloß auf das Wasser. Ich blieb stehen und sah von oben auf das Wasser. Dafür, dass der Sommer fast vorbei war, war es noch angenehm warm und das, auch obwohl der Wind stärker war, als es mir lieb war.

„Ich wollte dich schon die ganze Zeit fragen, wieso der Drache?", unterbrach er, nach einer ganzen Weile die stille. Ich setzte mich neben ihn und fing an zu erzählen.
"Als ich kleiner war hat mir Papa immer Geschichten über Sirius erzählt. Du kennst dich doch mit den entdeckten Dimensionen aus, oder?", hinterfrage ich sein Wissen. Er schüttelt bloß den Kopf und lehnt sich ein Stück zurück. „Ich weiß so gut wie nichts über Sirius. Meine Eltern sind der Meinung, dass dieses Thema mal Prinzessin Fiona übernehmen soll. Zumindest wenn sie wieder auftauchen sollte. Ich denke wir beide wissen, dass dieser Gedanke schwachsinnig ist. Nach mehr als 20 Jahren sollte man sich damit abfinden, dass die Prinzessin nicht wiederkommt. Ein Wunder, wenn sie noch lebt.", erklärt er mir mit einem genervtem Unterton. „Selbst wenn, wie kaltherzig ist bitte der Gedanke, wenn die Prinzessin auftaucht sie direkt mit einem Fremden Mann zu verheiraten.", fügt er genervt hinzu und ich musste ihm hier vollkommen recht geben. Die ganze Idee mit der arrangierten Hochzeit zwischen zwei Dimensionen, ist echt nicht leicht für die betroffenen Personen. Ohne noch weiter drüber zu überlegen, fange ich an ihm die Geschichte zu erzählen.
„Vor Tausenden von Jahren herrschten Drachen über Sirius, bis zu den Moment wo auch andere Lebewesen dazu kamen, wie Meerjungfrauen, Feen, Elfen, Menschen und so weiter. Die Menschen und die anderen Fabelwesen waren den Drachen Jahrhunderte untergeben. Bis ein Mensch sich den Fabelwesen anschloss und lernte mit Magie umzugehen. Dies war die erste Königin der Königsfamilie Udrago von Sirius. Sie zähmte die Drachen was bis heute zum Frieden in Sirius führte. Ich denke diese Geschichte fasziniert mich so, schon aus dem Grund, dass sie wirklich so geschehen ist." Ich schaue ein Moment zu ihm und schenke ihm ein kurzes Lächeln. Auch er schaut zu mir und schenkt mir ein Hauch seiner Aufmerksamkeit. „Und noch mehr begeistert mich, dass ich diese Familie nächste Woche auf dem Spendenball antreffen werde.", fügte ich hinzu und sah zurück aufs Wasser.

Ich zögerte, aber jetzt war genau der passende Moment, um ihn zu fragen. „Hatte der Anschlag auf dein Vater ein Grund?" Er sagte erst nichts. Überlegte. Zögerte. Ich seufzte. Zweifelte, dass ich überhaupt eine Antwort bekam. Auch er gab ein Seufzer von sich. „Ein Grund hatte er natürlich, aber ich glaube nicht, dass ich dir eine Antwort geben kann, die dich zufrieden stellen kann." Diese Antwort gab es sowieso nicht. Nichts wird jemals rechtfertigen können, dass mein Vater für jemand anderes gestorben ist. Ich schwieg und er verstand auch wieso. „Genau kann ich dir nicht sagen wieso. Ich kann so viel sagen, dass dieser Anschlag meine Familie veranlasst hat die Wachen zu vermehren. Mir eine Leibwache sogar für Bälle zu Verfügung gestellt hat und meine Mutter nachts nicht mehr schlafen lässt. Maddyson, ich glaube diese Anschlag war erst der Anfang von etwas viel schlimmeren.", ich hörte die Angst in seiner Stimme. Die Vorstellung, dass dieser Anschlag mehr war als bloß gegen die Monarchie, ließ Gänsehaut über mein ganzen Rücken laufen. „Hast du die Schusswunde deines Vaters gesehen?", fragt er mich, ohne mir ein jeglichen Blick zu schenken. Ich sah zu ihm und überlegte. Und ja das tat ich. Es war keine gewöhnliche Schusswunde. Es war ein schwarzer Fleck, der sich um sie bildete und langsam ausbreitete. „Maddyson, sei froh, dass du die Leiche deines Vaters die Tage darauf nicht sehen musstest. Es war kein gewöhnlicher Schuss. Leider kann ich dir nicht sagen, was es war und wieso. Ich weiß nur, egal wohin der Schuss gegangen wäre, die Person, die davon getroffen wurde, wäre so oder so nach zwei Tagen gestorben." Und dann kam stille. Ich schaffte es nicht, noch irgendwas über die Lippe zu bringen. Ich hörte bloß das Wasser und die Vögel am Abend zwitschern. Wir beide saßen da und sahen auf das Wasser, was mit der Abenddämmerung rot wurde. Und wieder war er derjenige, der die Stille brach. Er stand ohne Vorwarnung auf und reichte mir die Hand.

