...wird Sturm ernten!

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...wird Sturm ernten!

Obwohl Mycroft, wie sein Bruder Sherlock, ja immer stur und eigensinnig war, kam er der Aufforderung von Annabelle ohne jeglichen Widerspruch nach und binnen einer halben Stunde hatte er herausgefunden, in welcher Psychiatrie Bryan Winters sein Leben lang gewesen war. Und nun befanden Annabelle und ich uns auf dem Weg dorthin, was mir die Hoffnung gab, dass wir dort einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Bryan finden würden. Denn wenn wir Bryan fandendann würden wir auch Sherlock und John finden können.

Als unser Taxi vor der Anstalt hielt, stiegen wir aus und ich betrachtete das Gebäude mit Skepsis und Argwohn. Zwar wusste ich, dass diese Anstalten dafür da waren, um Menschen zu helfen, aber ich fühlte mich dennoch unwohl hier. Diese Orte hatten immer etwas Trostloses an sich und kamen meiner Meinung nach einem Gefängnis gleich.

,,Da wären wir. Hoffentlich sind die Leute hier gesprächiger. Ich sage dir, in Washington bekommst du nirgends eine Auskunft, wenn du ohne Formular aufläufst.", sagte Annabelle und ich sah sie vielsagend an.

,,Das werden wir jetzt herausfinden. Komm mit! Je eher wir es hinter uns bringen, desto besser."

Entschlossen ging ich voraus und betrat gemeinsam mit Annabelle die Psychiatrie. Es war kalt und die Inneneinrichtung kam einem kahlen düsteren Ort gleich. Für mich war es kein Wunder, dass die Menschen, die ihr halbes Leben an solchen Orten verbrachten, hinterher ihren Verstand verloren hatten. Ich bekam eine Gänsehaut und erst die Stimme einer Frau holte mich aus meiner Starre.

,,Kann ich Ihnen behilflich sein?", zischte die Rothaarige regelrecht und betrachtete Annabelle und mich mit einem missbilligenden Blick, was mich jedoch keineswegs aus der Ruhe brachte.

,,Ich bin Sergeant Headley vom Scotland Yard und dies ist Annabelle Goldstein. Wir brauchen Informationen über einen Ihrer Patienten: Bryan Winters!"

,,Tja, dann tut es mir leid, wenn Sie den Weg umsonst gemacht haben. Wir dürfen über keinen unserer Patienten Auskunft geben.", entgegnete sie und wollte sich abwenden, als ich mich ihr in den Weg stellte.

,,Miss, wir wissen bereits, dass Bryan Winters aus der Anstalt ausgebrochen ist und mehr als gefährlich für seine Mitmenschen werden kann. Und wir haben den dringenden Verdacht, dass er in ein Verbrechen verwickelt ist, bei dem das Leben von Zivilisten bedroht wird. Also entweder, Sie sagen uns jetzt, was wir wissen wollen oder ich komme mit einem Durchsuchungsbefehl für ihre gesamte Psychiatrie wieder. Und das ist keine schöne Angelegenheit...glauben Sie mir."

Die Frau sah mich zögerlich an und ihr Blick wanderte hilfesuchend zu meiner Cousine Annabelle. Doch diese grinste nur und zuckte mit den Schultern, während sie abwehrend die Hände hob.

,,Ich würde mich nicht mit ihr anlegen. Sie meint das ernst!"

Nach ein paar zögerlichen Minuten, hatten wir die Frau schließlich überredet und sie führte uns nun geradewegs zu dem Zimmer von Bryan Winters. Als sie die Tür aufschloss und wir einen Blick in das Zimmer werfen wollten, hielt sie uns noch einmal zurück.

,,Was Sie in diesem Zimmer vorfinden werden, könnte etwas verstörend wirken. Sie müssen wissenBryan Winters hat bisher auf keine Methoden von Behandlungen angeschlagen.", erklärte sie und ich nickte schließlich kaum merklich.

,,Ich verstehe!"

Dann trat sie zur Seite und ich betrat als Erste das Zimmer, welches viel mehr einer Zelle gleichkam. Und sie hatte keineswegs übertrieben, denn als ich den Raum in Augenschein nahm, erstarrte ich und es fühlte sich an, als wäre mein gesamtes Blut in meinen Adern zu Eis gefroren.

,,Evie, alles in...", setzte Annabelle an, doch sie brach ab, als auch sie im Zimmer stand und fassungslos um sich sah. ,,Oh, mein Gott!"

Einen besseren Ausdruck gab es nicht für das Bild, welches sich uns darbot. Das Zimmer von Bryan Winters war klein, trostlos und nur das Nötigste zum Leben befand sich in einem Regal über dem Bett. Aber das war es nicht, was Annabelle und mich zutiefst schockierte, sondern die Wände des Zimmers. Denn die waren voll von handgeschriebenen Aufzeichnungen und ich konnte nicht zählen, wie oft ich den Namen von Sherlock sah. Und ganz oben in riesigen roten Buchstaben standen die Worte geschrieben, die Bryan Winters offenbar seine Zeit lang hier niemals losgelassen hatten:

Sherlock - Das Spiel des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt