Kapitel 16: Kleiner Ausflug

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Nach dem Spendenball haben sich die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal um einiges verstärkt. James und Lisa durften nur unter strenger Aufsicht ihre Gemächer verlassen. Und somit hatte auch ich die beiden seit drei Wochen nicht mehr sehen können. Ich hingegen verbrachte meine Zeit mit dem Training. Jedes Mal, als ich das Gefühl bekam allein zu sein, fühlte es sich so an, als würde die Welt um mich rum dunkler werden. Diesem Gefühl konnte ich am besten entfliehen, indem ich etwas unternahm. Auch wenn das Training das Einzige war, was ich im Schloss tun konnte. Also machte ich mich fertig und verließ mein Zimmer. Als ich die Tür öffnete erschrak ich direkt. James stand vor mir und lächelt mich mit einem breiten Lächeln an. „Maddyson, hast du heute Zeit für Mich?" Ich zögere kurz und schaue mich um, wo seine Wachen sind. „Seit wann darfst du deine Gemächer verlassen?", kommt es verwirrt von mir. „Gar nicht.", gibt er mit einem Schulterzucken von sich. „Aber solange uns keiner Erwischt, können wir uns ein schönen Tag machen." Ich ziehe ihn in mein Zimmer und schließe die Tür hinter uns. „Ich habe keine Lust mein Job zu verlieren.", erkläre ich dem Idioten gegenüber von mir.

„Auf jeden Fall wollte ich, dass du mit mir eine Tour durch London machst.", wechselt er das Thema. „Ich möchte mir die ärmeren Gegenden ansehen, vielleicht findet sich dort ein Hinweis darauf, wieso die Menschen mit meiner Familie so unzufrieden sind.", erklärt er, worauf ich bloß nickte. "Das ist für ein guten Zweck.", fügt er hinzu und schaut mich bettelt an. Ich bleibe stehen und überlege ein Moment. Er kennt halt wirklich nur das schöne London. Ich frag mich, ob er überhaupt von der Dürre Bescheid weiß. Und auch wenn mir die Entscheidung doch schwerfällt, gebe ich nach. „Unter der Bedingung, dass wenn wir erwischt werden, du die Komplette Schuld auf dich nimmst." Er nickte, ich nahm meine Sachen und wir schlichen uns aus dem Schloss. Solange man die Geheimgänge kannte, war es ein Kinderspiel.

„Und hast du dich erholt?", fängt er das Gespräch an, während wir in das Auto steigen. Ich nicke. „Waren die bei der Befragung sehr streng?", fügt er noch hinzu, worauf ich seufzend die Tür zuschlage. „Man könnte Netter sein, aber ich mag mich nicht zu beschweren, immerhin habe ich einem Mann in die Schulter geschossen.", er nickt darauf zuversichtlich. „Und dank dessen, konnte ein Täter mehr festgenommen werden." Und da hat er recht. Einer der zwei Männer war er, was auch zum größten Teil an der Verletzung lag. „Es darf zwar niemand sonst erfahren, um die Ermittlungen nicht weiter zu gefährden, aber beide Männer haben es geschafft sich in den Zellen umzubringen.", bringt er nur schwer raus. Mir blieb die Luft im Hals stecken. „Und du kannst dir jetzt genau vorstellen wieso.", fügt er noch hinzu. „Es muss jemanden oder etwas geben, wovor sie mehr Angst haben als dem Tod.", setzte ich fort. James fährt nicht los. Wie verbringen einige Zeit damit still da zu sitzen und nicht sofort auszuticken. Es dauert, bis James den Motor startet und losfährt. „Fahr zum Damm.", gebe ich ihm die Richtung an. Nach einer diesmal längeren Fahrt hält er an und stellt das Auto ab. Wir standen oben auf einem Berg, von dem aus man den Damm perfekt im Blick hatte. Dieser Ort war vor einigen Jahren ein Beliebter Touristen Ort. Mittlerweile ist der Damm zum größten Teil abgesperrt. Die Regierung versucht den Menschen zu verheimlichen, wie ernst die Lage ist. Es gelingt aber nicht wirklich. Spätestens dann, als die Preise für eine gewöhnliche Wasserflasche stiegen, wurden die Bürger sehr stutzig.

James sag sich das gerade so vorhandene Wasser an und schweigt eine Weile. Versucht seine Gedanken zu sortieren. Doch sein Blick sagt mehr, als er jemals in Worten sagen könnte. „Ich wusste nicht, dass die Lage so ernst ist." Ich nickte, sah weiter auf das restliche Wasser. „Wir hatten vor kurzen eben auch Sommer. Die nächsten Monate sollte es wieder mehr regnen, aber dieses Jahr war bis jetzt das schwerste und niemand weiß, was uns nächsten Sommer erwartet." Er schaut nicht weg. Er schaut dem Problem direkt ins Auge.

