Sherlock - Das Spiel des Todes

Die geheime Schwester

Die geheime Schwester

Evelyn PoV

Nach unserer erfolgreichen Gruselshow waren Sherlock und ich nach Hause gegangen. John war ebenfalls schon nach Hause gefahren, um Alicia von unserem Erfolg zu berichten und ich konnte mir bereits das amüsierte Gesicht meiner besten Freundin vorstellen, wenn John ihr die Einzelheiten erzählte.
Sherlock und ich hatten dann noch ein wenig darüber gesprochen, wie es jetzt wohl weitergehen würde und irgendwann war ich dann eingeschlafen. Denn was auch kommen mochte...gemeinsam würden wir das schon bewältigen.

Mitten in der Nacht wachte ich plötzlich auf und hatte das seltsame Gefühl, dass etwas fehlte. Und als ich mich leicht aufrichtete und links neben mich sah, erkannte ich den Grund dafür: Sherlock war weg!
Verwirrt setzte ich mich auf und stand dann schließlich auf. Ich öffnete die Tür vom Schlafzimmer und ging hinaus auf den Flur, als ich sah, dass Licht im Wohnzimmer brannte. Irritiert begab ich mich ins Wohnzimmer, wo ich auch schließlich fündig wurde, denn Sherlock saß in seinem Sessel.

Er trug noch seine Schlafsachen und hatte sich seinen Morgenmantel übergeworfen, während seine Hände, wie immer, an seinem Kinn ruhten und er gedankenverloren in Richtung Küche starrte. Er sah mehr als nachdenklich aus und wirkte hochkonzentriert, weshalb ich für einen kurzen Moment überlegte, ob ich nicht lieber wieder zurückgehen sollte.

,,Habe ich dich geweckt?", fragte er auf einmal, ohne jedoch den Blick von der Küche abzuwenden.

,,Nein...hast du nicht. Ich habe nur gemerkt, dass du nicht mehr da bist."

Sherlock schien es zur Kenntnis zu nehmen, aber sein Blick war nach wie vor starr Richtung Küche gerichtet. Langsam näherte ich mich ihm und sah Sherlock leicht besorgt an, denn irgendwas musste ihn schwer beschäftigen, wenn er so konzentriert wirkte.

,,Was ist denn los?", wollte ich wissen, doch er antwortete nicht, weshalb ich selbst meine Schlüsse zog. ,,Ist es wegen Eurus?"

Kaum, dass ich den Namen seiner Schwester ausgesprochen hatte, spannte sich Sherlock an. Ich hatte also den Grund für seinen nächtlichen Meditationskurs ermittelt, aber gerade das machte mir Sorgen. Wir wussten erst seit kurzem, dass Sherlock eine Schwester hatte und die Gruselshow, welche wir für Mycroft inszeniert hatten, war immerhin ein voller Erfolg gewesen.
Doch Sherlock schien die ganze Sache mehr zu beschäftigen, als ich angenommen hatte und als er zugab. Ich ging auf ihn zu, setzte mich auf die Lehne seines Sessels und warf besorgte Blick auf ihn.

,,Willst du darüber reden?"

,,Ich habe eine Schwester, von der ich nichts wusste, Mycroft aber schon. Mein Bruder hat mich somit mein Leben lang belogen und mir etwas vorgemacht. Ich wüsste nicht, was es da noch zu reden gibt.", meinte Sherlock und ich seufzte ein wenig.

,,Sherlock, deine Wut auf Mycroft ist verständlich, aber ich glaube, es geht hier um mehr, als nur um ihn. Wenn man erfährt, dass man noch ein Familienmitglied mehr hat...da stellt man sich viele Fragen und auf die will man Antworten. Das war genauso, als wir beide jeweils für tot gehalten wurden. Wir wollten auch wissen, warum und weshalb."

Ich hoffte, dass Sherlock sich diesem inneren Konflikt jetzt stellte, auch wenn sich wahrscheinlich alles in ihm dagegen sträubte. Er sagte nichts, aber ich bemerkte, wie er sich immerhin etwas entspannte und das war mir Beweis genug, dass er immerhin darüber nachdachte. Allerdings war mir auch klar, dass Sherlock heute nicht darüber reden würde, weshalb ich es mir aber nicht nehmen ließ, ihm noch ein Versprechen zu geben.

,,Ganz egal, was jetzt auch kommen mag, Sherlock...wir werden es überstehen. Das haben wir immer getan und jetzt werden wir es auch."

Zuversichtlich sah ich ihn an und er nickte kaum merklich. Am liebsten hätte ich ihm diese ganze Scharade bezüglich Eurus ja erspart, aber es war nun eben so wie es war. Und wir konnten die Vergangenheit nicht ändern, sondern nur versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Schließlich erhob ich mich wieder, ging ein paar Schritte und wandte mich dann entschlossen an Sherlock.