po povero Leon

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„Es war toll. Wir hatten ein angenehmes Gespräch und sie hat mir auf jeden Fall einige Möglichkeiten und Chancen aufgezeigt. Ich hatte schon das Gefühl, dass die Kanzlei mich gerne im Team hätte. Aber ich bin mir auch noch nicht ganz sicher. Sie erwarten natürlich schon zeitnah eine Antwort, das ist für mich schon sehr früh." ,ich sitze gerade vor dem Laptop und facetime mit Leon. „Aber es hat dir doch ziemlich gut gefallen. Klingt als wäre das eine einmalige Gelegenheit für dich." ,mein Freund ist nach der Meisterfeier gestern noch ziemlich verschlafen. Außerdem schien er nicht besonders gut gelaunt zu sein. Vielleicht weil ihm klar wird, dass ich nicht mehr abgeneigt von dieser Sache bin. Anfangs habe ich es ja geradezu kategorisch ausgeschlossen und vielleicht ist er bisher davon ausgegangen, dass ich sowieso wieder zurück komme. „Ja sicher ist es das. Es ist wirklich eine Riesenchance und ich könnte direkt voll in das große Geschäft einsteigen. Aber das allein zählt ja nicht. Ich müsste meinen ganzen Lebensmittelpunkt hierher verlegen und in München könnte ich einfach klein und in Ruhe starten." ,erkläre ich. Leon seufzt: „Mathea die Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen. Ich kann nur immer wieder sagen, dass wir schon damit klarkommen werden, wenn du dich für London entschiedest. Warte doch einfach noch und denke in Ruhe darüber nach. Vielleicht meldet sich ja auch eine von den Kanzleien in München." „Ja ist gut mach ich." ,ich verdrehe die Augen. Schon klar, dass er nicht für mich entscheiden wird, aber dennoch dachte ich wir diskutieren die Vor- und Nachteile zusammen. „Erzähl mir von gestern. Wie war es denn?" ,frage ich um das Streitthema wieder einmal zu wechseln. Leon springt darauf an und berichtet mir mit strahlenden Augen. Erleichtert dieses Thema umschifft zu haben, höre ich ihm zu bis wir uns verabschieden.

Drei Stunden später schrecke ich von meinen Lernunterlagen hoch. Mein Handy klingelt. Seufzend mache ich mich auf die suche nah dem iPhone, das zwischen all den Unterlagen verschwunden ist. Auf dem Display prangt Leons Name. Komisch er hat doch vorher erzählt er geht zum Training. Normalerweise ist er dann nicht am Handy und ruft schon gar nicht an. Ich hebe ab und Leon wartet nicht mal ab bis ich mich gemeldet habe, er beginnt sofort zu sprechen. „Mathea? Bist du dran?" Schon an seiner Stimme kann ich hören, dass etwas nicht stimmt. „Ja Schatz bin dran, ist was passiert? Ich dachte du hast Training." ,antworte ich und versuche ruhig zu bleiben. „Hab ich ja auch eigentlich. Ich wurde getreten und kann nicht mehr richtig gehen. Ich muss ins Krankenhaus, weil sich so schnell ein Bluterguss gebildet hat. Das Poakalfinale ist für mich gelaufen." ,ich höre wie dünn seine Stimme ist. „Oh man Babe das klingt schrecklich, sind die Schmerzen sehr schlimm? Ich sag Papa Bescheid er soll ins Krankenhaus fahren. Kannst du den Fuß denn nicht belasten?" „Nur unter sehr großen Schmerzen. MüWo sagt ich soll es nicht machen. Das Blut muss raus, wenn sich weiter so großer Druck aufbaut. So kann ich nicht spielen, hoffentlich ist es nichts größeres." ,murmelt er. „Hauptsache du wirst wieder. Schatz ich mach mir große Sorgen, wenn du solche Schmerzen hast. Was sagt denn MüWo?" ,ich kann nicht verhindern, dass meine Sorge immer größer wird. „Er rechnet mit dem Schlimmsten und hofft das Beste. Er meinte ich soll mit einem Muskelfaserriss rechnen, aber das ist nicht sicher." „Das würde eine lange Pause bedeuten. Ich hoffe, dass sie nicht operieren müssen. Wie gern wäre ich jetzt bei dir." „Ich brauche dich Thea, was mach ich nur, wenn es was Größeres ist?" ,langsam klingt mein Freund richtig verzweifelt. „So dürfen wir gar nicht denken Schatz. Jetzt lässt du dich erstmal im Krankenhaus durchchecken und dann sehen wir weiter. Ruf mich sofort an wenn es was Neues gibt okay? Ich geb gleich Papa Bescheid und informiere deine Familie. Die sind doch alle noch da. Bleib stark Leon." ,schweren Herzens lege ich auf, um wie besprochen allen die Nachricht mitzuteilen. Marius und Leons Papa machen sich auf den Weg ins Krankenhaus. Ich dagegen sitze hier auf heißen Kohlen und warte bis sie sich melden.

