~I Promise~

565 20 6
                                    


Von Weitem konnte man die Pferdehufe von herannahenden Reitern bereits hören. Mehrere Pferde nährten sich von Westen und hielten auf den Turm zu. Ser Dayn sah Ser Hohenturm und Ser Oswell an. Die drei Männer hatten bereits ihre Rüstungen angelegt und warteten nun im Schatten auf die Ankommenden. Sie alle wussten, worauf es hinauslaufen würde. Die Nachricht, dass Rhaegar auf dem Schlachtfeld gefallen sei, hatte sich wie ein Lauffeuer in ganz Westeros ausgebreitet. Ser Dayn wusste, was dies bedeutete. Robert und seine Begleiter würden nun kommen, um die vermeintlich entführte Lyanna zu befreien.

Ser Oswell lies seinen Blick zu dem Turmzimmer hinaufwanden. Seit mehreren Stunden lag Lyanna nun schon in den Wehen. Es sah nicht gut aus. Das war alles, was den Rittern gesagt wurde, als sie sich nach Lyanna erkundigt hatten. Sie hatte nur noch wenig Kraft. Vermutlich tat die Trauer um Rhaegar ihr Übriges. Aber Sie alle würden Rhaegars letzten Wunsch erfüllen. Das hatten sie ihm geschworen und wenn sie ihr Leben für sie geben mussten, dann würden sie das tun. Ihr Plan war es gewesen Lyanna heimlich aus Dorne fortzubringen, als die Nachricht um die Niederlage der Royalisten bekannt wurde. Aber zu diesem Zeitpunkt war sie nicht mehr in der Lage gewesen den Ort zu verlassen. Das Kind kam zu früh. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als Zeit zu schinden. Zeit für Lyanna zu gewinnen.

7 Reiter nährten sich, während Ser Oswell und Ser Dayn ihre Schwertklingen schärften. Eine innere Ruhe hatte von ihnen Besitz ergriffen. Alles, wofür sie gekämpft hatten, war zu diesem Zeitpunkt bereits verloren. Vermutlich zeigte deswegen keiner ein Zeichen von Bedauern oder Angst.

Die Pferde blieben in einer Entfernung zum Turm stehen. Ser Oswell kannte die Männer, welche nun auf sie zutraten. Neben Lyannas Bruder Eddard Stark ,ergriffen auch seine Begleiter Howland Reet, Willam Staublin, Ethan Glauer , Martyn cassel, Theo Wull und Ser Mark Ryswell ihre Schwertklingen.

"Lord Stark", Ser Dayn hatte sich mittlerweile erhoben und trat dicht gefolgt von Ser OSwell und Ser Hohenturm auf die Reiter zu. Eddard Stark musterte ihn, dann ergriff er das Wort. Sein Gegenüber ließ er nicht aus dem Auge.

"Ich habe Euch am Trident gesucht. "

"Wir waren nicht dort", antwortete Ser Dayn schlicht.

"Aerys und Rhaegar sind tot. Warum wart Ihr nicht dort um Euren Prinzen zu beschützen?" Eddard blickte Ser Dayn nun beinahe verächtlich an. Aber Ser Dayn ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

"Unser Prinz hat uns hierhergeschickt." Das war alles, was er sagte. Dann war es für einen Moment still. Man sah Eddards Begleitern an, dass sich diese angesichts ihrer Gegner nicht wohlfühlten. Nicht ohne Grund nannte man Ser Dayn auch das Schwert des Morgens.

"Wo ist meine Schwester ?" Eddard blickte nun zum Turm der Freude hoch . Ser Oswell bewunderte seine Entschlossenheit. Er hatte sein Leben für Roberts Rebellion aufs Spiel gesetzt und nun würde er dasselbe für seine Schwester tun.

"Ich wünsche Euch viel Glück in den kommenden Kriegen", antwortete Ser Dayn und setzte sich seinen Helm auf. Ser Oswell und Ser Hohenturm folgten seinem Beispiel.

Ser Dayn blieb ohne Frage ungeschlagen. Mit zwei Klingen hantierte er gleichzeitig, gedeckt durch Ser Hohenturm und Ser Oswell. Eddard und seine Begleiter waren ihm nicht ebenbürtig. Immer öfter mussten diese zurückweichen. Zwei seiner Begleiter waren bereits gefallen, als Theo Wull sein Schwert erhob und mit einem gezielten Schlag Ser Hohenturm tötete. Ohne, dass ihm ein Laut über die Lippen kam, fiel er auf die sandige Erde hinab und blieb regungslos liegen. Aber auch dieser Verlust schwächte die Kraft der Royalisten nicht. Ser Dayn und Ser Oswell waren gut, besser als viele Männer ihrer Generation. Nach wenigen Minuten waren alle Begleiter Eddards besiegt, nur Howland Reet und Eddard standen noch. Ser Sowell hatte sich gerade umgedreht, als Howland Reet seine Kehle erwischte. Blut sprudelte aus seinem Mund, während er verzweifelt versuchte die Wunde mit seinen Fingern zusammenzuhalten. Auch er starb am Fuß des Turms der Freude.

