Kapitel 13

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Birmingham war groß.

Die Stadt hatte 13 mal so viele Einwohner wie Wakefield und eine richtige Innenstadt, die mit unserer in Wakefield überhaupt nicht zu vergleichen war.

Obwohl die Straßen wie leergefegt waren, weil es noch immer stürmte und regnete, hielt ich meinen Kopf gegen die Scheibe gepresst und betrachtete fasziniert die Architektur. Wir hatten auch einige schöne Gebäude in der Stadt, unsere Kathedrale zum Beispiel, aber Birmingham war fantastisch.

Leider hatte dieser Architekt sein Büro nicht in der Innenstadt und so fuhren wir weiter und weiter und hielten irgendwann in einem der Industriegebiete. Die Adresse, die auf der Visitenkarte stand, stimmte mit dieser hier überein, aber das Gebäude sah alles andere als seriös aus.

Ich hatte gehofft, das Büro war irgendwo in einem dieser hohen verglasten Gebäude mit weiter Lobby, einem rund um die Uhr besetzten Empfang und Öffnungszeiten und einer Webadresse, die in bunter Farbe an die Glasscheiben gedruckt waren.

Doch dieses Gebäude wirkte wie eine verlassene Fabrik und schon beim Aussteigen aus dem Auto war mir mulmig zumute.

Meine Hoffnung, jemanden an einem Samstag in solch einem Gebiet anzutreffen, war leider verschwindend gering.

Trotzdem straffte ich die Schultern und folgte Shane zum Eingang. Es waren nur einige Meter bis zur Haustür, aber das kleine Stück reichte, um mich vollkommen zu durchnässen. Shane verschaffte sich eine Übersicht über das Klingelschild und fand den Namen Johnson im achten Stockwerk.

Dass dieses schäbige Gebäude überhaupt acht Stockwerke hatte, wunderte mich.

Die Eingangstür war offen und neben einem Treppenhaus gab es sogar einen kleinen klapprigen Fahrstuhl.

Ehrfürchtig verzog ich das Gesicht, als Shane einen Schritt darauf zutrat und den Knopf drückte.

„Wollen wir nicht lieber die Treppen gehen?", fragte ich mit einem nervösen Blick zu der Anzeigetafel, auf der sich die Nummer immer mehr verringerte.

Shane schüttelte den Kopf.

„Das sind acht Stockwerke, da bräuchten wir ja ewig."

„Ach komm schon, jeder Schritt macht fit." Ich versuchte, meine panische Angst zu überspielen und scheinbar klappte das ganz gut, denn als der Fahrstuhl hielt, stieg Shane ein und blickte mich unbeirrt an.

Meine Kehle schnürte sich zu.

Dieser Raum war kleiner als unsere Abstellkammer und in die hatte ich mich seit Jahren nicht mehr hineingetraut.

„Was ist?", fragte er stirnrunzelnd. Ich lächelte verkrampft.

„Nichts.", sagte ich und stellte mich neben ihn in den Aufzug. Als die Türen sich schlossen, begann mein Herz unregelmäßig schnell zu rasen und meine Hände schwitzten, als hätten sie bis eben noch in Handschuhe gesteckt.

Ich kniff die Augen zusammen und atmete tief ein.

Eins, zählte ich im Stillen, als das erste Obergeschoss erreicht war und der Fahrstuhl mit einem sanften Klingeln Bericht erstattete.

Zwei...Drei...Vier...

„Ist wirklich alles in Orndung?", fragte Shane erneut. Ich nickte. Sprechen war mir nicht möglich, mir fehlte die Luft in meinen Lungen.

Als ich die Augen öffnete, kam es mir vor, als würden sich die Wände auf mich zubewegen.

Immer näher und näher und dann...

Ding.

Die Türen öffneten sich und ich stürzte hinaus. Meine Knie zitterten wie Wackelpudding und in meinen Fingerspitzen kitzelte es unangenehm.

lavendertea [beendet]Место, где живут истории. Откройте их для себя