Garderobenkauf

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Wir betraten den Verkaufsraum und ichsah Unmengen an Stoffballen in den Regalen, in allen erdenklichenFarben und auch Mustern. Auch waren einige Kleider ausgestellt, woeines schöner als das andere war. Ich kam aus dem Staunen nichtwieder raus. In unserer Zeit geht man online einkaufen oder aber insehr unpersönliche Läden um sich Klamotten von der Stange zukaufen. Diese hier waren alle individuell gefertigt und es warangenehm persönlich.


Vorsichtig strich ich über einesdieser Kleider, es war aus dunkelgrüner Seide mit einem goldenenBlumenmuster. Dahinter war eines aus Samt, weinrot, Schulterfrei undmit kurzen Ärmeln. Plötzlich riss mich ein Räuspern aus denGedanken und ich sah mich entschuldigend um. Mein Verlobter stand mitdem Schneider hinter mir und beide grinsten wissend.


„Euer Verlobter bat mich, euch einpaar Kleider zu zeigen, aber ich sehe schon, ihr habt ein Auge fürdie wirklich ausgefallenen Exemplare, Miss" gab er mit einemholländischen Akzent ein Kompliment. „Verzeiht, wo sind meineManieren, Matheus Vandenwinkel, zu euren Diensten Miss!" stellte ersich mir mit einer tiefen Verbeugung noch vor.


„Es freut mich, euch kennenzulernen,Mr. Vandenwinkel, mein Name ist Frederickson." er hauchte mir denHandkuss auf und dann fing er auch schon an, seine Waren anzupreisen.Seine Angestellte stellte sich als seine Tochter heraus, die einesTages sein Geschäft übernehmen sollte. Sie war ungefähr 16 Jahrealt, hieß Vera, war blond und hatte ein einfach niedliches Gesicht.


Jetzt ging es ans Anprobieren und ichschmunzelte in mich hinein. Männer waren nicht gerade die bestenKaufberater, doch ich musste mich jetzt auf Haythams fachkundigeMeinung und Beobachtungsgabe verlassen.


Als Vera mir bei dem ersten Kleidhalf, blieb sie kurz hinter mir stehen und stutzte. „Mrs.Frederickson, ihr habt aber eine seltsame Tätowierung. Hat sie eineBedeutung?" Das hatte ich ja völlig vergessen. Wenn ich ein KleidANHATTE sah man es nicht, doch so schon. Denn das Unterkleid warnicht so hoch geschnitten.


„Ja, das hat sie. Eine sehrpersönliche, Vera." sagte ich nur und versuchte nicht allzutadelnd zu klingen. Eigentlich fragte man das nicht so einfach freiraus.


„Verzeiht, ich wollte nichtneugierig sein." gab sie jetzt leise von sich. „Ist schon gut!"versuchte ich sie zu beruhigen.


Ich trat nach vorne in denVerkaufsraum und erntete einen staunenden und anerkennenden Blickmeines Verlobten. „Das wäre Nummer eins." Wie? Das wurde jetztgekauft? Gut, wenn er meint.


Das gleiche Prozedere kam auch bei denanderen beiden Kleidern, dem aus Samt und dem aus grüner Seide! Diekosteten doch ein Vermögen und es fiel mir schwer, so ein Geschenkanzunehmen. „Mach dir keine Gedanken, was das Geld angeht, Alex.Das steht dir nicht gut zu Gesicht. Ich möchte nur, dass du Kleiderhast, die dir und deinem Erscheinungsbild entsprechen!" Man muss esihm lassen, er umschrieb seine Meinungen und Komplimente immer sehrgut und man musste genau hinhören! Doch auch das war etwas, was ichan ihm so liebte. „Aber ich kann das nie wieder gutmachen!" ...ein Kuss auf die Stirn. „Und wer sagt, dass du das musst?" Dassagte mir mein Verstand, es ist ein Geben und Nehmen!