Seufzend stehe ich auf und gehe in die Küche. Wie soll ich mich denn bitte konzentrieren, wenn mein Freund gerade ins Krankenhaus gebracht wird? Nancy steht an der Arbeitsfläche und scheint einen Kuchen zu backen. „Wolltest du nicht lernen?" ,erkundigt sie sich. „Ja wollte ich. Ich war auch mittendrin, aber Leon hat gerade angerufen. Er hat im Training irgendwie etwas abbekommen und sich verletzt. Er wird grad ins Krankenhaus gebracht. Ich mach mir ziemliche Sorgen und kann mich nicht mehr konzentrieren." ,erzähle ich. „Oh man das klingt gar nicht gut, armer Leon. Ist es denn eine schlimme Verletzung?" „Der Arzt hat gesagt er muss mit allem rechnen, wegen der immensen Schwellung kann man noch nicht genau sagen, was sich darunter verbirgt. Sie machen jetzt erstmal Aufnahmen. Leon hat versprochen sich dann zu melden. Ich wäre jetzt so gerne bei ihm. Was für eine schlechte Freundin bin ich denn bitte? In so einer Zeit muss ich doch für ihn da sein." ,verzweifelt fahre ich mir mit den Händen durchs Gesicht. „Hey Thea denk nicht so. Du bist doch keine schlechte Freundin. Es kann ja niemand etwas dafür, dass Leon sich ausgerechnet jetzt verletzt. Und ich denke auch nicht, dass er dir in irgendeiner Weise vorwirft nicht für ihn da zu sein. Mach dir keinen Kopf. Aber ich kann verstehen, dass du gerne bei ihm wärst. Es tut mir auch echt leid für ihn. Kann er denn am Wochenende spielen?" „Nein das ist schon sicher, das Pokalfinale wird er nicht spielen. Es ist sein erstes Mal, dass er den Titel wirklich gewinnen könnte." „Das tut mir wirklich leid für ihn. Aber bleiben wir positiv, vielleicht ist das ja nicht so schlimm, wie sie befürchten." „Mhm."

Eine gute Stunde später meldet sich mein iPhone erneut. Ich nehme sofort ab: „Schatz? Was ist los?" „Hey, es sieht nicht so schlecht aus. MüWO denkt es ist nur der Bluterguss, der breitet sich unheimlich schnell aus. Aber sie wollen ein bisschen was absaugen, damit der Druck nicht weiter steigt." Ich atme erleichtert auf: „Das klingt ja einigermaßen gut. Vielleicht kannst du ja normal in der neuen Saison angreifen. Was hat Papa dazu gesagt?" „Er meinte wir sollen das mit dem absaugen machen, dann sieht er aber auch keine großen Probleme mehr." „Okay gut. Und darfst du dann wieder heim heute? Und wer kümmert sich dann um dich?", erkundige ich mich besorgt. „Ja die machen kurz den kleinen Eingriff und dann kann ich heim. Marius wird die nächste Woche eh noch da sein, das hat er ja so geplant. Ich bin also nicht allein. Mach dir nicht so viele Sorgen Baby. Es wird schon nichts weiter mehr sein. Und wir sehen uns dann auch bald. Ich liebe dich Mathea." ,ich kann das Lächeln in Leons Stimme hören. „Ich mach mir natürlich Sorgen um dich. Und ich wäre jetzt gerne für dich da. Ich liebe dich auch Leon. Bitte melde dich nachher nochmal okay?" ,seufze ich. „Ja mach ich, Ciao." Dann legen wir auf.

Oh man, wie soll ich denn überleben, wenn Leon sich doch mal noch schlimmer verletzt? Und vor allem was mache ich dann, wenn ich in London sitze und er in München? Plötzlich sehe ich was es wirklich bedeutet, wenn ich entscheide hier zu bleiben oder hierher zurückzukommen für mein Referendariat. Ich hab den ganzen Tag nur daran gedacht, wie groß die Chance hier sein kann. Und mit einem Schlag wird mir bewusst, was ich dafür aufgeben muss und verpassen werde. Ist es das wert?

nulla accade senza ragione // Leon GoretzkaWhere stories live. Discover now