thief of my heart ~stay with me #1

33. Kapitel

„Bin ich etwa so durchschaubar?“ Irritiert zog ich meine Augenbraue in die Höhe. Ich hasste es eigentlich, wenn andere Menschen sofort wussten, wie es in mir aussah. Ich konnte auf all das falsche Mitleid, sowie auf die Leute, denen ich dann für einen kurzen Augenblick mal wichtig war, liebend gerne verzichten, weshalb ich mir eigentlich sicher war, meine Gefühle bisher immer sehr gut versteckt zu haben.

„Für mich bist du ein gerade zu offenes Buch Mia Summer.“, lachte Harry, bevor er mir eine Strähne hinters Ohr strich und meinem Ohr näher kam. „Deine einzigartig unschuldige, dennoch naive Art, lässt andere nur gutes in dir sehen, macht dich jedoch dennoch zu einem gefunden Fressen für Leute wie Cole. Deine offene, aber oft auch geschlossene Art, gibt nur ausgewählten Menschen Freigang in dein Herz. Mit dir ist auf keiner Linie zu spaßen, wenn es um deine Familie oder um deinen besten Freund geht.“ Harrys Stimme wurde leiser, sein Atem wärmer, je näher er meiner Haut kam. „Du bist klug und manchmal noch so dumm, wenn es darum geht mit anderen zu sprechen und sie von deinen Worten zu überzeugen...,“ Harry hinterließ einen sanften Kuss auf meiner Wange, bevor er fortfuhr. „... doch Kätzchen, jemand wie ich, merkt leider sofort, wann die Grenze zur Lüge beginnt.“ Ich schluckte, während er sich langsam von mir löste, um meine Augen aufzusuchen. Schwarze Pupillen stachen mit gefährlichem Grün auf mich herab und mein flacher Atem ließ Harry leicht grinsen, woraufhin er weitersprach. „Du bist selbstständig, doch allein völlig verloren in dieser Welt, da du das reinste Present für Pädophile und die nächstbesten Betrunkenen, die zum Abzug kommen wollen, darstellst... und all das ist dir glaub ich überhaupt nicht bewusst. Mia ich weiß mehr über dich, als du selbst und genau das ist der Grund, warum du beschützt werden musst.. der Grund warum ich dich mitgenommen habe.“

Mit leicht geöffnetem Mund betrachtete ich Harrys Lippen..., gespannt darauf, ob sie sich weiterhin bewegen würden oder ob er nun alles gesagt hatte. Ich war sprachlos.. mal wieder. Er zeigte Seiten meines Inneren auf, während mir immer wieder Rätsel in den Weg gelegt wurden, wenn ich auch nur einmal über ihn nachdachte. Wieso wusste er so viel über mich? Und wieso sah er so viel in mir? Niemand sonst konnte das.. niemand sonst hatte das je.. Warum dann ausgerechnet er? Warum war es Harry, der nicht nur dachte mich zu kennen, wie so viele vor ihm, sondern es auch tatsächlich tat!

„Harry.. ich.. wie.. ich meine..“, stotterte ich unbeholfen vor mich hin, bevor ich schluckte, um meine Stimme wieder zu finden. Ich setzte erneut dazu an, einen diesmal sinnvollen Satz über meine Lippen zu bekommen, als ich plötzlich ruckartig an die Wand hinter mir gedrückt wurde.

Mein Rücken schmerzte leicht, während ich erschrocken zu Harry blickte, welcher sich an meinen Körper presste. Seine Mimik strahlte Ernsthaftigkeit aus, während er sich blitzschnell die Kapuze seines Hoodies über die wirren Locken streifte. Danach vergingen nur noch Millisekunden, in denen es mir nicht möglich war etwas zu sagen, da ich seinen heißen Atem auf meinen Lippen spürte.

„Spiel einfach mit.“, hauchte er hektisch, bevor er seine Lippen auf meine legte.

Zärtlich umgriff er seiner einen Hand mein Kinn, während ich noch immer mit dem schnellen Ablauf der Situation kämpfte. Ich nuschelte in den Kuss hinein, verstummte jedoch, als ich den Schatten einer Gestalt neben Harry war nahm. Meine Augen waren groß, doch dann verstand ich Harrys Manöver und versuchte trotz der Person hinter ihm die Augen zu schließen. Verkrampft erwiderte ich den Kuss, doch umso länger er andauerte, desto lockerer wurde ich. Meine Hände wanderten unter Harrys Kapuze, um dort in seinen Locken zu verschwinden. Ich spürte die kleine Träne, die mich auf Grund all der zusammenkommenden Emotionen verließ... die Worte, die von ihm eben noch kamen, die Tatsache, dass wir auf der Flucht waren, die Angst vor der Person hinter Harry, die er vermutlich kannte, gemischt mit diesem einmaligen Gefühl, wenn er mich berührte, einfach nur ansah oder wie jetzt, küsste.