Das beschissene Ende einer Party

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„I'm walking on air (tonight)

I'm walking on air

I'm walking, I'm walking on air (tonight)

I'm walking on air"

Die Musik dröhnte lautstark aus den Boxen und beschrieb perfekt, wie ich mich gerade fühlte. Schwerelos. Leicht. Als könnte ich fliegen. Die anderen Menschen schienen in diesem Moment nicht anwesend zu sein. Die ständig wechselnden Lichter bemerkte ich kaum. Ich tanzte, bewegte mich im perfekten Takt zur Musik. In diesem Moment gab es nur mich. Zumindest sollte es so sein. Ein heißer kalifornischer Boy tanzte mich an und ich konnte ihn nicht aus meinen Gedanken verdrängen.

„Hey", begrüßte er mich und versuchte seine dunkelblonden Locken bezaubernd aus dem Gesicht zu schütteln. Es sah mehr aus, als hätte er Zuckungen. Ich ahnte, welche Sorte Mensch er war und er wollte es mir mit einem Spruch beweisen. „You must be tired, because you've been running through my mind all day.

‚Süß', dachte ich mir, sagte aber: „Shut up."

Mir war die Lust auf Tanzen vergangen und ich wollte mich auf den Weg zu meinen Freundinnen machen, aber der junge Mann hielt mich fest: „Hey, wait! My name is Chase. What's Your name?"

Ich trat ihm auf den Fuß und bahnte mir sofort einen Weg durch die Menge, als er mich vor Schreck losgelassen hatte. In der Sitzecke, in der meine besten Freundinnen irgendwelchen Jungen ihre Zungen in den Hals steckten, empfing mich meine Cousine Monika mit einem Cocktail, den sie mir sofort in die Hand drückte. „California Boys, hm? Die nerven so sehr, wie sie heiß sind."

„Aber echt", antwortete ich und nahm einen großen Schluck. Dann wagte ich einen kurzen Blick auf die Uhr meines Smartphones.

„Fuck", entfuhr es mir, „Jacob wird ausrasten. Wir sollten schon längst zuhause sein."

Monika tanzte an mir vorbei. „Er ist nicht unser Vater. Los, lass uns Spaß haben. Wir sind doch eh schon zu spät."

Sie hielt mir die Hand hin. Ich leerte mein Glas und ergriff dann ihre Hand. Jemand hatte sich gerade das Finale von Footloose gewünscht, als wir die Tanzfläche betraten. Es war mein absoluter Lieblingsfilm und deshalb fiel es mir gleich leichter, wieder in meine Tanz-Trance zu fallen. Monika tanzte mit mir und ihre roten Locken flogen nur so durch die Luft, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Nach zwei oder drei Liedern kam der California Boy zurück.

„Hey Girls", er kam aufdringlich nahe und ich roch seinen Schweiß und seine Alkoholfahne. Ich versuchte ihn wegzudrücken, aber er fasste es als Annäherungsversuch auf und legte seine Arme um mich. Ich versuchte mich so weit aus seinen Armen zu befreien, dass ich ihm einen Tritt in sein viel zu kleines bestes Stück geben konnte. Er torkelte mit einem Schmerzensschrei zurück und fluchte laut. Mit der Hand zur Faust geballt, kam er wieder näher. Monika riss einem anderen Tanzenden das Bierglas aus der Hand und zog es Chase über den Kopf. Er fiel sofort zu Boden. Alle umstehenden beendeten ihre Aktivitäten und betrachteten die Szene.

Monika sah mich erschrocken an: „Vielleicht hätten wir doch nach Hause gehen sollen."


Es war sechs Uhr morgens, als Jacob uns die Tür seines Vans öffnete und wortlos Richtung Tür zeigte. Seit er uns von der Polizeistation abholen musste, hatte er kein Wort gesprochen. Eigentlich war das ganz gut. Der Alkohol war mir zu sehr zu Kopf gestiegen. Da verstand ich sowieso kein Englisch. Monika weinte. Es war ihr schwer gefallen, mit ihrem schlechten Englisch den Vorfall in der Disko zu erklären. Wenigstens gab es genug Zeugen, die aussagten, dass sie mir nur geholfen hatte. Wahrscheinlich wäre der ganze Vorfall kaum schlimm gewesen, wenn es nicht ausgerechnet Chase McAllen aka der Erbe von einem der wichtigsten Milliardäre der USA gewesen wäre. Als solcher hatte er Bodyguards, die uns sofort festgehalten hatten, und immer ein paar „Paparazzi", die er selbst bezahlte, um immer irgendwie in den Klatsch- und Tratschzeitschriften auftauchen zu können.

Rich Girl DownWhere stories live. Discover now