Auf den Spuren meines Bruders

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,,Wer auch immer hier ist, komm und zeig dich. Oder ich zeige mich von meiner unhöflichen Seite.", sagte er und ich trat hinter ihm aus dem Schatten.

,,Deine Drohungen waren auch schon mal besser."

Irritiert fuhr er herum und als er mich sah, ließ er augenblicklich das Brecheisen fallen. Liam starrte mich perplex und vollkommen fassungslos an, während er anscheinend nicht glauben konnte, was er vor sich sah.

,,Evie?", brachte er hervor, nachdem er seine Stimme wiedergefunden hatte und nickte zustimmend.

,,Hallo, Liam! Lange nicht gesehen."

                               ***

Einige Minuten lang, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, starrte er mich an und wusste anscheinend gar nicht, was er sagen sollte. Liam wirkte wie vor den Kopf gestoßen, aber dann schüttelte er den Kopf und sah mich ungläubig an.

,,Okay...jetzt ist es amtlich: ich verliere wirklich den Verstand!", äußerte er, doch ich schüttelte den Kopf.

,,Ich kann dich beruhigen. Du bist nicht verrückt."

,,Nicht verrückt? Evelyn, du bist tot. Mycroft hat dich erschossen."

,,Nun...nicht ganz. Ich meine, er hat mich schon erschossen, aber getötet hat es mich nicht.", erwiderte ich und Liam war nun vollkommen durcheinander.

,,Aber...du wurdest beerdigt."

,,Gut...das stimmt schon...irgendwie.", meinte ich zerknirscht und nun schien er sich halbwegs wieder gefangen zu haben, denn sein Sarkasmus kehrte zurück.

,,Also für jemanden, der in einem Sarg unter der Erde liegen sollte, siehst du ziemlich lebendig aus."

,,Das ist alles ziemlich kompliziert, Liam und eine sehr lange Geschichte.", erklärte ich, doch er verschränkte die Arme vor der Brust und sein Blick verfinsterte sich.

,,Ich hab die ganze Nacht Zeit.", setzte er an und als ich nichts sagte, sah er mich fassungslos und ein wenig überfordert an. ,,Evelyn, wie ist das möglich? Alicia hat mich vor einem Jahr angerufen und mir erzählt was passiert ist. Sie war völlig fertig und sagte, Mycroft hätte dich auf deinen eigenen Wunsch hin erschossen und doch stehst du hier...lebendig und unversehrt. Also, bitte...erkläre es mir."

Liam war wütend und ich konnte es ihm nicht einmal verübeln. Schließlich war ich damals auch sauer gewesen, als Sherlock so urplötzlich von den Toten auferstanden war. Aber bevor ich auch nur zu Wort kommen konnte, warf Liam mir bereits die nächsten Vorwürfe an den Kopf.

,,Hast du eigentlich eine Ahnung, was du getan hast? Ich erinnere mich noch daran, als Sherlock damals seinen Tod vorgetäuscht hat und du deswegen vollkommen fertig warst. Es hat dich fast umgebracht und jetzt...hast du genau das Gleiche getan. Was soll das, Evie...hm? Willst du ihn auf die gleiche Weise foltern, wie er dich damals gefoltert hat?", sagte er ungerührt, woraufhin ich ihn entsetzt anstarrte.

,,Natürlich nicht! Glaubst du, wenn es einen anderen Weg gegeben hätte, wäre ich diesen hier gegangen?"

,,Es gibt immer einen anderen Weg. Das hast du mir selbst oft genug gepredigt. Und wir sprechen hier immerhin von Sherlock Holmes. Wenn dir jemand hätte helfen können, deinen wahnsinnigen Bruder zu besiegen, dann ja wohl er. Du hättest ihm vielleicht einfach nur die Wahrheit über dich sagen sollen.", entgegnete Liam kühl und ich warf ihm nun einen vielsagenden Blick zu.

,,Und genau deswegen, habe ich es nicht getan. Ich wusste genau, dass Sherlock alles tun würde, um mich zu beschützen. Und er hätte sicherlich irgendeinen Alleingang gewagt, um mich aus dem Schneider zu bringen. Aber jeder, der in die Nähe von Vincent kommt und mir nahe steht, findet den Tod. Es ist ein Wunder, dass er sie überhaupt am Leben gelassen hat, obwohl er wusste, wie viel sie mir bedeuten. Also, nein...Liam! Dieses Mal gab es keinen anderen Weg, um all diejenigen zu beschützen, die ich liebe."

Sherlock - Das Spiel des TodesWhere stories live. Discover now