Kapitel 14

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Nachdem wir in einem großen Hotel mit Blick über die gesamte Stadt und in einem schäbigen Motel unser Glück versucht hatten, hielt Shane nun vor dem dritten Hotel.

Es war ein etwas älteres Gebäude mit großen Torbögen, die zu dem darunter liegenden Café gehörten. Das Gebäude erinnerte mich ein wenig an einen alten Bahnhof oder an die Häuser, die während des Industriezeitalters in Massen in London gebaut worden sind.

Ich war überrascht, als wir die kleine Lobby betraten. Sie bot gerade einmal Platz für eine Rezeption und zwei Tische, vier Sessel und zwei Süßigkeitenautomaten, aber sie war modern und gemütlich.

„Hallo.", sagte ich zu der jungen Frau. Sie war hübsch, trug einen Blazer und eine Bluse und hatte zwei Stäbchen in ihrem glänzend schwarzen, hochgesteckten Haar. Ihr zuvorkommendes Lächeln erinnerte mich ein wenig an Sallys. Es leuchtete geradezu.

„Was kann ich für Sie tun?", fragte sie, lächelte mich einen Moment lang neugierig an und sah dann auch zu Shane, der sich noch immer umsah.

„Wir hätten gern zwei Zimmer.", sagte ich. Die Frau wandte ihren Blick von Shane ab und tippte in ihrem Computer herum. „Da muss ich erstmal gucken. Wegen dem Sturm ist heute alles ziemlich überfüllt." Sie runzelte die Stirn und ich war schon kurz davor, die Augen zu verdrehen.

Wenn dieses Hotel auch voll war, würde ich im Auto schlafen. Shane konnte bestimmt irgendwo in einer Tiefgarage parken, wo wir sicher vor dem Sturm waren.

„Ich hätte noch ein Zimmer mit Doppelbett übrig. Wenn das für Sie in Ordnung wäre?"

Sie sah Shane an, der sofort einwilligte: „Wir nehmen es."

Na fantastisch.

„Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, können Sie mich unter dieser Nummer erreichen.", sagte sie grinsend und schob Shane einen Zettel mit einer Telefonnummer zu.

Ich schnaubte. Seit wann gab die Rezeption bitte Nummern auf billigen Papierschnipseln heraus? Als ob Shane diesen Zettel auch nur ansehen würde oder...

Einstecken.

Shane griffig einem charmanten Lächeln nach dem Zettel und ließ ihn in seine Hosentasche gleiten. Es war so breit, dass ich kotzen wollte.

Direkt auf seine Schuhe. Oder ihre.

Das hier war eine wichtige Mission und Shane nutzte das aus, um sich irgendeine dahergelaufene Olle zu klären?

Das war unmöglich! Er war unmöglich.

Mit einem süffisanten Blick schob diese Möchtegern-Kylie-Jenner Shane den Schlüssel zu und ich rümpfte die Nase, als er mich bestimmt an der Schulter in Richtung Treppenhaus drängte.

Ich konnte es nicht fassen. Es schien ihr nicht einmal unangenehm zu sein, dass er sie gleich auf den ersten Blick durchschaut hatte.

Ich war wütend. So richtig. Hier ging es immerhin um Sally und nicht um ihn und seine Frauengeschichten. Keine Ablenkungen sollten uns von unserer Mission abbringen. Vielleicht war die Sache Shane ja nicht so wichtig, mir aber schon.

Aber dass er meinetwegen schnurstracks am Aufzug vorbeilief und mir meinen Rucksack abnahm, als wir die Treppen zu unserem Zimmer hochstiegen, besänftigte das Biest in mir.

Wenn auch nur ein wenig.

„Was ist das denn für eine?", beschwerte ich mich, als Shane die Tür geöffnet hatte, ich meine Jacke auszog und zum Trocknen an den Kleiderständer hängte.

Shane lachte.

„Ich hätte deine feste Freundin sein können, das war ganz schön dreist! Und außerdem heißt es wegen des Sturms und nicht wegen dem Sturm!", verbesserte ich sie mit einem feindlichen Fauchen in der Stimme.

lavendertea [beendet]Kde žijí příběhy. Začni objevovat