Aber damit waren wir noch lange nichtdurch, denn Haytham ließ Maß nehmen und orderte noch 2 weiterKleider nach Schnittmustern die ihm Mr. Vandenwinkel gezeigt hatte.Sie sahen auf der Zeichnung einfach fantastisch aus. Den Stoff suchteich dann allerdings doch selber aus. Denn ich hätte gerne eines indieser wunderschönen schwarzen Seide, mit den silbernen Stickereien.


Schmerzlich wurde mir bewusst, dassich vermutlich nicht mehr hier war, wenn sie fertig waren! Haythammüsste sie ohne mich abholen und... sie würden 3 Jahre irgendwolagern müssen! „Haytham, ich ... versteh mich nicht falsch. Aberist es nicht Verschwendung, sie jetzt schon zu kaufen? Ich... werdesie erst in vermutlich 3 Jahren tragen können!" Ein dunklerSchatten huschte über seine Augen!


„Ich weiß, aber ich will es so!"Seine Hand lag unter meinem Kinn und er sah mich wieder so prüfendan. „Wir werden auch mit der Hochzeit so lange warten müssen! Dochdas ist mir gerade mehr als egal. Denn du bist jetzt hier und ichbrauche dieses Gefühl von Normalität einfach im Moment!" es kamschon fast flehend aus seinem Mund. „Aber die Hochzeit werden WIRplanen, niemand anderes!" sagte ich gespielt entrüstet. „KeineSorge, da habe ich ja auch ein Wörtchen mitzureden!"


Als die Einzelheiten besprochen waren,ich noch einiges an Unterwäsche und Unterkleidern bekommen hatte undman sich mit den Preisen einig war, verließen wir das Geschäft. Diefertigen Kleider sollten gegen Abend ins Fort George gebracht werden.


Wir waren schon fast dort angekommen,als neben uns eine Kutsche hielt und eine aufgebrachte Schottin mitihrem irischen Ehemann uns plötzlich gegenüberstand. „WANNhattest du vor mir das mitzuteilen, Bruder?" kam es wütend vonFaith!


Warum sollte Haytham immer erst allenanderen Bescheid sagen, ehe er eine Entscheidung traf? So langsam wares nervend und blöderweise kam mir Edwards Satz im Ankleidezimmerwieder in den Sinn! Ich sah kampflustig von meinem Verlobten zuseiner kleinen Schwester, doch ich kam nicht zu Wort!


„Du nicht auch noch, Faith! Ichsagte es deiner Großmutter schon. Nach eurer Hochzeit hätte ich esoffiziell gemacht! Aber wie schön, dass man immer wieder in seinenPlänen gestört wird." Das hatte gesessen, der Mund der Schottinstand nun auf. Leider achtete ich zu spät auf mein dämlichesGrinsen und sie kam drohend einen Schritt auf mich zu. „Ihr nehmtdas Ganze anscheinend nicht ernst, kann das sein?" funkelte siemich an.


„Doch, Mrs. Cormac, ich nehme dasernst. Es fällt nur tatsächlich schwer zu glauben, dass Haythamnicht frei alleine entscheiden darf. Und wenn ich ehrlich bin, möchteich auch nicht immer der Spielball sein. Ich wurde vorhin auch vorvollendete Tatsachen gestellt und hatte einen Haufen an Fragen zubeantworten! Glaubt mir, ich bin gerade nicht in Stimmung für derleiGespräche und Anschuldigungen!" verdammt ich redete mich in Rage.


„Vielleicht ist der Vorschlag, denMaster Edward gemacht hat, gar nicht so verkehrt!" kam es jetztebenso kampfbereit von ihr! Da ich aber Haytham noch nicht davonberichten konnte, sah dieser mich fragend an und dann zu seinerkleinen Schwester.


 „Was wird das, wenn ich fragen darf?Und was hat mein Vater damit zu tun?" er verschränkte die Arme vorder Brust und sah uns beide abwartend an.

Even when your kind appears to triumph ... Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt