~The World Turns Upside Down~

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Es war immer noch dunkel, als ich ruckartig erwachte. Für einen Moment schien die ganze Welt wieder in Ordnung zu sein. In meinem Inneren fühlte ich die Schneeflocken, welche sich leicht, wie eine weiße Decke über die Türme von Winterfell legten, in meinen Ohren ertönte das sanfte Rauschen des Windes und selbst die Luft schien einladender. Als wäre ein Druck, welcher auf meiner Brust gelegen hätte, abgefallen, als könnte ich wieder Luft holen. Dann erst holte mich die Realität ein.

Ich war nicht in Winterfell, das war ich seit meiner Abreise nicht mehr gewesen. Seltsam war aber , dass ich mich an jede Sekunde des Traumes erinnerte, an den verschneiten Hof, den Pfeil, welchen ich aufgehoben hatte und ganz besonders an den Raben. Aus seinen drei schwarzen Augen hatte er mich beobachtet, als würde er auch etwas warten. Etwas, was ich nicht in Worte fassen konnte. Noch nicht.

Die alte Nan hatte oft Geschichten über die alten Bewohner von Westeros erzählt. Geschichten über die Kinder des Waldes, die weißen Wanderer und die ersten Menschen. Als Kind war ich davon fasziniert gewesen, ich hatte in den Wäldern um Winterfell nach Anzeichen gesucht, dass die Legenden wahr wären. Denn wo sonst schienen die Geschichten lebendiger zu sein, als im rauen Norden? Der Norden war magisch und jedem, der dort für lange Zeit gelebt hatte, war klar, dass es in unserer Welt mehr gab, als nur uns Menschen. Woher sonst kamen die leisen, flüsternden Geräusche, wenn der Wind durch die Bäume strich? Woher sonst sollten die alten Wehrholzbäume ihre Stärke haben? Die Kinder des Waldes waren nicht fort. Man musste nur lernen zuzuhören und das hatte ich getan.

In den dunkelsten Stunden, wenn die alten Mauern der Burg von Gewittern umzogen wurden, wenn der Regen in jeder Ecke wieder hallte und sich an den Fenstern zu seltsamen Figuren zusammensetzte, dann waren sie da. Jedes mal, wenn wieder ein Blitz den Himmel erhellte, sah ich hinaus in die Schneewehen. Man erkannte es an den Schatten. Oft gab es kein Objekt, welches den Schatten warf, jedenfalls keines, welches mit bloßem Auge erkennbar wäre. Manchmal erschien es mir, als würde mich etwas beobachten. Aus dem dunkeln heraus, immer Abstand haltend. Ich hatte es Bran gezeigt, aber er hatte nur gelacht.

"Das bildest du dir ein, kleine Schwester. Dort draußen ist nichts. Der Wind spielt dir einen Streich."

Aber wie hatte ich es mir einbilden können, wenn ich mich so genau daran erinnerte? Wenn ich sogar das Gefühl kannte, welches sich in meinem Innern aufgebaut hatte. Das war es, was mich beinahe ängstigte. Die Augen des Rabens waren mir bekannt vorgekommen. Ich hatte sie bereits gesehen. Wer auch immer damals im Schatten gestanden hatte, er musste dieselben Augen gehabt haben.

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Es fiel mir schwer meine Gedanken zu ordnen und noch schwerer das Gesehene zu vergessen. Deswegen schob ich die Decke, welche Rhaegar um meine Schultern gelegt hatte ,zur Seite und erhob mich. Es mussten einige Stunden vergangen sein, denn das Feuer brannte nur noch spärlich. Um die verbliebenen Reste hatten sich der Reihe nach Ser Oswell Whent, Ser Dayn und Ser Hohenturm niedergelegt. Selbst im Schlaf schienen sie wachsam zu sein. In Griffweite lagen ihre Waffen und ich wusste, dass sie nicht zögern würden, diese zu benutzen. Ich durfte nicht vergessen, wie ernst die Lage war, in der wir uns alle befanden.

Rhaegar musste die Wache übernommen haben, denn ich fand ihn alleine, ein paar Meter vom Feuer entfernt. Er hatte den Schlafenden den Rücken zugedreht und beobachtete stattdessen den kleinen Pfad, auf welchem wir gekommen waren. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen und schließlich ließ ich mich neben ihm nieder. Wir beide schwiegen, als er einen Arm um mich legte und ich meinen Kopf an seine Schulter lehnte. Die Welt um uns herum schien so still und friedlich, dass es einfach war, sich im Moment zu verlieren. Vielleicht zu einfach.

~The Dragon and the Wolf~Where stories live. Discover now