Kapitel 4: Ein neuer Job

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Ich verkroch mich noch zwei weitere Wochen im Bett. Meine Panikattacke wiederholte sich nicht. Ich begann die Nächte zu schlafen, und aß das, was mir gebracht wurde. Liebend gern, hätte ich mich noch zwei weiter Wochen hier verkrochen, doch ich wurde zum König gerufen. Mir war klar, dass dieses Gespräch noch auf mich zukam, jedoch wollte ich mich so lange, wie möglich davor drücken. Vor dem Thronsaal angekommen machte ich mich sofort auf den Weg zum König. Ich bat um die Erlaubnis, um einzutreten und die Wachen öffnen mir die Türen. Ich trat ein und verbeugte mich mit einem kurzen Knicks.
„Es freut mich, dass ihr endlich erschienen seid, Miss Olson." Ich nicke bloß. Er sitzt oben auf seinem Thron und schaut bloß runter auf mich. Seine linke Hand liegt auf der Armlehne und sein Kopf stützt er mit der rechten Hand. Die Königin, die mich mit einem Lächeln ansieht, sitzt neben ihm. Der Prinz steht neben dem Thron seines Vaters und hört bloß interessiert zu.
„Es geht wohl um meine Momentane Situation im Schloss, nicht wahr?" Er nickt. „Ich würde weiterhin gerne die Zofen der Prinzessin bleiben können.", bitte ich direkt und hoffe, dass ich diesen Platz auch behalten kann. Mehr habe ich nicht zu sagen. Für mehr wäre ich auch in meinen Augen, noch nicht in der Lage. Ich kann keinen König beschützen, der so alt wie mein Vater ist. Dafür fehlt mir die Erfahrung, das Können und auch ganz viel Geduld.

„Miss Olson, diese Arbeit kann auch eine weitere Tochter eines Bediensteten übernehmen. Ich hoffe sie verstehen das." Ich nicke nur. „Meine Ausbildung ist noch nicht fertig, also hatte ich gehofft ich könnte diese lehre zumindest beenden.", erkläre ich und bekomme ein skeptischen Blick des Königs. Er sagt nichts, sondern schweigt und überlegt. Zumindest, bis der Prinzen ihm etwas ins Ohr flüstert.
„Wir hätten ein Angebot für dich.", er schaut zu seinem Sohn rüber. „James was hältst du davon es ihr wo anders zu erklären. Den Rest überlasse ich dir." Ich stehe bloß da und weiß nicht, worauf das hinaussoll. Der Prinz geht vor und ich folge ihm aus dem Thronsaal. Die Nervosität steigt und mein Herz schlägt schneller. Es ist das ungewisse, was mich ein wenig überfordert. Ich konnte nicht mit Situationen umgehen, von denen ich nicht wusste, wie sie enden. „Wie es scheint, werden wir ab sofort viel Zeit miteinander verbringen.", fängt der Prinz an. Wir setzen uns in einen Raum, wo sonst immer Tagungen stattfinden. Ich setze mich gegenüber von ihn.
„Lass mir dir erklären.", beginnt er und blättert durch einen kleinen Hefter, der vor ihm liegt. „Du sollst meine Leibwache spielen. Ich weiß du hast schon viel Übung und Erfahrung aus deiner Ausbildung und deinem Vater.", erklärte er mir. Ich sagte nichts, schwieg und hörte ihm zu. Auch wenn ich diesen Beruf nicht mein Leben lang tun wollte, ist es eine Möglichkeit, die ich machen konnte, solange ich nicht genau weiß, in welche Richtung ich gehen werden. „Wenn ich mich am Abend mit Freunden treffe oder irgendwohin gehe, wirst du eine gute Freundin von mir spielen. Aber in größter Not, wirst du mich Beschützen müssen. Was eigentlich nicht nötig sein wird.", setzt er fort und schaut mich grinsend an.
„Wo bleibt das aber?", hinterfrage ich mit dem Gefühl, dass es nicht so einfach sein kann. „Du wirst auch mein Babysitter bei Bällen sein. Aber auch verdeckt. Dich soll niemand erkennen, du wirst ebbend meine Begleitung bei den nächsten Veranstaltungen sein." Ich nicke. Das ist um einiges besser, als ihn vom weiten beobachten zu müssen. „Aber...", wirft er noch ein.

„Ich dachte wir hatten das schon.", werfe ich ein und er schaut mich mit einem verlegenen Lächeln an. „Mein Vater möchte, dass du ihm deine Kampfkünste zeigst." Ich lache leicht. Wenn das das einzige ist, sollte es kein Problem werden. Mein Vater war ein Meister der Kampfkünste und da er kein Sohn hatte, dem er das beibringen konnte, war ich diejenige, der er alles beibrachte. Ich wurde von klein an in der Kampfkunst gefördert. Die Dinge, die wir in der Ausbildung lernten, kannte ich zum größten Teil schon von Papa.

Er gab mir die Arbeitsverträge mit, damit ich mir alles nochmal in Ruhe anschauen kann. Seine Haltung war gerade und sein Kinn leicht gehoben. Man konnte allein an seiner Haltung schon erkennen, aus welchem Haus er stammte. Seine ganze Art schien perfektioniert. Alles tat er mit einer gewissen Vorsicht. „Wann ist die Prüfung?", frag ich ihn noch zum Schluss. Er schaut auf sein Handy und dann zu mir. „Wie wäre es mit Morgen?", fragte er. Ich musste tief schlucken. Ich hatte mich die letzten drei Wochen nicht viel bewegt und mir fehlte die richtige Ernährung. So gesagt, ich war kein stück vorbereitet.

Er lacht, als er mein Gesichtsausduck sieht. „Alles gut, nimm dir diese Woche noch eine Auszeit. Was hältst du von Ende nächster Woche?", bietet er mir an und ich nehme es dankend an. Aber ich nutzte diese Zeit auch ausgiebig. Ich verbrachte die Tage damit, zu trainieren, so wie ich es vor Papas Tod tat. Doch nun ohne ihn. Die Ablenkung tat mir gut. Ich dachte trotzdem noch regelmäßig an ihn, doch schaffte es mein Kummer ihm Sport auszulassen. Wachen, die am Abend am Trainingsraum vorbei gingen, schauten vorbei und forderten mich auch hin und wieder raus. Die Männer, gegen die ich gewann, spendierten mir was zu essen. Bei denen ich verlor, forderte ich so oft heraus, bis wir beide erledigt da lagen und uns nicht bewegen konnten. Auch die Nächte begann ich ruhiger als zuvor zu schlafen. Ich war zu kaputt, um noch an irgendwas zu denken. Als ich in mein Zimmer kam, legte ich mich direkt in mein Bett und schlief ein.

Und schon war die Woche vergangen. Ich stand vor dem König und der Königin, um meine Kampfkünste unter beweis zu stellen. Wenn ich heute nicht mein bestes gebe, blamiere ich nicht nur mich, sondern auch mein Vater. 

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