Es ist, was es ist

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Es ist, was es ist

Evelyn PoV

Gemeinsam mit Mycroft eilte ich über das große Gelände. Die Nacht war längst über uns hereingebrochen und machte es erheblich schwer, den Weg zu finden, aber ich würde erst stehen bleiben, wenn ich Sherlock gefunden und mich vergewissert hatte, dass es ihm gut ging. Eurus durfte nicht gewinnen und ihm einen emotionalen Nervenzusammenbruch bescheren, wenn sie die tragischen Taten ihrer Kindheit offenbarte.

Mycroft und ich erreichten nun eine Lichtung, wo dutzend Beamte hin und her liefen. Blaulicht erhellte den Platz und ich entdeckte Alicia bei einem Krankenwagen, wo sie und John gemeinsam in Decken gehüllt waren und voller Hingabe auf ihre neugeborene Tochter sahen.
Ich war so erleichtert über die Tatsache, dass es ihnen ganz offensichtlich gut ging, dass ich erst gar nicht realisierte, was das überhaupt bedeutete. Es musste vorbei sein! Eurus musste gescheitert sein, denn sonst wären ja kaum die Einsatzkräfte vor Ort und das ließ mich erneut Erleichterung verspüren.
Das Grauen hatte ein Ende!

,,Scheint, als wäre es vorbei!", meinte Mycroft und ich nickte kaum merklich.

,,Offensichtlich!"

Mit meinen Augen suchte ich nun die Gegend ab und als ich Greg entdeckte, sah ich auch die Person, nach der ich gesucht hatte. Und als schien er meinen Blick zu spüren, hob Sherlock den Kopf und sah zu mir, woraufhin er unendlich erleichtert wirkte.
Ich lief schon los...direkt auf ihn zu und Sherlock kam mir bereits entgegen. Als ich ihn erreichte, lief ich direkt in seine Arme und er zog mich in eine enge Umarmung, aus der ich ihn am liebsten nie wieder losgelassen hätte.

,,Geht es dir gut?", fragte er und ich nickte.

,,Ja...alles in Ordnung! Ich hab dir doch gesagt, du wirst uns retten."

Ich war so erleichtert, dass mir die Tränen kamen und Sherlock schien das zu merken, denn er zog mich noch etwas enger an sich. Völlig fertig ließ ich es zu und einzelne Tränen liefen mir über die Wangen.
Noch nie hatte ich so eine entsetzliche Angst verspürt wie heute. Und dabei hatte ich nicht einmal Angst um mich selbst gehabt, sondern ich hatte nur an Sherlock denken können und daran, dass ich ihn vielleicht nie wiedersehen würde. Aber er war hier und wir waren zusammen...es war überstanden.

Langsam zog sich Sherlock nun aus der Umarmung zurück und sah mich besorgt an, während ich mich zu einem Lächeln zwang. Ein Sanitäter reichte Sherlock im Vorbeigehen eine Decke, die er wortlos entgegennahm und sie mir kurzer Hand umlegte. Erst jetzt merkte ich, wie mir die kühle Nachtluft eine Gänsehaut bescherte und ich zog die Decke um mich, wodurch es mir gleich noch viel besser ging.

,,Sherlock, wie hast du es geschafft, Eurus zu bezwingen?", wollte ich wissen und sein Blick verdunkelte sich etwas.

,,Das habe ich gar nicht. Naja, zumindest nicht so richtig. Es hat sich rausgestellt, dass Eurus' Verstand die perfekte Metapher entwickelt hat. Sie ist weit über uns, hat aber gewissermaßen keine Möglichkeit gefunden, um zu landen. Und ich habe ihr eine gegeben: Kontext!"

Erstaunt sah ich ihn an, denn mit dieser Antwort hatte ich nun gar nicht gerechnet. Am liebsten hätte ich Sherlock auch noch nach sämtlichen Einzelheiten gefragt, aber es war für uns alle ein langer Tag gewesen und ich beschloss, dass die Details warten konnten.
Gerade wollte ich etwas sagen, als mein Blick etwas auffing. Eurus wurde von zwei Männern, die ihrer Kleidung nach zu urteilen, Krankenpfleger zu sein schienen abgeführt. Ihr Blick war nun vollkommen leer und ausdruckslos. Kein Triumph oder Glitzern der Schadenfreude mehr...absolut gar nichts.

,,Ich habe ihr gesagt, dass ich sie nach Hause bringe. Das kann ich nicht, oder?", sagte Sherlock mit einem Mal geknickt und ich sah ihn mitfühlend an.

Sherlock - Das Spiel des TodesWhere stories live. Discover now