Tag der Abrechnung

1.2K 76 9
                                    

Tag der Abrechnung

Ein paar Stunden später kümmerte sich John um Mary, die wegen dem Tod von Ajay immer noch unter Schock stand. Ich hatte Karim beim aufräumen geholfen und hörte, wie Sherlock gerade telefonierte.

,,Die englische Frau, mehr hat er nicht gehört. Er dachte natürlich, die meinen Mary.", sagte er und nach einer kurzen Pause sprach er weiter. ,,Nein! Das ist noch nicht vorbei. Ajay sagte, sie wurden verraten. Die Geiselnehmer haben von Agras Einsatz gewusst. Es gab nur eine Stimme am Telefon und dieses Codewort. Erinnerst du dich?"

Ah, es musste Mycroft sein, mit dem Sherlock telefonierte und offenbar versuchte er, neue Informationen einzuholen. Allerdings schien Sherlock seinem Bruder dieses Mal einen Schritt voraus zu sein.

,,Was macht dein Latein, Bruderherz? Ammo ammas amat! Nicht Ammo, wie in Ammoniak, sondern Amo und das heißt..."

Die Antwort blieb aus, denn Sherlock legte kurzer Hand auf. Für einen kurzen Moment dachte ich nach, aber Latein war nicht gerade meine Stärke und deshalb wollte mir die Übersetzung einfach nicht in den Sinn kommen. Ich konnte deshalb nur hoffen, dass Mycroft die Antwort darauf kannte und wusste, was nun diesbezüglich zu tun war.

Am nächsten Tag befanden wir uns auf dem Rückflug nach England. Mary und John schliefen beide, während ich neben Sherlock saß und aus dem Fenster starrte. Der Fall von Mary wühlte mich innerlich auf und ich fühlte mich irgendwie hilflos und fragte mich, wer bloß hinter dem Verrat an die Agenten von damals stecken konnte.

Ich spürte zwar, dass der Blick von Sherlock hin und wieder auf mir lag, aber ich ignorierte es. Unser Gespräch von gestern verfolgte mich immer noch und ich ärgerte mich, dass Sherlock mich nach wie vor förmlich um den Verstand brachte. Und gestern war ich fast versucht gewesen, ihm seine Frage ehrlich zu beantworten, aber hatte mich im letzten Moment noch beherrschen können. Denn, was ich auch für Sherlock empfand...davon durfte er nie etwas erfahren.

Zurück in London erklärte Sherlock mir, dass Lady Alicia Smallwood nun im Zentrum der Ermittlungen stand. Sie war eine von Mycrofts Kollegen und deshalb überließ ich es dem Bruder von Sherlock, sie zu vernehmen. Allerdings kam da nicht viel bei heraus, denn natürlich beteuerte sie ihre Unschuld und ich spürte, dass sie die Wahrheit sagte.

,,Sie ist nicht die Verräterin, Sherlock! Sie hat die Wahrheit gesagt, als sie Mycroft sagte, sie habe Agra nicht verraten.", brachte ich hervor, als wir aus dem Gebäude gingen und Sherlock nickte kaum merklich.

,,Das habe ich auch so empfunden."

,,Tja, dann bleibt aber immer noch die Frage: wer hat die Agenten damals verraten?"

Sherlock antwortete nicht darauf, was mich ein wenig irritierte. Stattdessen machte er mit einem Mal auf der ,,Vauxhall Bridge halt und starrte in die Ferne. Und seinen Blick kannte ich nur zu gut, denn er befand sich gerade zweifellos im Gedächtnispalast und schien noch einmal alle gesammelten Fakten durchzugehen. Und es schien Erfolg mit sich bringen, denn Sherlock blinzelte und kehrte aus seinem Gedächtnispalast zurück. Jedoch schien die Erkenntnis nicht positiv zu sein, denn er sah leicht entsetzt aus, ehe er urplötzlich losstürmte und ich ihn perplex nachjagte,

,,Sherlock...warte!"

Ich hatte das Gefühl, als stünden meine Lungen in Flammen, als ich Sherlock endlich einholte und er stehen blieb. Völlig außer Atem keuchte ich und selbst für mich als sportliche Polizistin war dieser Marathon zu viel des Guten gewesen. Sherlock wirkte mächtig angespannt und tippte wie wild auf seinem Handy herum.

,,Okay...entweder, du sagst mir auf der Stelle, was hier los ist...oder ich kette dich mit den Handschellen an den Laternenpfahl, bis du es getan hast.", brachte ich hervor und er antwortete, ohne von seinem Handy aufzusehen.

Sherlock - Das Spiel des TodesWhere stories live. Discover now