ultime ore in Germania

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„Ciao Mathea, meine kleine Süße, wie geht es dir?" ,meldet sich meine Oma, nachdem Michele ihr das Telefon gegeben hat. „Hallo Nonna. Mir geht es eigentlich gut, die morgige Rückkehr nach London quält mich ein bisschen. Und was ist mit dir, wie geht es dir?" ,antworte ich. „Oh mir geht es fantastisch. Ich habe sehr viel Zeit seit der Rente und gehe deshalb jetzt immer mit meiner Freundin Vittoria zum Tanzen. Und ich habe beschlossen meinen eigenen Wein anzubauen. Seit ich aus dem Geschäft raus bin, will ich das schon machen und nun werde ich es auch tun. Ich möchte die alten ursprünglichen Sorten wiederbeleben." „Na das hört sich ja an, als wäre alles wie immer bei euch. Und Nonna wir wissen alle ganz genau, dass du dich nie komplett aus dem Weingut raushalten wirst." ,lache ich und auch meine Oma lacht. „Ja das stimmt, aber ich bemühe mich. Aber sag was ist los? Ich kenne dich Mathea. Dich bedrückt etwas und das ist bestimmt nicht nur dein Abflug. Deine Mutter hat mir schon erzählt, dass du einen Freund hast, oder ist da noch was?" ,sagt dann Oma ernster. „Nein nein du hast Recht es liegt
an Leon. Oder eben auch nicht. Ja ich habe einen Freund und Leon ist toll. Wirklich er macht mich sehr glücklich. Aber ich habe Angst vor dem was kommt. Die räumliche Trennung und all das. Wir sind erst so kurz zusammen." ,erkläre ich. Am anderen Ende höre ich ein Seufzen: „Oh meine kleine, mach dir nicht so viele Gedanken. Du wirst sehen alles kommt, wie es kommen muss. Und wenn du deinen Leon so sehr liebst, dann kämpfe um eure Liebe. Ich kann sehr gut verstehen, wie du dich fühlst. Als ich damals nach meiner Ausbildung einen Sommer lang in Deutschland auf einem Weingut gearbeitet habe, musste ich auch meinen Partner und sogar meinen Sohn zurücklassen. Es ist hart und tut weh, aber die Erfahrungen und neuen Eindrücke, nimmt dir niemand. Und außerdem kommst du ja auch schon bald wieder zurück. Du wirst sehen, die Zeit vergeht wie im Flug und schon bist du wieder zuhause." Ich bin meiner Oma für ihre aufmunternden Worte sehr dankbar. Ich nicke: „Du hast Recht ich darf nicht nur schwarz und weiß sehen. Danke Nonna, jetzt erzähle mir aber von euch. Wie geht es den anderen, was machen sie?" Damit lenke ich das Gespräch in Richtung Familie und lausche eine ganze Weile den Geschichten meiner Nonna.

„So meine Kleine, nun hab ich aber genug erzählt. Mach es gut ja und genieße deine letzten Stunden in Deutschland. Grüß deine Eltern von mir. Und Mathea? Mach dir keine Gedanken mehr, um dich und deinen Leon. Du weißt alles hat seinen Sinn. Ich habe dich lieb und wünsche dir viel Spaß in London. Ciao Mathea." ,verabschiedet sich meine Nonna nach einiger Zeit von mir und ich blicke auf die Uhr. Wir haben ganze zwei Stunden telefoniert und ich habe es nicht einmal bemerkt. „Ich habe dich auch sehr lieb Nonna. Danke, dass du mir zugehört und mich gestärkt hast. Ich melde mich, wenn ich in London bin. Tschüs." ,verabschiede ich mich und lege auf. Es ist schon fast zwei und in einer Stunde kommt meine Mama aus der Schule. Also beschließe ich nochmal alles zu checken und sie letzten Dinge einzupacken. Auch meine große Handtasche, in der ich alle wichtigen Dokumente und mein restliches Handgepäck habe, gehe ich nochmal durch. Die beiden Koffer stelle ich also nach einer letzten Kontrolle auf der Waage wieder in den Flur und diesmal findet dort auch meine Handtasche Platz. Ich gehe durch die Zimmer in meiner Wohnung und räume sie noch ein bisschen auf, sodass ich morgen alles sauber hinterlassen kann. In meinem Kleiderschrank räume ich auch die zwei Fächer von Leon aus und lege seine Sachen auf mein Bett, falls er diese wieder mitnehmen möchte. Es fühlt sich ziemlich seltsam an das zu tun, wie eine Trennung. Doch wozu sollte er seine Sachen hierlassen, wenn ich gar nicht da bin? Ich seufze und lasse mich nach hinten auf mein Bett fallen. Auf einmal bin ich nicht nur traurig, sondern auch schrecklich müde. Also rolle ich mich zusammen und schließe meine Augen. 

