Kapitel 36: Erinnerungen

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Um mich rum sehe ich mehrere mir bekannte Gesichter. Jedes einzelne dieser Gesichter ist älter geworden. Tyler und Fynn sind gerade noch so zu erkennen, auf den Gesichtern von Mama und Papa haben sich mittlerweile schon leichte Falten im Gesicht gebildet. Alles so bekannt und so fremd. Aber ich konnte mich erinnern. An jeden von ihnen.

Doch statt zu lächeln, fing ich an zu weinen. Es waren 20 Jahre vergangen und ich habe alles verpasst. Meine Mutter schaut mich erleichtert mit Tränen in den Augen an und kommt direkt auf mich zu, um mich feste in den Arm zu nehmen. Sie streicht mir die Tränen aus meinem Gesicht und schaut mich mit strahlenden Augen an. „Da haben wir ja nochmal Glück gehabt.", ist das erste, was ich in dem Moment rausbringen kann. Mein Vater setzt sich im nächsten Moment direkt zu uns und nimmt mich in den Arm.
„Kannst du dich irgendwie dran erinnern, wie dass passieren konnte?", fragt er mit einem tiefem Atemzug. Ich sah erst ihn an und sah dann zu meinen Brüdern. Ich dachte an den einen Traum, den ich vor einer langer Zeit mal hatte. Er zerbrach mir Monate danach noch den Kopf, doch an ihr Gesicht konnte ich mich nicht mehr erinnern.

„Elea." entgegne ich ihm bloß. Ihm sagte der Name nichts, doch Mama sah mich schockiert an. „Elea ist noch vor deiner Geburt verschwunden.", kommt es von ihr. „Das ist die Tochter meiner Schwester. Dass kann nicht sein.", erklärt sie. Kannte meine Tante nicht. Sie war noch vor unserer Geburt verstorben. Genauso wenig kannte ich unsere Familien Geschichte, ich war noch zu jung, um alles über diese zu erfahren, als ich verschwand. Mir fehlte nicht nur die Erinnerung, wer ich war, sondern auch wie ich zu Papa kam. Vielleicht wusste er mehr, als er mir erzählte. Vielleicht waren auch alle diese Jahre, die er mich groß zog eine Lüge. Ich war an dem Punkt, an dem ich nun mein ganzes Leben hinterfragte. Ob alles wohl eine Lüge war?

„Es ist so, als hätten man mir irgendwas verabreicht, dass verhindert, dass ich mich an irgendwas erinnern kann.", füge ich hinzu.
Mein Vater seufzt und meine Mutter schaut mich trotz allem erleichtert an. Auch Tyler und Fynn setzen sich zu uns aufs Bett.
„Und kannst du dich erinnern, wie du in die Höhle gekommen bist? Als wir dort waren war da nichts Ungewöhnliches.", kommt es von Fynn. Ich seufze und fange an zu erzählen was ich in dieser Nacht gesehen habe. Denn in der Nacht bei Vollmond war es keine Gewöhnliche Höhle. Sie schien genau so wenig zur Erde zu gehören, wie auch ich.


Als ich in der Nacht die Stimme hörte, konnte ich nicht anders. Ich musste diesen Rufen Folgen. Also ging in dieser Stimme hinterher, alle Sinne hatten mich in dem Moment wie verlassen. Im weitem sah ich ein Licht, so grell, dass man nichts im Inneren erkennen konnte. Ich folge dem Licht, ohne irgendein klaren Gedanken zu haben und dort war ein kleines Mädchen was mich an der Hand weiter reinzog. Sie sagte nichts, sie hatte ein Lächeln auf ihrem Gesicht als würde sie einfach mit mir spielen wollen, so lieb und schuldlos. An den Wänden waren Kristalle die hell aufleuchteten, in allen verschiedenen Farben und desto weiter es ging desto mehr wurden es. Das Mädchen verlor kurz die Orientierung und blieb stehen, ich ging zu einem Kristall und sah ihn ein Moment einfach an. Er zeigte mir wie ich und Papa an meinem 17 Geburtstag zusammensaßen und uns lachend unterhielten. Ich zuckte darauf direkt ein großen Schritt zurück und das Mädchen zog mich weiter in die Hölle rein. So tief, dass ich vor mir ein großer Kristall sah. Irgendwas löste in mir das Bedürfnis aus ganz nah an ihn ranzugehen, auch das Mädchen stupste mich in die Richtung und Langsam legte ich meine Hand auf. Ich sah mein gesamtes Leben.

Es reichte das Lächeln von Mama zu sehen und ich konnte mich an alles erinnern. Ich sah meine ganze Kindheit, jeden einzelnen Moment von Geburt an. Ich konnte Fynn und Tyler nicht mehr nur am Muttermal unterscheiden, sondern auch an der Stimme und Gestik und konnte verstehen, wieso mein Vater so Vorsicht war als es um uns Drei ging. Ich konnte die Liebe meiner Eltern spüren und meine Verbindung zu Tyler und Fynn. Ich sah jeden einzelnen Moment, denn ich mit Papa verbrachte. Wie er versuchte mir das Beste zu bieten und das, auch wenn ihm die Zeit dazu fehlte. Doch genau so sah ich die schmerzhaften Moment, sie ich mit ihm erlebte. Ich sah jeden Moment mit Elisabeth und genauso mit James.
Doch das Gesicht, dieses Mädchens...
Dieses war wie ausgelöscht aus meinen Erinnerungen. Der Kristall zeigte mir mein ganzes Leben und wäre ich in dem Moment nicht so schwach gewesen, wüsste ich nun auch die Zukunft. Doch mein Körper hielt es nicht weiter aus. Ich sah mich nach hinten um und das Mädchen winkt mir noch ein kurzen Moment zu, bevor sie endgültig verblasst. Ein kurzen Moment später kippte ich nach hinten und werde von jemandem aufgefangen.
„Wieso hast du das getan?", fragt mich eine Weibliche Stimme. Doch ich schaffe es nicht meine Augen zu öffnen, um das Gesicht zu erblicken. „Ich habe dir die Möglichkeit gegeben ein friedliches Leben zu leben!", setzt sie fort und ich spüre bloß wie ich fallen gelassen werde und auf der kalten Erde Aufpralle. „Wieso hast du dich nicht einfach retten lassen!", höre ich diese Stimme schreien, bevor ich nach einem starken Luftzug mein Bewusstsein komplett verliere.

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