Fairness währt am längsten

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Der erste Mensch, an den Zoe dachte, als sie an diesem Morgen die Augen aufschlug, war ihr Vater. Noch immer verschlafen erinnerte sie sich nach und nach an den vergangenen Tag und da fiel es der Vierzehnjährigen wieder brühheiß ein: Heute Nacht, hatte Harry im Gemeinschaftraum der Gryffindors mit ihrem Dad sprechen können! Sicher hatte ihr Freund nun einiges zu berichten. Eilig sprang die Slytherin aus dem Bett und zog sich leise an, um ihre Zimmergenossinen nicht zu wecken. Ein Blick auf ihren Wecker verriet, dass das Frühstück erst in zehn Minuten in der Großen Halle zur Verfügung stand und sie hoffte inständig, dass Harry schon dort sein würde.

Der Gryffindor saß allerdings noch nicht am Tisch und so setzte sich Zoe zu Hermine und Ginny, um etwas zu essen.

„Alles gut geklappt gestern, Hermine?", fragte sie ihre Freundin und versuchte dabei unscheinbar zu klingen.

„Alles wie geplant", antwortete die Gryffindor in einer Stimmlage, die um einige Nuancen höher war als normal und Ginny hob verwundert den Kopf von ihrer Müslischüssel.

„Mir fehlt nur noch der Aufsatz für Snape!", fügte Hermine hinzu und mied jeglichen Blick zu der Rothaarigen.

In der Zeit, in der Zoe gebannt darauf wartete, dass Harry endlich hinunter kam, führten sie mit Rons Schwester Smalltalk. Ginny erzählte ihr von ihrem Hogsmeadeausflug, wie es im Unterricht lief und dass sie schon gespannt auf die erste Aufgabe des Turniers war. Sie verfielen erst wieder in Schweigen, als ein lautes Rauschen das Ankommen der Posteulen verriet. Während hunderte der Vögel noch über ihre Köpfe glitten, kam eine zielstrebig auf Zoe zu und landete vor der Slytherin auf dem Tisch. Verblüfft band sie der Eule die Zeitung vom Bein und rollte eine Ausgabe des Tagespropheten aus. Dabei fiel ein kleiner Zettel zwischen den Seiten heraus, doch Zoe hatte nur Augen für das Titelblatt auf dem in großen theatralischen Lettern „Im Schatten eines großen Namen" prangte. Unter der Schlagzeile war ein Bild von einer hübschen, jungen Frau abgebildet, die nur ein paar Jahre älter sein konnte, als Zoe. Darunter stand: ‚Mehr Hintergrundinformationen über das tragische Schicksal von Gwendolyn Dumbledore, finden Sie in de Mehrseitigen-Sonderausgabe in der Mitte der Zeitung.'

„Das ist deine Mum?", fragte Hermine sofort, die Zoe über die Schulter geblickt hatte.

Auch Ginny reckte nun den Kopf.

„Ihr seht euch aber wirklich sehr ähnlich!", stellte Hermine fest. „Wo hast du diese alte Zeitung nur her."

Ginny nahm den Zettel vom Tisch, las die kurzen Zeilen und hob kritisch die Brauen.

„Von Kimmkorn?! Wirklich, Zoe ... willst du das lesen?"

Sie riss Zoe wieder in die Gegenwart zurück. Sekundenlang hatte sie einfach nur das Bild ihrer Mutter angestarrt, ohne groß nachzudenken. Und jetzt, da Ginny ihr diese Frage gestellt hatte, wusste sie nicht, ob die es wirklich tun wollte.

„Ich ... weiß nicht", gab Zoe schließlich zu.

„Also ich denke", mischte sich Hermine ein und tauschte mit Ginny einen besorgten Blick, „es wäre besser, wenn du das nicht tust. Ich weiß, Zoe, du bist sicher neugierig darauf, was drin steht, aber jetzt denk mal, was diese Kimmkorn alles über Harry geschrieben hat. Und über mich? Du kannst nicht sicher sein, dass auch nur ein Wort von dem stimmt, was da gedruckt wurde."

„Aber", versuchte Zoe zu erklären, „das ist schon Jahre her ... Dreizehn, um genau zu sein. Vielleicht hat diese Rita da noch ganz anders geschrieben!"

Hermine betrachtete sie mitleidig.

„Wenn du magst, dann lese ich es zuerst", schlug sie vor.

Doch das kam für Zoe gar nicht in Frage. Es war beinahe so – auch wenn sie nicht im Geringsten wusste, was in den Zeitungsartikeln stand – als wäre er ein intimer Einblick in ihre Seele. Zoe wollte ihn nicht mit jemand teilen, bevor sie den Inhalt nicht selbst kannte. Nicht einmal mit ihrer besten Freundin.

Zoe Dumbledore und das Trimagische TurnierWhere stories live. Discover now