Am Ende war es nur noch Ser Dayn, welcher sich Eddard Stark entgegenstellte. Er war gut, deutlich besser als Eddard. Immer öfter musste Lyannas Bruder Ser Dayns Schläge parieren und dadurch zurückweichen. Es war ein aussichtsloser Kampf. Eddard würde Ser Dayn niemals besiegen können. Dann aber geschah, womit niemand gerechnet hatte. Howland Reet hatte sich von hinten an Ser Dayn angeschlichen und ihm mit einem Dolch in die Kehle gestochen. Er ging augenblicklich zu Boden. Niemand, weder Eddard, noch Reet sprach jemals wieder von diesem Angriff. Es galt als Schande jemanden von Hinten zu töten.

Fassungslos blickte Eddard auf den regungslosen Körper unter sich hinab. Ser Dayn, einer der besten Schwertkämpfer neben Rhaegar ,war besiegt worden. Schließlich erhob er seinen Blick zum Turm der Freude. Er war nicht umsonst hergekommen. Sein Ziel war es gewesen seine Schwester zu befreien und das würde er tun. Das hatte er sich geschworen.

Sein erster Gedanke hatte Lyanna gegolten, als die Nachricht vom Tode Rhaegars bekannt wurde. Er würde das tun, was Brandon versucht hatte, Lyanna befreien, sie sicher zurück nach Hause bringen. Nur aus diesem Grund war er zum Turm der Freude geritten.

Eddard nahm mehrere Stufen auf einmal. Schreie drangen aus dem Innern des Turmes zu ihm hinaus. Die schwere Tür, welche das Turmzimmer abgrenzte, stieß er ohne Probleme auf. Was er dann sah, ließ seinen Atem stocken. Das gesamte Zimmer roch nach Blut. Es schien überall zu sein, auf dem Boden, auf dem schmalen Bett, welches den Raum ausfüllte. Auf diesem lag seine Schwester. Lyanna war blass, jegliche Farbe schien aus ihrem Körper gefahren zu sein. Eine immer größer werdende Blutlache breitet sich auf ihrem Unterleib aus.

"Ned ?" Ihre Stimme glich kaum mehr einem Flüstern, als er den Raum betrat.

"Lyanna", Eddard eilte auf seine Schwester zu und ergriff ihre Hand. Sein Schwert ließ er achtlos auf den Boden fallen.

"Bist du es wirklich ?", fragte sie schließlich und Eddard musste sich anstrengen ihre Worte zu verstehen.

"Ja, ich bin hier", Eddard nickte, dann legte er Lyanna seine Hand auf die Stirn.

"Du hast mir gefehlt, großer Bruder", flüsterte sie und verzog ihren Mund zu einem leichten Lächeln.

"Das hast du auch", Eddard bemühte sich, dass seine Stimme nicht brach. Seine kleine Schwester hier so zu sehen brach ihm das Herz. Er war beinahe froh, dass Brandon diesen Moment nicht miterleben musste.

"Ich sollte tapfer sein", sagte Lyanna, und verzog ihr Gesicht, als die Schmerzen stärker wurden. Tränen rannen an ihrer Wange herunter.

"Das bist du", erwiderte Eddard. "Gibt es hier keinen Maester ? Bringt ihr etwas Wasser" Verzweifelt sah er sich im Raum um.

"Nein, Ned, hör mir zu." Lyanna benutzte ihre letzten Kraftreserven, um sich ein Stück aufzurichten. "Du musst mir etwas versprechen." Sie nickte Zara zu, welche sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatte. Sie trat vor und legte Eddard ein kleines Bündel in den Arm. Lyannas Sohn.

"Sein Name ist Aegon Targaryen", stieß sie hervor. "Du weißt, dass er dich braucht. Du musst ihn beschützen. Versprich es mir Ned", verzweifelt sah sie ihren Bruder an, welcher seinen Neffen in seinen Armen hielt. Aegon hatte Glück gehabt ,war das Erste gewesen, was sie gedacht hatte, als sie ihn gesehen hatte. Er sah aus wie sie, die gleichen dunklen Augen, der erste Ansatz von schwarzen Haaren zeichnete sich deutlich ab. Niemand würde ihn für einen Targaryen halten. Denn Robert würde ihn umbringen, wenn er ihn fände.

"Versprich es mir Ned."

Er sah aus wie sie. Das war es auch, was Eddard bemerkt hatte. Vielleicht war es ihm deshalb unmöglich gewesen , Lyannas Versprechen abzulehnen. Aber tief im Innern fragte er sich manchmal, ob es nicht der egoistische Gedanke war, dass er so noch einen Teil seiner Schwester am Leben hielt. Aber er hielt sich an das Versprechen. Er würde Aegon, nein Jon als seinen eigenen Sohn aufziehen. Er hatte ihn nach Jon Arryn benannt, dem Menschen , der ihm neben Robert und Benjen noch am Meisten bedeutete. Aber eines wusste er in dem Moment, in welchem er mit Jon nach Winterfell zurückkehrte. Catelyn würde die Wahrheit niemals erfahren dürfen. Er liebte sie , aber es war wichtig, dass sie Jon nicht wie ihr eigenes Kind behandelte. In all den Jahren, welche folgten hatte Robert niemals einen Verdacht geschöpft. Niemand beschäftigte sich mit dem Bastardsohn der Starks und das war es, was Jons Überleben sicherte. Und mit ihm die Erinnerung an seine Schwester, welcher Jon so ähnlich war.


~The Dragon and the Wolf~Where stories live. Discover now