Kapitel 15: Der Maskenball

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Doch kein Moment hat die Fähigkeit ewig anzuhalten. Ich hörte dieselben Schüsse, wie an dem Tag als Papa starb und ich verstand wieder, wo ich war. Alles kam wieder hoch. Ich wollte mich zu Boden werfen und schreien, doch vor mir stand James, mit derselben Angst wie ich. Ich zog James direkt runter, so dass wir in der Menge verschwanden. Die Menschen um uns rum bekamen Panik. Auch ich hatte das Gefühl, ihnen jeden Moment bloß panisch hinterher zu rennen. Doch James Hand auf meiner Schulter brachte mich wieder zur Vernunft. Ich atmete tief ein und aus und wusste, was zu tun war. Ich musste jetzt den Prinzen beschützen. James in Sicherheit bringen, der Rest war jetzt egal. Also nahm ich ohne noch weiter zu Zweifel die Waffe hervor und als die Schüsse nicht aufhörten, wurde mir erst richtig klar, dass es nicht wie beim letzten Mal war.

Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn aus der Menge raus. „Bleib dicht hinter mir!", befiehl ich ihm, was er auch tat. Die Schüsse hörten nicht auf und jede weitere Sekunde wurde mir bewusster, es werden Menschen verletzt. Im schlimmsten Fall umgebracht. Als vor uns noch ein bewaffneter Mann auftauchte, der mit gerichteter Waffe auf uns zu kam zögerte ich nicht lange und zielte ihm direkt in die Schulter. Dann begann ich mit James an meiner Hand einfach zu renne. Mein Ziel war es nun einfach zu den Geheimgängen zu kommen. Der Flur war leer. Die meisten Menschen flohen direkt zu den Ausgängen. Niemand, der nicht eingeweiht wurde, konnte von diesen Fluren wissen. Auch ich wusste bis zur letzten Woche nicht die genauen Standorte der Gänge. Als ich wusste wir waren am richtigen Zimmer gingen wir rein und benutzten von da aus die Geheimgänge weiter, die zu einem Sicherheitsraum führten. In dem Angekommen, schloss ich bloß nur noch ab und gab damit Bescheid, dass der Prinz in Sicherheit war.

"Hier sind wir sicher...", kommt es nur noch vor mir, worauf ich mich an der Tür fallen ließ. Mein ganzer Körper zitterte vor Angst. Was nun? "Das fühlt sich gerade nicht real an.", sagt James, der sich zu mir setzt. "Ohne dich wäre ich drauf gegangen.", setzte er fort. Auch er zittert wie verrückt. Er legt seine Hand auf meine und wir sitzen einige Momente bloß stumm da, bis ich mich dazu entschied mich ins Bett zu legen. James legte sich auf eine Coach, die gegenüber von einem Fernseher stand. Wir wussten nun nicht, wie lange wir hier verweilen würden. All das würde jetzt dauern, bis das Schloss wieder sicher ist.

Ich öffnete meine Augen, und realisierte erst jetzt, dass ich eingeschlafen war. Auch James lag schlafend auf der Coach. Im Fernseher liefen die Nachrichten. Mein Handy konnte mir zwar sagen, dass es früh am Morgen war, jedoch durch fehlenden Empfang nicht, wie die Situation draußen aussah. Ich setzte mich auf den Boden und wartete, bis es in den Nachrichten etwas über die Momentane Situation gibt. Und dann kamen sie schon. Gerade mal zwei von zehn Männern wurden gefasst. Alle aus der Königsfamilie wurden in Sicherheit gebracht. 38 verletzte und 5 Tote. Die Zahl nimmt mir für ein kurzen Moment die Luft weg. Es sind fünf unschuldige Menschen gestorben und es hätte verhindert werden können, hätte man einfach ein wenig Schwäche gezeigt. Ich zog meine Knie zusammen und legte meine Gesicht in meine Hände. Mir kamen die Tränen hoch und ich weinte einfach leise vor mich hin, mit dem Gedanken, James würde mich nicht hören. Die Zahl wiederholte sich in meinem Kopf und der einzige Gedanke, der in meinem Kopf kreist, ist wieso bin ich nicht unter ihnen? Ich hätte an ihrer Stelle sein können, doch sitze stattdessen hier in Sicherheit. Als ich eine Hand auf meinem Kopf spürte, sah ich zu James, der starr auf den Fernseher schaut. „Was hat diese Gesamte überarbeiten, des Sicherheitssystems gebracht, wenn es trotzen verletzte und tote gibt.", bringt er wütend raus. Auf eine Art, die ich noch nie an ihm gesehen habe. „Wir hätten ihnen geben sollen was sie wollen, auch wenn es mein Leben gewesen wäre. Die fünf tote würden jetzt noch leben." Und ich gab ihm hier recht. Aber es wären keine fünf tote, sondern sechs. Hätten sie den König beim ersten Mal geschafft umzubringen, wären nicht nur die fünf am Leben, sondern Papa wäre auch noch da. Es waren sechs unschuldige Menschen, die diesem Mann auf dem Gewissen Liegen. Ein Seufzer verlässt meine Lippen. Mehr nicht. Mehr ging mir nicht über die Lippen. Der Fernseher war an, doch die stille im Raum blieb weiterhin betäubend. Sobald der kleine Knopf an der Tür rot aufleuchtete, konnten wir da raus. Und ich sah alle fünf Minuten dahin, bloß um immer wieder aufs Neue enttäuscht zu werden. Und dass zog sich über den restlichen Morgen.

Wir sprachen beide nicht. Meine Lippen verließ kein mucks, auch wenn ich schreien wollte. Ich wollte weiter weinen, doch irgendwas ließ mich nicht. Die leere in mir wurde wieder größer. Der Appetit verging und die Stimme in meinem Kopf wurde lauter. Aber dann kam ein mir bekanntes Gefühl hoch. Diesmal waren es die Geräusche von draußen die es auslösten, die Angst sie würden jetzt reinkommen und ich wäre hilflos. Meine Atemzüge wurden kürzer. Ich bekam das Gefühl, dass ich die Kontrolle wieder über alles verlor. Mein Mund fühlte sich trocken an und meine Hände begannen zu zittern. Doch diesmal waren es noch Tränen, die mir die Wange runter liefen. Im ersten Moment hatte ich das Gefühl mein Körper würde jeden Moment überhitzen und im anderen, das Gefühl zu erfrieren. Ich saß auf dem Boden und fühle mich einfach hilflos. Um mich rum schien alles langsam in schwarz zu ertränken. Doch dann berührt mich jemand. Aus Reflex zucke ich zurück, bis ich realisiere, dass es bloß James ist. „Atmen Maddyson.", hörte ich seine Stimme. Sie schien so weit weg und doch so unfassbar nah. Ich wiederholte seine Worte. Atmen...

Ich nahm tiefe Atemzüge und auch wenn es eine Weile dauerte, bis ich es auch schaffte meine Tränen und das Zittern meiner Hände unter Kontrolle zu bringen. Langsam bekam ich die Kontrolle zurück. James brachte mir schnell etwas zu essen und zu trinken. Und auch wenn der restliche Tag sich in diesem Raum so unfassbar lange zog, lenkte James mich ab. Bis zu dem Moment, an dem das Licht Grün aufleuchtete.

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