Kapitel 8

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,,Und du bist?" fragte mich der riesige, bärtige Mann, der wohl sowas wie der Anführer war. Sie hatten mich zu dritt über einen riesigen Platz geführt, der von den Zelten gesäumt war. Jetzt saß ich in dem größten von Allen, in der Mitte prasselte sogar ein kleines Feuer, trotz der Hitze.

,,Liv." antwortete ich knapp. Liv war mein Deckname, doch ich verabscheute ihn. Immerhin besser, als meinen richtigen Namen zu nennen.

,,Nun gut, Liv. Kannst du mir sagen, was du und deine Einheit in unseren Wald verloren hatten?"

,,Ich weiß nicht, wie es zum Kampf gekommen ist, wirklich. Wir wurden losgeschickt, um das Gebiet rund um die Stadt zu erkunden und um zu sehen, wie viele rund um die Stadt leben." ich verzog meinen Mund zu einem unschuldigenden Lächeln." ,,Alles eine Lüge!" schrie er und seine Hand traf meine Wange. Ich hatte es schon kommen sehen, doch ich bin nicht ausgewichen. Zu meiner Taktik gehörte, so lange wie möglich das kleine, unschuldige Mädchen vorzutäuschen. ,,Wa- warum hast du mich geschla- hagen?" schluchtzte ich. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, keine Träne wollte meine Wange hinunterfließen. Zwar schaffte ich es, dass meine Augen glasig und meine Sicht verschwommen war, aber weinen konnte ich nicht.

Sein Blick wurde ein minimales Stück weicher. ,,Du warst diejenige, die gekämpft hat, wie der Teufel höchstpersönlich. Du hast mir mit dem Messer das Bein aufgeschlitzt." Achso, deswegen der dicke Verband um seinem Oberschenkel.

,,Ich hatte keine Waffe in der Hand, ehrlich. Ich war nur mit auf der Mission, weil ich Karten und Spuren lesen kann. Als dann auf einmal meine Einheit angefangen hat zu kämpfen, und," ich schluckte schwer, ,,verloren hat, bin ich um mein Leben gerannt."

,,Kann ich mit ihr reden?" unterbrach eine tiefe, raue Stimme. Das war er, der Junge, gegen den ich gekämpft hatte. Trotz des gedämmten Lichts sah ich seine markanten Gesichtskonturen. Und er war der, der auf mich geschossen hatte, seine hellen Haare ließen keinen Zweifel zu.

,,Natürlich." der Mann stand auf und der Junge nahm seinen Platz ein. Ich setzte das gut einstudierte, ängstliche Gesicht auf, er grinste mich an.

,,Wo hast du so kämpfen gelernt?" wollte er schließlich wissen. ,,Nirgendswo. Ich wurde in der Kaserne zur Professorin ausgebildet und musste nur wegen meinen Kenntnissen mit. Kann ich- Kann ich bitte gehen?" ich schluchtzte noch einmal herzzereissend.

,,Das fragst du ernsthaft? Du müsstest doch eigentlich ein schlaues Köpfchen sein. Und jetzt sag mir, wer du wirklich bist. Schluss mit der Schauspielerei." ,,Ich- Ich bin Liv." ,,Ich- Ich bin Tyler." äffte er mich nach, und das gar nicht mal so schlecht, wie ich fand.

,,Gut, Liv und jetzt mal ehrlich. Als ich dich im Wald gesehen habe, das warst du doch in Wirklichkeit." ,,Ich hatte schreckliche Angst. Ich habe um Leben und Tod gekämpft, ich dachte ernsthaft, du wolltest mich umbringen." Wäre vielleicht auch besser so gewesen.fügte ich in Gedanken hinzu. Tyler lacht kurz auf.

,,Livie, du hast ungefähr ein viertel meiner Leute alleine halb umgebracht." ,,Das- das war ich nicht. Ich stand am Rand der Lichtung. Du musst mir glauben. Ich habe nur die grundliegende Kampfausbildung, wirklich." Du hast die Ausbildung in allen nur erdenklichen Kursen, Val.

,,Für die grundlegende Ausbildung kannst du aber ziemlich gut Messer werfen." er zog den Ärmel seines Shirts hoch, unter dem eine dicke, verkrustete Wunde zum Vorschein kam. Geschieht im recht! dachte ich, während ich sagte: ,,Das sieht nicht gut aus, zeig mal her." Ich hatte damit gerechnet, dass er verweigern würde, und das tat er auch.

,,Lenke nicht ab. Ich habe deine Einheit schon länger bespitzelt und du warst das einzige Mädchen und hast so ziemlich den Ton angegeben." Warum hast du ihn nicht bemerkt!? Du Trottel!" tadelte ich mich selbst. ,,Wie gesagt, ich hatte die Aufgabe des Spuren lesens."

,,Ich kriege dich schon noch dazu, mir zu zeigen, wer du wirklich bist." meinte er. Na dann mal viel Spaß. ,,Wo bringst du mich jetzt hin?" fragte ich leise und gespielt ängstlich.

,,In die Ruine ganz bestimmt nicht, da hast du viel zu viel Zeit zum Nachdenken" Schlaues Kerlchen. ,,Du kommst einfach mit zu mir. Meine Mutter ist nicht mehr da und mein Vater und ich wohnen zusammen in einem Drei- Mann Zelt. Außerdem bist du sehr schlau und geschickt, du könntest eine große Hilfe sein." Könnte ich, wenn ich mich nicht extra ungeschickt anstellen würde, um meinem Image treu zu werden. Ich nickte und künstelte mein unschuldiges Lächeln.

,,Gut." sagte er. ,,Gut." wiederholte ich. Das wird ein Spaß werden. Mein Plan ging schon fast zu schnell auf. Eine Spur zu einfach, wahrscheinlich wollte Tyler mich testen. Das konnte ich aber auch.

,,Kennen wir uns eigentlich? Ich meine, ich habe dich schonmal irgendwo gesehen." ,,Das kann nicht sein, Livie. Das kann nicht sein..." sagte er leise. ,,Tyler? Wird mir jemand weh tun?" Oh man, das war schon ziemlich erniedrigend. ,,Nicht, wenn du lieb bist." er grinste dreckig und seine Augen blitzen auf. Ich konnte mir seine Visage schon ziemlich gut vorstellen, wenn ich hier rauskomme.

Der Anfang des EndesWhere stories live. Discover now