~Memories~

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Bran zog mich in einen der angrenzenden Räume und schloss die Tür. Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt.

"Was hast du dir dabei gedacht?", schrie er mich förmlich an. Sein Gesicht war rot und seine Augen zusammengekniffen.

"Was meinst du?", fragte ich. Ich konnte mir zwar denken, was er meinte, allerdings hatte ich nie eine Regel gebrochen.

"Verdammt, das weißt du genau. Was glaubst du, was die anderen Gäste jetzt denken werden? Was soll Robert denken?"

"Robert? Wirklich ? Er war derjenige, der sich betrunken hat und unfähig war,überhaupt noch zu stehen. Ned war fort, du und Benjen waren auch fort. Sollte ich alleine dort stehen ?", empörte ich mich.

"Ja, den das erwartet man verdammt nochmal von dir", sagte Bran immer noch aufgebracht.

"Ich bin nicht seine Sklavin", hielt ich dagegen. "Wir sind noch nicht einmal verheiratet. "

"Und das ist dir Grund genug dich mit Rhaegar Targaryen zu treffen, mit ihm zu tanzen?", keifte Bran. "Hör auf dich wie ein Kind zu benehmen und werde erwachsen."

"Ich bin erwachsen. Erwachsen genug um zu erkennen, was man von mir verlangt. Aber das werde ich nicht. Ich werde mich nicht verkaufen lassen und dann so tun, als ob ich ihn lieben würde. Denn das ist es. Eine Versteigerung", schrie ich zurück.

"Du hast doch keine Ahnung von der Welt Lya. Deine Welt bestand aus Freiheiten, die niemand sonst in ganz Westeros hatte. "

"Weil ich ein Mädchen bin? Weil ich nicht als Junge geboren wurde? Deswegen darf ich nicht frei leben? Aber das war ich nie. Glaubst du meine Kindheit war einfach? ", ich sah ihn fordernd an.

"Mein ganzes Leben musste ich mitansehen, wie ihr im Reiten, Fechten und Bogenschießen ausgebildet wurdet. Ihr durftet im Wald spielen und jedem war es egal, wenn ihr am Abend mit zerrissenen Jacken nach Hause kamt, vom Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt , während ich in meinem Salon mit der Alten Nan stricken musste.

Ich sah oft auf den Hof hinaus und sah euch alle dort stehen und lachen, während ich immer alleine war. Niemand kam und brachte es mir bei, weil er wirklich an mich geglaubt hat. "

"Ich brachte es dir bei.", sagte Bran dann.

"Ja, aus Mitleid und streite es nicht ab. Dennoch war ich dir zu dieser Zeit dankbarer, als du es dir je vorstellen könntest. Weißt du, warum ich am Anfang so oft geübt habe? Nicht, weil ich Ehrgeiz hatte oder vielleicht etwas. Ich wollte dich Stolz machen. Ich wollte nicht, dass du bereuen würdest , dass du es mir gelehrt hast. Ich wünschte mir nichts mehr, als mit euch allen, mit Ned und Benjen und dir spielen zu können. Deswegen wurde ich immer besser. Ich dachte, dass wenn ich gut genug wäre, ihr mich mitnehmen würdet. Auf die Jagt oder zu euren Spielen im Wald'', eine Träne rann mir die Wange herunter. Eilig wischte ich sie mir weg.

"Und eines Tages verstand ich, dass das nie passieren würde. Nicht, weil ich zu schlecht war oder ihr etwas dagegen hättet. Nein, weil mir ab diesem Augenblick jeder zeigen wollte, wo mein Platz in der Welt war. Ich verstand, dass ich mir meine Freiheiten selber nehmen müsste, weil sie mir niemand geben würde. Wenn ich frei sein wollte, dann müsste ich meine eigenen Ketten brechen. Verstehst du das Bran? ", fragte ich dann. Brandon hatte in der gesamten Zeit kein Wort gesagt und mich nur angesehen. Er sah jetzt nicht mehr wütend aus, eher traurig. In dem Moment wurde mir klar, dass ich diese Gefühle noch nie in meinem Leben ausgesprochen hatte. Das alles hatte ich nicht einmal meinem Tagebuch anvertraut.

"Bran ?", fragte ich vorsichtig. Er schwieg immer noch.

"Ich wusste das", sagte er dann. "Ich brachte dir das Kämpfen nicht aus Mitleid bei. Ich hatte in deinen Augen einen Funken gesehen. Du warst unglücklich und ich wünschte mir nichts mehr, als dass du glücklich wärst. Es tut mir leid, dass ich das nicht konnte. "

~The Dragon and the Wolf~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt