mi dispiace

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Zaghaft drücke ich meinen Finger auf die Klingel von Leons Wohnung. Keine zehn Sekunden später ertönt auch schon der Summer und ich mache mich auf den Weg ins Dachgeschoss. Ich kann Leon schon im Türrahmen stehen sehen, als ich oben ankomme. „Hey." ,begrüße ich ihn schlicht. „Hallo schön, dass du gekommen bist." Leon macht einen Schritt auf mich zu und es macht mir den Anschein, er würde mich umarmen wollen. Doch ich gebe ihm mit einem Blick zu verstehen, dass er mich nicht anfassen soll. Daraufhin nickt er und senkt den Kopf. Ob er enttäuscht ist, dass ich ihn abgewiesen habe? „Komm rein, möchtest du einen Cappuccino?" ,er tritt höflich zur Seite und lässt mich in die Wohnung. „Ein Wasser würde mir reichen.", entgegne ich. Schnell streife ich mir die Sandalen von den Füßen, ehe ich Leon in den offenen Wohnbereich folge. Ich sehe mich um und mir fällt sofort die Treppe auf, die in den Stock darunter führt. Beim letzten Mal war die noch nicht da. Auch wenn es mich brennend interessiert, was es damit auf sich hat, halte ich mich zurück. „Gehen wir raus? Ich glaube frische Luft tut uns ganz gut." ,frage ich stattdessen. Leon nimmt zwei Gläser und ein Wasser, dann gehen wir auf seine große Dachterrasse.

Leon nimmt gegenüber von mir Platz und atmet tief durch: „Es tut mir leid." Ich nicke während ich warte bis er weiterspricht. Doch er sagt erstmal nichts mehr. Also ziehe ich meine Augenbraue nach oben: „Was meinst du Leon?" „Es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist. Ich hab das mit der Trennung nicht geplant, als ich zu dir geflogen bin. Ich habe dich damit wohl genauso überfahren wie mich auch. Aber ich habe in dem Moment auch keinen anderen Weg gesehen. Ich hatte einfach das Gefühl, das wir und unsere Leben nicht zusammenpassen. Und ich war einfach sehr verletzt, du warst nicht da und ich habe mich von dir im Stich gelassen gefühlt. Ich weiß, dass du dafür nichts konntest. Du hast nicht aus London weg gekonnt, das ist nicht deine Schuld. Ich weiß das jetzt und ich wusste das auch schon damals. Trotzdem hat mir das wehgetan. Ich schätze da habe ich realisiert, dass ich das so nicht unbedingt will. Ich hätte dir aber nicht die Schuld dafür geben dürfen und es tut mir leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, dass es an dir liegt. Es war unfair, dir zu suggerieren für die Trennung verantwortlich zu sein. Der Streit ist irgendwie eskaliert und ich habe einiges gesagt, was ich bereue Mathea. Schon in den Wochen vorher habe ich gemerkt, dass es nicht so gut läuft bei uns. Mir ist bewusst geworden, dass ich keine Fernbeziehung möchte. Gleichzeitig wollte ich nie von dir verlangen zurück zukommen. Dass das deine große Chance ist, habe ich ziemlich schnell begriffen. Jeder hat sich so unfassbar für dich gefreut und dich unterstützt und alles. Da wollte ich nicht der sein, der dir die Zukunft verbaut. Ich kam mir so egoistisch vor, weil ich nicht wollte, dass du bei M&M arbeitest. Ich wollte dich hier bei mir in München haben. Also wusste ich nicht was ich tun sollte. Dann kam eben eines zum anderen, wir haben so gestritten und ich sah eine Trennung als Lösung."

Leon schluckt und sieht mich nun direkt an: „Ich habe mir nach der Trennung eingeredet, dass es das Beste für uns beide wäre. Dass jetzt einfach jeder sein Ding machen kann. Das war falsch, meine Gefühle sind irgendwann über mich hereingebrochen. Weil ich zuvor alles nur rational gesehen habe, ohne auf meine oder deine Gefühle zu achten. Ich weiß, dass ich dir sehr weh getan habe und das wohl nicht wieder gut machen kann. Und dennoch wollte ich mich bei dir entschuldigen. Ich wollte dass du weißt, dass es mir nicht leicht gefallen ist und ich das so nie wollte."