„Ich wollte dir das zuerst zeigen, weil der Rest alles drauf aufbaut. Also wenn du überhaupt noch den Rest sehen willst?", setzte ich fort. Er nickt nur und geht in die Richtung des Autos.
„Ist das überall so oder nur hier in der Nähe des Schlosses?", fragt er, bevor er in das Auto einsteigt. Als Antwort bekomme ich nur ein 'überall' raus. Denn betroffen war nicht nur London oder England. Alle Menschen waren auf irgendeine Art davon betroffen. An manchen Orten noch schlimmer, an anderen weniger. Natürlich waren die Menschen mit den Monarchen unzufrieden, besonders mit einem König, der schon lange nichts mehr unternahm. Ein König, der bloß drauf wartet, dass eine Prinzessin wieder zurückkommt und das Problem mit ein bisschen Magie löst.

„Lass uns essen gehen.", wechselt er das Thema. "Irgendwelche Vorschläge?", fügt er hinzu. Ich schlug ihm ein Café vor in dem früher Oft mit Ben war. Es war klein, aber zu gleich auch ruhig. Ben zeichnete oft als wir hier waren und ich lernte in der Zwischenzeit. Wir setzten uns rein und ich bestellte ohne James gefragt zu haben, zwei Crêpes und Cappuccino. Er gab sich, ohne sich zu beschweren damit zufrieden. Als uns unser Essen gerade gebracht wurde, fing James Telefon an zu klingeln. Ein tiefer Seufzer verließ seine Lippen, als er sah, wer ihn Anruf. Er ging nach einem kurzen Moment ran und stellte das Handy auf laut, damit ich es auch hörte. „James, wo bist du verdammt? Du darfst dein Zimmer nicht verlassen und jetzt bekomme ich von den Wachen mit, dass du nicht im Schloss bist!", höre ich die Stimme des Königs am Telefon. „Ich habe mir ein wenig Freilauf erlaubt.", antwortet er seinem Vater frech, jedoch im gleichen Moment so monoton und gelassen, dass man ohne Kontext nicht einmal verstanden hätte, wie dreist es von ihm war. „Du kommst jetzt auf der stelle zurück. Deine Mutter macht sich unfassbare sorgen." Er hält sein Handy ein Stück weg und seufzt. „Seit wann interessiert es dich, wie es Mama geht?" Er stellte den Lautsprecher aus und machte ihn erst wieder an, als er von seinem Crêpe abgebissen hat. „Ich habe meine Wache dabei Vater. Wenn dir das nicht passt, kannst du dein Bastard auf den Thron setzten." Von der anderen Seite der Leitung kommt bloß stille. „Ich wollte eigentlich mit dir über Paris reden.", gab der König seufzend nach und James hielt das Telefon ans Ohr, so dass ich nicht mehr zuhören konnte. Während er aß und trank, blieb sein Handy am Ohr. Es dauerte eine Weile, bis die beiden zu ende telefoniert haben. Er legt sein Handy zur Seite und schaut mich mit einem Lächeln an. Was mich ziemlich verwirrte, nach dem Anfang des Gesprächs mit seinem Vater.

„Sollen wir dann gleich weiter?", versuch ich ihn wieder in die Realität zurückzuholen, als ich mein Cappuccino zu ende getrunken habe. "Willst du jetzt noch mehr von England sehen?", frage ich und er schüttelt bloß seinen Kopf.
„Warst du schon mal in Paris?", wechselt er das Thema aus dem nichts. Und ich konnte ungefähr verstehen, dass es wegen dem Gespräch mit seinem Vater gerade war. Ich schüttelte mein Kopf „Dieses Vergnügen hatte ich noch nicht."
„Was würdest du gerne alles in Paris sehen?", hackt er nach und bekommt von mir ein schiefen Blick von mir. "Wie kommst du jetzt drauf?", hinterfrage ich. „Wir fliegen Morgen nach Paris. Ich muss zu einem wichtigen treffen.", erklärt er, worauf ich bloß schweigend dasitze. „Sind nur drei Tage.", fügt er hinzu, nachdem von mir nach längerer stille immer noch nichts kam. „Also mehr von London willst du heute nicht sehen?", frage ich nochmal nach, um sicherzugehen. Die Situation, dass ich morgen in einem ganz anderen Land bin, ignoriere ich gekonnt. „Schaffen wir nicht. Ich gehe davon aus, dass du auch noch deine Koffer packen musst." Ohne weiteres stand er auf und ging zum Bezahlen nach vorne. Ich konnte immer noch nicht ganz realisieren, dass ich morgen in Paris bin.

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