„Lass uns schwimmen gehen!", kommt es auf einmal von ihm. Ich schaue ihn überrascht an. "Ich habe keine Schwimm Sachen dabei.", bringe ich raus, während ich ihn mit großen Augen anschaue. Wieso kommt er immer auf die dümmsten Ideen? " Ich auch nicht." Ich konnte mir in diesem Moment ein Lächeln nicht verkneifen. "Paul Coelho sagte; Eines Tages wirst du aufwachen und keine Zeit mehr haben für die Dinge, die du immer tun wolltest.", zitiert er, während er sich auszieht. "Also kommst du oder willst du es später bereuen?", fügt er hinzu. Ich nicke, ziehe mich bis zur Unterwäsche aus und renne zu ihm ins Wasser. "Du kommst immer auf die dümmsten Ideen.", sag ich lachend. Das Wasser ließ mich das Gespräch von vorhin vergessen. Es war noch warm von den Sommertagen und es kühlte mich von Kopf bis Fuß ab.
Ich wollte gerade wieder aus dem Wasser raus als James mich wieder mit reinzog. Ich fing an zu lachen, wie seit langem nicht mehr, vergas alles um mich rum, erinnerte mich an die Maddyson von vor noch zwei Monaten. An die Tage, an denen ich bloß lebte, ohne die Sorge, was nun aus mir wird. James half mir aus dem Loch und ich war ihm unfassbar dankbar dafür.

Als wir beide aus dem Wasser rauskommen setzten wir uns auf unsere Klamotten und unterhielten uns noch eine lange Zeit. "Wie spät ist es?", fragt mich James, während er in seiner Tasche wühlt. Ich sah auf mein Handy und es zeigt 00:03 Uhr. Dem Datum schenkte ich in dem Moment keine Beachtung. "Happy Birthday Maddyson.", gratuliert er mir und gibt mir eine kleine Schachtel. Ich öffne es und dort liegt eine Goldene Kette mit einem Drachen Anhänger. Als ich den Anhänger sehe bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen und ich schaue zu ihm. Sie ist echt so schön aber...
„James, hör auf mir so teure Geschenke zu machen.", sag ich ihm und schließe die Schachtel.
"Gefällt sie dir nicht?", fragt er wie ein Idiot, während ich ihm die Schachtel versuche, wieder in die Hand zu drücken. „Natürlich gefällt sie mir, sie ist wunderschön, aber das ist ein so teures Geschenk. Das Handy war schon viel zu viel. Es ist bloß rausgeworfenes Geld."
Er öffnet bloß die Schachtel wieder, holt die Kette raus und zieht sie mir an.
"Wenn ich dir etwas kaufe, was dir gefällt, ist es kein rausgeworfenes Geld.", gibt er von sich und schaut mich mit einem Lächeln an. Und so verbrachte ich mein 21 Geburtstag. Ohne Papa, aber ich war nicht allein und wenn Papa das Wissen würde, wäre auch er zufrieden.

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