Mir treten die Tränen in die Augen, welche ich schnell weg blinzele. „Du hast mich damit sehr verletzt. Ich habe es gar nicht verstehen können, warum du Schluss gemacht hast. Sicher habe ich auch ich gemerkt, dass es nicht so ganz rund gelaufen ist. Aber ich bin davon ausgegangen, dass sich das wieder geben wird. Ich habe gespürt, wie enttäuscht du warst als ich nicht nach München gekommen bin, dass mich nicht einmal eine Verletzung zurück bringt. Und doch habe ich darauf gehofft, dass du mich verstehst. Ich habe ein total schlechtes Gewissen deswegen gehabt, ich wäre so gerne bei dir gewesen. Aber ich wusste, wenn ich zurückfliege, muss ich das Semester wiederholen. Das halbe Jahr wäre völlig umsonst gewesen. Ich konnte einfach nicht weg, egal wie sehr ich es wollte. Als wir zusammengekommen sind wussten wir beide worauf wir uns einlassen und ich bin davon ausgegangen, dass wir das schaffen können. Ich habe dir vertraut. Warum hast du mir nicht einfach gesagt, dass du das so nicht mehr willst in Zukunft? Spätestens als du nach London gekommen bist, hättest du ein ehrliches Gespräch einer Trennung vorziehen müssen. Ich verstehe, dass du mir nicht die Chance nehmen wolltest. Aber glaubst du wirklich, dass ich das nicht selbst entscheiden hätte können? Ich habe dich geliebt Leon und diese Beziehung war mir wahnsinnig wichtig, weil ich zum ersten Mal eine richtige Zukunft gesehen habe. Trotzdem kann ich doch rational denken und mir eine eigene Meinung bilden. Ich hätte mir nichts mehr gewünscht als dass du ehrlich zu mir gewesen wärst. Und ich hätte dir gerne meine Sicht der Dinge erklärt, denn das war für mich das Unfairste. Nicht die Möglichkeit zu bekommen, seine Meinung zu sagen und sich zu verteidigen, das hat mich getroffen. Du hast mich vor eine vollendete Tatsache gestellt. Ohne alle Aspekte zu kennen, hast du einfach für uns beide entschieden."

Ich nehme ein Schluck von meinem Wasser und stehe auf bevor ich weiterspreche. Ich gehe ein paar Schritte zum Geländer, ehe ich mich umdrehe, um Leon anzusehen: „Mir tut es allerdings auch sehr leid, wie es gelaufen ist. Ich habe einige Fehler gemacht und der größte war es dich an diesem Tag einfach gehen zu lassen. Es tut mir leid, dass ich so ausgeflippt bin wegen Tim und Marius. Nichts auf der Welt hat mir das Recht gegeben sich so aufzuführen, nur weil ich ein wenig Stress hatte. Und es tut mir leid, dass ich nicht da war. Ich war in dem Moment nicht die Freundin, die du gebraucht hättest. Ich weiß, dass ich dich damit sehr verletzt habe. Für die Entfernung habe ich nicht viel gekonnt, doch mehr für dich da sein und mich mehr um uns bemühen, das hätte ich sehr wohl gekonnt."
„Ich schätze wir beide haben Fehler gemacht. Trotzdem tut es mir unglaublich leid, weil ich letztendlich derjenige war, der uns einfach aufgegeben hat. Ich habe mir niemand anderen an meiner Seite gewünscht als jemand wie dich Mathea. Ich habe das hingeworfen, das war unglaublich dumm. Ich weiß, dass du heute nicht gerne gekommen bist. Vielen Dank, dass du es trotzdem getan hast. Es war mir wichtig, dass du meine Sicht und alle Gründe kennst. Ich wollte mich bei dir entschuldigen." „Ist angenommen, sofern du auch meine Entschuldigung annimmst. Es stimmt, ich bin nur ungern hergekommen. Trotzdem bin ich froh, dass wir nochmal darüber gesprochen haben, denn du hattest Recht, wir waren uns das schuldig. Und ich hoffe, dass wir trotz allem irgendwann normal miteinander umgehen können, auch wenn ich dafür wahrscheinlich noch etwas Zeit brauche." „Ich bin froh, dass du das so siehst. Selbstverständlich nehme auch ich die Entschuldigung an." Dann lächeln wir uns zaghaft an.

Daraufhin beginnt Leon über Larissa und die Zeitungsartikel zu sprechen. Wir tauschen uns aber nur kurz darüber aus, schließlich wurde es wirklich still seit der Aktion von Jörg.

Eine Zeit lang weiß keiner was er sagen soll und es tritt ein kleines Schweigen ein, als mir die Kiste in meinem Auto einfällt. „Ich habe noch etwas dabei. Ich muss es allerdings erst aus meinem Auto holen, irgendwie habe ich es vorher vergessen Moment." Schnell husche ich durch die Wohnung und mache mich barfuß auf den Weg nach unten. Ich schnappe mir den Karton und eile wieder nach oben. „So puh das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Hier sind deine Sachen aus meiner Wohnung drin." ,leicht außer Puste stelle ich es auf dem Esstisch ab. „Danke, dann ist es das wohl nun endgültig." ,Leon beachtet den Karton nicht weiter, stattdessen sieht er mich an. Während ich in meine Sandalen schlüpfe, lächele ich ihn noch einmal an.

„Es war schön mit dir Mathea und ich wünsche dir nur das Allerbeste. Vielleicht meldest du dich mal wenn du wieder in München bist?" „Das kann ich nur zurückgeben Leon. Danke für alles, du bist ein großartiger Mensch. Nun ja das werde ich vielleicht, du könntest dich jedoch auch melden." Ihn zu umarmen bin ich immer noch nicht bereit, auch wenn das Gespräch wirklich befreiend war. Lieber schenke ich ihm erneut ein Lächeln bevor ich mich umdrehe und gehe.

Da ist sie, die Aussprache auf die sicher einige von euch schon lange gewartet haben ;) Ich bin gespannt was ihr dazu sagt! Eigentlich sitze ich in einer Vorlesung, aber ich konnte es nicht erwarten das Kapitel zu posten :)

nulla accade senza ragione // Leon GoretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt