Kapitel 1: Der Beginn meiner Geschichte

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Ich laufe durch die Riesigen Hallen des Schlosses. An mir laufen jegliche Bedienstete, wie auch Wachen vorbei. Vor einer großen Tür, die von Wachen bewacht wird, bleib ich stehen und klopfe an. Mein Vater war jemand, dem man Respekt schenkt und bei dem man versucht einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ich begrüßte die beiden und bekam ein kurzes Kopfnicken, mit einem leichtem lächeln als Antwort. Die Tür wird mir von innen geöffnet und vor mir sehe ich ein junges Mädchen, die versucht ihre Haare zu Bändigen. Ihre Locken stehen in jede Richtung, so als hätte sie sich ihre Haare seit Tagen nicht gewaschen, ihre Augen strahlen, als sie mich sieht. „Wie oft hatten wir über das Thema mit deinen Locken schon geredet?", gebe ich von mir, während ich sie schräg anschaue. Sie ist zwar bloß ein wenig jünger als ich, doch ihre Art lässt sie meist viel jünger erscheinen als sie eigentlich ist. Wir kennen uns schon lang genug und ich wusste, dass heute ein ganz besonderer Tag für sie war. Ihr Vater hatte ihr jemanden ausgesucht, den sie heute endlich kennenlernen darf. Das erklärte ihr nervöses erscheinen, als ich reinkam. Auch wenn ich es ungern zugebe, ist die Prinzessin meine einzige Freundin. Ich verbrachte die größte Zeit meines Lebens im Schloss und auch die Möglichkeit die Schule zu besuchen, wurde mir genommen. Ich wurde mein Leben lang dazu ausgebildet, irgendwann die Position meines Vaters zu übernehmen. Mein Ziel war es irgendwann die persönliche Leibwache des Königs zu werden. Oder zumindest war es das Ziel meines Vaters für mich. Er war einer der vertrautesten Personen des Königs. Ein Freund und seine rechte Hand. Ich liebte diesen Ort und die Menschen, aber ich hatte ganz andere Ziele als für mich vorgesehen. Ich möchte sehen was außerhalb des Schlosses ist. Ich möchte auf eine Uni und Dinge lernen, die nicht für mich vorgesehen sind.

„Am liebsten würde ich gar nicht gehen", kommt es nervös von ihr, worauf sie das Glatteisen rausholt und es auf den Tisch knallt. Ich teile ihr die Haare in mehrere Partien und beginne sie zu Glätten. „Du hast so schöne Locken, wieso willst du sie immer glatt haben?", hinterfrage ich. Sie seufzt und lehnt sich mit dem Ellbogen am Stuhl an. „Ich habe keine Lust, gleich als einzige Locken im Saal zu haben. Ich will nicht großartig rausstechen."

„Ich mein, du bist auch die einzige Prinzessin heute im Saal. Also hast du auch ein Recht dazu rauszustechen.", doch sie ignoriert meine Aussage gekonnt. Prinzessin Elisabeth war eine wahre Schönheit. Sie ist noch jung, doch ihre langen lockigen Haare und der dunkle Ton ihrer Haut lassen alle staunen, wenn sie sie sehen. Ihre blauen Augen stechen in ihrem Gesicht besonders raus, man möchte nicht mehr den Blick von ihr lassen. Ein Abbild ihrer Mutter. Ihr Bruder hingegen ist das komplette Gegenteil. Glattes Haar und die helle Haut seines Vaters. Seine Gesichtszüge und dunklen Augen scheinen das Einzige zu sein, was er von seiner Mutter hat. Beide sind streng aufgewachsen. Manieren waren von klein an das wichtigste für die beiden. Besonders für den Kronprinzen.

Nachdem ich ihr die Haare geglättet hatte und das Diadem aufgesetzt habe, suche ich ihr das Kleid raus. Ich half ihr dabei, dass Korsette zu schnüren und das Kleid richtig über den Kopf zu bekommen. Und schon stand sie fertig gemacht vor dem Spiegel.
Sie schaut bloß mit einem Lächeln auf ihren Lippen in den Spiegel. Nicht mal viel Schminke braucht sie. Es reicht der leichteste Hauch von Mascara, damit ihre Augen noch mehr rausstechen.
Und gerade als sie was dazu sagen wollte, klopfte es an der Tür.
Lisa zog sich die Schuhe an und ich öffnete die Tür. Es war ihr Bruder, der sie abholen kam, damit sie zusammen zum Ball gehen konnten. Ich verneige mich leicht vor ihm und unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment. Er lächelt mir zu und ich tue mich schwer, meine Augen von ihm zu reißen. Es war nur ein kurzer Moment, doch seine dunklen Augen rissen mich direkt mit. Ich wusste, wie er aussah. Es war kein Einzelfall, dass wir uns über den Weg liefen, doch jedes Mal aufs Neue stieg die Nervosität als ich ihn sah. Er war der Erbe einer Jahrhundert alten Monarchie. Die traf zwar auch bei Lisa zu, doch mit ihr verbrachte ich mein ganzes Leben. Ich wurde mit ihr unterrichtet, verbrachte meine Freizeit mit ihr und auch meine Aufgabe im Schloss drehte sich um sie. Denn solange ich nicht zum inneren der Wachen gehöre, bin ich die Zofe der Prinzessin.

„Maddy, machst du die Tür hinter dir zu, wenn du gehst?", bittet sie mich und ich finde zurück in die Realität. Unsere Blicke wandten sich direkt voneinander ab und die beiden verließen den Raum. Als ich rausging, sah ich noch die beiden im Gang, wie sie zum Ball gingen. So unterschiedlich und doch so gleich. Niemals würde man denken, die beiden seien Geschwister. Als ich nun auch endgültig in der Realität ankam, ging ich in Richtung des Ballsaals, um alles von außen zu betrachten.


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