Durch einige Berührungen in meinem Gesicht, werde ich schließlich wieder wach. Meine Mama sitzt auf der Kante meines Bettes und lächelt mich an: „Na principessa, hast du noch ein bisschen Schlaf nachholen müssen?" Ich nicke: „Si es ging gestern noch eine ganze Weile. Aber es war echt schön. Und bei euch? Hatten du und Papa einen schönen Abend?" „Si es war wirklich nett bei Tanja und Richard. Wir hatten einen tollen Abend." „Schön. Was gibt es eigentlich heute zum Essen?" ,frage ich. Meine Mama lacht nur: „Das wird eine Überraschung. Wir wollen heute noch ein paar schöne Stunden zusammen verbringen. Dein Vater und ich werden dich diesmal wahrscheinlich nicht besuchen. Wir fahren wie immer Ostern nach Italien und an Pfingsten habe ich eine Woche Fortbildung." Ich erinnere mich an den Besuch meiner Eltern an Weihnachten. Es war wunderschön, dass sie das Fest bei mir in London verbracht haben. Wir hatten ein paar tolle Tage zusammen. „Das ist schon okay, ihr wart ja schließlich schon an Weihnachten da. Mama nickt: „Ich hätte dich sehr gerne nochmal besucht, aber mit deinen Freunden und Leon wirst du genug Besuch bekommen. Da würden wir sowieso eher stören." Ich schüttele den Kopf: „Ihr stört nie. Ich werde euch schrecklich vermissen." „Ach meine pricipessa du wirst sehen, es wird dir gefallen wie im letzten Semester auch. Da wirst du nicht viel Zeit zum Vermissen haben. Aber das ist ja auch gut so." Ich drücke meine Mama fest: „Ich hab dich so lieb Mama." „Ich dich auch Mathea. Und jetzt lass uns loslegen, hilfst du mir beim Kochen bis dein Papa und Leon kommen?" Ich nicke und stehe auf.

Gemeinsam machen wir uns auf den Weg nach oben in die Küche und Mama erklärt mir ihren Plan für das Abendessen. Da ich ja nicht so genau wissen darf was es gibt, darf ich Gemüse schneiden und anschließend einen Pastateig machen. Doch welche Pasta es gibt verrät mir Mama nicht. Als es langsam immer konkretere Aufgaben gibt, werde ich aus der Küche gescheucht. Schmollend gehe ich nach unten, um mich noch ein wenig frisch zu machen. Kaum bin ich damit fertig, höre ich die Haustüre oben. Das muss Leon sein. „Ich geh schon." ,rufe ich und sprinte nach oben. Voller Freude reiße ich die Tür auf und sehe meinen Freund, der mich angrinst. „Na hast du Sehnsucht gehabt?" ,lacht er. Ich muss schmunzeln: „Vielleicht ein bisschen." Leon lächelt und drückt mir einen Kuss auf: „Naja jetzt bin ich ja da. Dann wollen wir mal deine letzten Stunden in Deutschland gemeinsam genießen." Ich verziehe mein Gesicht und ich erkenne, dass auch Leons Lächeln nun eher gequält ist. Ich sage gar nichts und ziehe ihn zu mir, um ihn mit all meiner Liebe zu küssen. Wenn es mir jetzt schon so schwer fällt, was mache ich dann morgen?

nulla accade senza ragione // Leon GoretzkaWhere stories live. Discover now