~At The Edge Of The Red Mountains ~

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Es dauerte einen Moment, bis ich die Schwere der Nachricht verstanden hatte. Brandon war auf dem Weg nach Königsmund, in die Hauptstadt. Er befand sich in größerer Gefahr, als es vielleicht den Anschein hatte. Ein Krieg zog auf, einer, welcher die Wurzeln unserer Welt erschüttern könnte. Das Rad der Adelshäuser begann sich zu drehen, jetzt waren die Targaryens oben, aber bald würde ein anderes Haus übernehmen. Das Rad ließ sich nicht anhalten. Wer würde dieses Mal der Leittragende sein ? Die Targaryens, die Starks oder die Baratheons? Welche Zacken würden fehlen, sobald der Krieg erst einmal im Gange war?

Der Norden war schon immer eigenständig gewesen. Wir lebten einfach zu weit von Königsmund entfernt, als dass es eine wirkliche Kontrolle seitens des Königs gab. Würden wir uns erheben, dann wäre der Norden ein ernstzunehmender Gegner und mit ihm die Starks. Die einzige Möglichkeit einen Aufstand, eine Rebellion zu verhindern war es, der Schlange den Kopf abzutrennen, bevor sie zuschlagen konnte. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in den Magen. Die Wahrscheinlichkeit, dass mein Bruder Königsmund nicht lebend verlassen würde nahm mit jeder Sekunde zu. Brandon könnte sterben.

Ich musste ein Geräusch von mir gegeben haben, denn innerhalb eines Wimpernschlages fuhren die Köpfe von Rhaegar, Ser Dayn und Ser Hohenturm herum. Niemand hatte mich hier vermutet und nach Rhaegars Äußerung zu schließen hatte er auch nicht vorgehabt mich zu informieren.

"Lyanna", sagte Rhaegar in dem Moment, indem ich mich herumdrehte. Ich achtete nicht auf seine ausgestreckte Hand, den Versuch einer Entschuldigung in seiner Stimme. Alles, was mich beschäftigte war das Bild meines Bruders vor meinem geistigen Auge. Der Traum schien sich zu erfüllen. Brandon war auf dem Weg in die Hauptstadt, Ned würde zu Jon Arryn reisen und Benjen, mein jüngster Bruder, würde das Schwarz anlegen. Die Zukunft schien bereits geschrieben zu sein und es gab nichts, was ich hätte tun können.

Sobald ich den Gasthof verlassen hatte und auf den offenen Platz trat, begann ich zu rennen. Nur der Wind und das immer lauter werdende Pochen meines Herzens schien mich abzulenken und trotzdem war es nicht laut genug, um die Bilder in meinem Kopf verschwinden zu lassen. Rhaegar musste mir gefolgt sein, denn ich vernahm seine Stimme, mit der er mich bat anzuhalten, aber ich weigerte mich stehenzubleiben, die Straßen und Gassen von Isenwald wechselten sich immer schneller ab und jede Abzweigung schien nur noch schneller vor meinen Augen aufzutauchen.

Ich wusste nicht, ob es die Verzweiflung war, welche mich schließlich anhalten ließ, oder die sich ausbreitende Erschöpfung, welche meinen Körper lähmte, aber schließlich fand ich mich hoch oben auf dem kleinen Hügel , welcher auf den Hafen der Stadt hinunterblickte und ließ mich dort fallen. Die Luft in Dorne war warm und stickig, so anders, als der raue Wind im Norden. Dort kannte ich das Wetter. Ich wusste, wann er der Bote eines näherkommenden Sturmes war. Hier hingegen sagte mir das Wetter nichts. Es war mir fremd, genauso wie alles andere in letzter Zeit.

Weder die Schiffe am Horizont, noch die geschäftigen Bewohner Isengards, welche sich mit lauten Stimmen über die neu angekommenen Waren am Fischmarkt unterhielten, lenkten mich ab. In meinem Kopf vernahm ich immer noch die Stimmen von Rhaegar, Ser Hohenturm und Ser Oswell, aber dieses Mal vermischten sie sich mit den Geräuschen von aufeinander treffenden Schwertern und den Lauten des Krieges. Und jedes Mal war Brandon unter ihnen. Jedes Mal war er es, der meinen Namen schrie, während sich eine Lanze tief in seinen Brustkorb schob und ihm jede Lebenskraft raubte, die er einst besessen hatte.

Auch wenn ich es mir nur schwer eingestehen konnte, ich war als Kind aufgebrochen, hatte Winterfell verlassen, als mein Leben gerade auf der Kippe zum Erwachsensein stand. Jetzt, nur einige Wochen später hatte ich jegliches Kindsein hinter mir gelassen. Ich war längst nicht mehr die Lyanna, die ich gewesen war und ich bezweifelte, dass ich jemals wieder zu ihr zurückkehren könnte. Was blieb mir also noch ? Was blieb mir in einer Welt, welche am Rand eines Krieges stand ? Ich selber wusste die Antwort nicht. Wie hätte ich auch jemals wissen können, welches Leid auf mich zukommen würde? Niemand hätte mich vor dem warnen können ,was vor nun mir lag.

~The Dragon and the Wolf~Where stories live. Discover now