Kapitel 4

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Es wurde nichts Großartiges mehr gefunden, nur ein paar rostige Nägel, die ich in einen Baum genagelt hatte, während sich die anderen ausruhten. Die Asche aus ein paar Feuerstellen war noch lauwarm, das heißt, dass sie nicht länger als zwanzig Stunden weg sein konnten. Wenn sie mit viel Gepäck und kleineren Kindern unterwegs waren, konnten sie nicht weiter als als etwa fünfzig Kilometer gekommen sein und wir würden sie in wenigen Stunden eingeholt haben.

Ich besprach mit den anderen Formationsleitern, dass wir heute nur noch auf Spuren achten, damit wir uns am nächsten Tag in die Richtung, in die sie gegangen sind, aufmachen könnten. Wir durchkämmten die Umgebung, doch auf meinem Pfad konnte ich nichts entdecken, nichtmal ein paar abgebrochene, tiefliegende Zweige oder durchgetretene Stöcker.

Die Dämmerung brach bereits herein und ich hatte mich schon ziemlich weit von der Lichtung entfernt, als mich ein Knacken, gefolgt von einem Rascheln in meiner Bewegung innehalten ließ. Lautlos presste ich mich gegen einen Baum und lauschte. Nichts. Vielleicht nur ein Tier. Gerade wollte ich mich auf den Rückweg machen, als ich nochmal ein Geräusch hörte. Ich drehte mich just in dem Moment um, als der Pfeil nur noch circa drei Meter vor mir auf mich zu schwirrte. Blitzschnell riss ich mich zu Boden und der Pfeil schlug hinter mir in den Baum ein. Knapp. Ich blieb reglos liegen und starrte in die Rictung, aus der der Pfeil gekommen war, als ich einen Schemen in der Dämmerung ausmachen konnte, etwa fünfundzwanzig Meter von mir entfernt.

Ich prägte mir die Erscheinungsmerkmale ein. Etwa 1.90 groß, männlich. Zwischen achtzehn und dreißig, seinen Bewegungen nach zu urteilen, die geschmeidig ineinander über gingen. Helles Haar. Langsam griff ich nach dem Messer in meinem Hosenbund und schleuderte es auf den Schatten zu. Schmerzvolles Aufstöhnen gefolgt von dem Geräusch von reißendem Stoff verrieten mir, dass ich auf jeden Fall etwas getroffen hatte. Mit einem Satz war ich auf den Beinen und erreichte den Baum, indem mein Messer steckte. Keine Spur von dem Schemen, nichts. Nur das, was mein Messer in den Baum genagelt hatte: Ein Stück schwarzen, robusten Stoff, blutgetränkt.

,,Hier." ich gab den Stoffrest dem Typen, der mit einen großem Abstand neben mir auf dem Stamm einer alten Eiche saß. Die ganze Einheit hatte sich schon versammelt und versucht eine Taktik aufzustellen, wie wir morgen in das Camp der Wasters eindringen könnten.

,,Was ist das?" fragte der Typ eine Spur zu laut und sofort lagen alle Blicke auf mir. Ich seufzte. ,,Eben im Wald hat jemand mit einem Bogen auf mich geschossen. Ich habe mein Messer geworfen und das hier ist in dem Baum zurück geblieben." Manche sogen scharf die Luft ein. ,,Definitv männlich, höchstens dreißig Jahre alt und ziemlich groß." fügte ich hinzu und deutete mit meiner Hand die Größe an. Keiner sagte etwas, sondern schauten mich nur an. Es schien, als würden einige erst jetzt merken, dass ein Mädchen unter ihnen war. ,,Tja, dann gute Nacht." verabschiedete ich und steuerte das Zelt meiner Riege an. Morgen haben wir sie, dann wird zumindest eine Gruppe dieser primitven Barbaren Ruhe geben. sagte ich mir in Gedanken und schloss die Augen, nachdem ich mich umgezogen hatte. Jedoch dämmerte ich nur vor mir hin, sodass ich jedes Wort hören konnte, als die vier Männer meiner Formation zurück kamen.

,,Das gibt es nicht. Sie ist verdammt gut." sagte einer, dem ich nicht sofort die Stimme zuordnen konnte. Das konnte ich noch nie gut. Ich konnte mir alles bis auf kleinste Detail einprägen, nur keine Namen. ,,Ich wette, im Bett ist sie noch besser." erwiderte einer und ich konnte mir das dämlich Grinsen bildlich vorstellen. ,,Sie ist eine Kampfmaschine. Ich habe sie im Training gesehen. Das ist nicht mehr normal." ,,Ich weiß, sie hat jeden umgehauen, der es gewagt hat, bei ihr ein Duell anzufragen." einstimmiges bejahen. Mir machte mein Ruf nichts aus, ganz im Gegenteil. Darauf folgten nur noch Männer Gespräche, bei denen mir bald die Augen zufielen.

Der Anfang des EndesWhere stories live. Discover now