Kapitel 40

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Grelles Licht blendete mich. Mir tat alles weh, meine Lippen waren aufgerissen, ich schmeckte Blut. Ich schaute in weiße Leuchtstoffröhren, dann beugte sich ein weiß gekleideter Mann mit Mundschutz über mich. Erst jetzt spürte ich, dass ich auf einer Art Tisch lag, meine Hände und Füße waren daran befestigt, ich riss meine Augen auf und der Mann wich mit einer Zange in der Hand zurück.

Ich drehte meinen Kopf nach links und blickte in im Schatten stehende Gesichter. Ich erkannte Mina und wollte schreien, aber es ging nicht. Das Einzige was ich zustande brachte, war ein heiseres Röcheln. ,,Okay, das reicht jetzt." durchbrach eine tiefe Stimme die Stille. ,,Du weißt ganz genau, dass wir ihre Werte brauchen. Also entspann dich, ich dachte, du wärst über sie hinweg." zischte Mina ihn an und grinste gemein. Ich suchte Tylers Augen, doch er sah auf den Boden. ,,Bin ich auch." murmelte er, was mir den Boden wegzog. ,,Nein." flüsterte ich und versuchte aufzustehen.

,,Ganz ruhig, legen sie sich wieder hin. Alles gut." sagte der Mann und drückte meine Schuter nach hinten. Ich hatte ohnehin nicht genug Kraft. Ich drehte meine Augen nach oben und schloss die Lider, versuchte, mich schlafend zu stellen. Irgendjemand patschte auf meine Wange und das nicht gerade sanft, sodass es schwer war, nicht die Augen zusammenzukneifen. In meinem Kopf zählte ich immer wieder bis sechzig. Schlappe sieben Minuten waren vergangen, in denen ein paar mal eine Tür geöffnet und geschlossen wurde.

,,Das Mittel erfüllt seinen Zweck. Rote Blutkörper und Antikörperchen werden fast doppelt so schnell und so viel produziert, selbst der tiefe Schnitt am Rücken war innerhalb einer viertel Stunde verheilt. Allerdings wird eine Narbe bleiben. Wie die Schmerzempfingung ist, weiß ich noch nicht, das müssen wir bei wachem Zustand testen. Und ob die Motorik einwandfrei ist, oder eher gesagt; ob es sich drastisch verbessert hat, ist ebenso noch ungewiss." erklärte der 'Doktor'. ,,Dann sperrt sie wieder in ihre Zelle und wartet, bis sie wieder wach ist. Dann können wir endlich fortfahren." befahl Mina und Schritte kamen auf den Tisch zu. Ein Arm fuhr unter meine Taille und eine unter meine Kniekehlen und es kostete mich soviel Kraft, mich nicht dagegen zu wehren, dass ich wirklich fast wieder wegkippte.

Aber diesmal schaffte ich es, den Verstand bei mir zu behalten. Die Arme legten mich auf einer harten ´Matratze ab. ,,Ich weiß, dass du mich hören kannst. Val, es tut mir unfassbar leid, aber es geht nicht anders. Du hattest recht, es gibt keine Liebe. Oder zumindest sollte es keine geben. Es tut mir leid, ich tue alles, damit dir nichts passiert, okay?" flüsterte Tylers Stimme, dann strich er mir über meine Wange. Ich hätte die Augen aufschlagen können, ihn überwältigen und dann fliehen. Oder es zumindest versuchen. Warum tat ich es dann nicht?

Wahrscheinlich, weil es kein Sinn mehr hatte. Ich hatte bereits verloren. Tyler hatte ich verloren und meinen Posten bei der Regierung auch, da ich vermutlich schon seit Tagen nicht mehr erschienen war. Zudem hatte ich keine Ahnung, wo ich mich befand, auch jeden Fall immernoch in einer Art unterirdischem Schacht, wie ich feststellte, als Tyler gegangen war. Alles war zwecklos.

Sie werden mich als Versuchskaninchen benutzen. Tyler hatte sich geirrt. Nicht die Regierung war hinterhältig, sondern das hier. Das, die Stadt unter der Stadt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie mit der Regierung kooperierten oder zusammenarbeiteten, sie machten eher ihr eigenes Ding. Und sowie es aussah, war Mina der Kopf der ganzen Sache. Die Mina, die sich wegen mir in Sicherheit schätzen konnte, damals, in den Wäldern. Ich hatte ihr in einer gewissen Weise doch vertraut, was sich als der größte Fehler bewies. Hätte ich sie nur da sitzen lassen, warum hatte ich dieses einzige Mal meinen Gefühlen nachgegeben? Weil du verdammt schwach bist. Anstatt nach einem Ausweg zu suchen, sitzt du hier und steckst den Kopf in den Sand. Sei stark, kämpfe bis zum bitteren Ende und lasse dich nicht von Niedergeschlagenheit erdrücken. Du hast einen Eid abgelegt, dass du dich dazu verpflichtest, deine Stadt zu beschützen. Nun mach was und gehe nicht einfach so deinem Ende entgegen.

,,Sie ist schon wieder wach."

Denn irgendetwas sagt mir, dass das hier erst der Anfang des Endes ist.

Der Anfang des EndesNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