~As Free As I Can Be~

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Genau , wie ich es vermutet hatte, erschien Robert am nächsten Tag nicht. Ned entschuldigte ihn mit einer fadenscheinigen Ausrede, doch das Ergebnis blieb identisch. Bran und ich hatten seit gestern nicht mehr miteinander gesprochen, aber das mussten wir auch nicht. Ich wusste, was er dachte.

Der Tag war sonnig und es herrschte ein reges Treiben. Pferde wurden gesattelt und Rüstungen geputzt. Ich vermied es gekonnt in Rhaegars Richtung zu sehen. Bran hatte recht. Meine Pflicht galt Robert. Das versuchte ich mir zumindest immer wieder zu sagen. Vielleicht würde es mein Herz eines Tages auch glauben.
"Gutes Wetter für einen solchen Tag, nicht wahr, Mylady? ", fragte Lord Whent, während er seinen Platz neben mir einnahm. Der Platz, an dem Robert hätte sitzen sollen.

"Da kann ich Euch nur zustimmen", erwiderte ich.

"Seht Ihr den Knappen dort ?", machte er mich auf einen Jungen aufmerksam, der gerade sein Pferd bestieg. Es konnte kein Zufall sein. Dieser Junge gehörte eindeutig zu der Gruppe, die Howland Reed verprügelt hatten.

"Das ist Ser Freys Knappe. Ein zäher Bursche" , sagte er anerkennend.

"Dann kennt Ihr ihn?"

"Ja schon seit er ein kleiner Junge war. Er war oft mit seiner Mutter zu Besuch. Dies ist sein erster Wettstreit. Mögen die Götter gnädig mit ihm sein", er seufzte. Ich nickte nur. Besonders begeistert war ich von ihm nicht. Nicht, nachdem er so mit Howland umgegangen war. Ich sah zu, wie er aufsaß und Zügel und Lanze in die Hand nahm. Das Pferd unter ihm scharrte mit den Hufen und versuchte den Kopf herumzureißen. Der Junge hatte alle Mühe  das Pferd zu kontrollieren. Der Knappe Ser Freys trat gegen einen anderen Knappen aus dem Hause Lannister an. Dieser wirkte beinahe schmächtig, als sich beide Jungen gegenüberstanden und die Visiere herunterklappten. Sie warteten auf das Startsignal. Als dieses ertönte, trieben beide ihre Pferde mit den Sporen an und rasten mit einer ungeheuren Geschwindigkeit aufeinander zu. Es dauerte nicht lange, bis der Lannister Knappe aus dem Sattel fiel. Lord Freys Knappe wendete daraufhin sein Pferd und schwang sich ebenfalls aus dem Sattel.

"Ist der Kampf noch nicht zu Ende?", fragte ich Lord Whent, als die beiden Jungen begannen sich zu umrunden.

"Nein, jetzt beginnt der Kampf am Boden. Eine Regel, die sich allerdings nur auf diesen Tag bezieht", sagte er, während der zweite Junge nach einem am Boden liegenden Schwert griff.

"Geht das nicht zu weit?", fragte ich dann, aber Lord Whent hörte mir nicht mehr zu. Er war mit allen Sinnen auf das Geschehen unter ihm konzentriert und jubelte mit den anderen Zuschauern, als Ser Freys Knappe gewann. Ich konnte nicht applaudieren. Immerzu ging mir Howland Reet durch den Kopf. Das musste eine Qual für ihn sein, seinen Widersacher gewinnen zu sehen. Der Junge verbeugte sich und begann zu strahlen, während ihm Ser Frey auf die Schulter klopfte. Sahen all diese Menschen denn nur die Fassade? Interessierte sich niemand für den wahren Charakter? Das Innere? In dem Moment zerbrach meine Selbstbeherrschung und mein Blick zuckte zu Rhaegar herüber. Die gesamte Zeit hatte ich seinen Blick auf mir ruhen gespürt, hatte mich aber nicht zu ihm gewandt. Jetzt sah ich ihn an und er starrte mit seinen dunkelvioletten Augen zurück. Sein Blick ließ mich schaudern. Natürlich war er interessiert, was nach dem Ende unseres Tanzes, als Bran uns unterbrochen hatte, passiert war. Konnte ich Besorgnis in seinen Augen sehen? Ich spürte wie mein Blut mir in die Wangen schoss und ich errötete. Schnell wandte ich meinen Blick wieder ab. Lord Freys Knappe hatte mittlerweile den Kampfplatz verlassen und besah sich das weitere Geschehen vom Rand aus. Er würde einige Runden Pause machen, bis er gegen andere Gewinner antreten würde. Bei dem nächsten Kampf handelte es sich um einen weiteren unbekannten Knappen. Sein Gegner gehörte ebenfalls zu den Jungen, die Howland verprügelt hatten. Er wirkte selbstsicher, lächelte und zeigte keine Furcht. Genauso, wie der Knappe vor ihm, gewann er den Kampf. Lord Whent und die anderen jubelten und feierten seinen Sieg.

~The Dragon and the Wolf~Where stories live. Discover now