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Ich sehe ihn mir an. Er steht da. Hat den Blick auf mich gerichtet. Alles andere scheint unwichtig zu sein. Seine Miene verrät nicht was er denkt oder wie er handeln wird. Breitbeinig steht er da. Der Lauf einer silbernen Pistole zeigt in meine Richtung. Direkt in mein Gesicht. Mir ist klar, dass ich heute sterben werde. Ich stehe vor dem Abgrund. Ich will nicht sterben, doch ich habe nicht mehr mitzureden.

Mein Leben hängt nur noch von Minute ab, wenn nicht sogar von Sekunden. Der Alarm geht weiter, ich höre ihn nicht mehr richtig. Nur noch dieses eine Wort. Amoklauf. Ich erschauere. Doch statt meines Lebens an mir vorbei ziehen zu sehen, sehe ich nur eine Person vor Augen. Rick. Denn er war es der mich dazu gebracht hat wieder Klavier zu spielen und es zu lieben. Er war es der mich ermutigt hat Mutig zu sein. Er war es der mich verrückt macht. Er war es der mich das lieben und vertrauen gelernt hat. Um nicht in komplette Trauer zu versinken zwinge ich mich daran zu erinnern das er in Sicherheit ist. Er ist im Klassenzimmer geblieben. Er wird das hier überleben. Ich stehe hier. Nicht er. Ich werde sterben, nicht er.

Ich schlucke die Tränen hinunter, den Kloß gleich mit. Rick und ich sind im Streit auseinander, hätte ich gewusst das heute mein letzter Tag ist hätte ich ihm so oft gesagt das ich ihn liebe das er es nicht mehr hören kann. Ich hätte es so vielen Leuten gesagt. Ich hätte so viel anders gemacht. Aber das ist das Ding am Tot. Er kommt nicht immer geplant und erwartet. Manchmal reißt er dich mitten aus deinem Leben und du bist machtlos dagegen was er den zurückgeblieben damit antut. Ich will dem Mann in die Augen schauen der mich töten wird. Mikes Arm zittert leicht. Schweißt rinnt ihm an der Stirn runter. Sein linkes Auge zuckt unkontrolliert. Mit großen Augen schaut er mich an. Tapfer stehe ich ihm gegenüber. Versuche keine Angst zu zeigen. Er schreit. Er schreit mich an. Er beschuldigt mich für Sachen wo ich keinen Einfluss drauf hatte. Er beschuldigt mein Herz, das nicht ihn lieben konnte.

Er beschimpft mich. Er spuckt auf mich. Ich lasse alles zu. Ertrage die Blamage. Lasse alles über mich ergehen. Tränen laufen auch ihm über die Wangen. Er kreischt, dass die Welt ungerecht sei. Er wollte nicht so viele Unschuldige töten. Aber sie standen ihm im Weg. Sie haben nicht verstanden, sie haben ihn nicht verstanden. Ich solle das verstehen. Ich soll nicht böse auf ihn sein. Er hat es alles aus Liebe zu mir getan. Ich verkapsle mich innerlich. Drücke meine Gefühle weg. Mike kommt zwei Schritte näher an mich heran. Ich halte die Luft an. "Wieso liebst du ihn!" schreit er mir ins Gesicht. Spuck trifft mein Gesicht. "Dieser Wichser hat dich nicht verdient! Ich habe dich verdient! " Mein Kiefer ist fest aufeinandergepresst. „Ich würde alles für dich tun! Alles!" schreit er auf mich ein. Ich sehe Tränen in seinen Augen. Die Gedanken in meinem Kopf drehen sich. Die Panik frisst sich in meinen Magen. Das Blut rauscht in meinen Ohren. Ich habe Angst. Schreckliche Angst. Todes Angst.

"Ich liebe dich Megan und das Arschloch hat dich nicht verdient. Ich habe dich verdient" Er fuchtelt wild mit der Pistole rum. Ich muss schweigen, darf ihn nicht widersprechen. Denn jedes Wort kann meinen verfrühten Tod bedeuten. Ich will nicht sterben. Ein Schluchzer bahnt sich in mir hoch. Nein. Nein. Nein. Nein. Das ist nicht fair. Er kommt einen weiteren Schritt auf mich zu. Hebt seinen anderen Warm und wischt mir meine Träne weg. Übelkeit macht sich mir breit. „Nicht weinen. Ich liebe dich doch." Flüstert er. Meine Finger ballen sich zur Faust, fest stoße ich meine Nägel in meine Handinnenfläche. Kurz bleibt er still. Mike tritt einen Schritt zurück. Er schließt seine Augen und denkt nach. Mit der Pistole hämmert er sich zwei Mal an den Kopf. "Ich muss nachdenken." Flüstert er. "Will ich dich bestrafen oder ihn?" Weitere zwei male klopft er sich an den Kopf. "Das ist eine durchaus schwere Frage." Er klingt irre. Er ist irre. Immer wieder klopft er sich an den Kopf. Dann bleibt er wie erstarrt stehen.

"Ich weiß." Seine braunen Augen öffnen sich. Er schaut mich an. Oh Gott. Alles spannt sich an, macht sich auf den Todesstoß bereit. Doch es kommt nichts. "Rede mit mir!" brüllt Mike mir entgegen. Meine Tränen wollen nicht aufhören. Vor lauter Angst bringe ich kein Wort über die Lippen. Ich bin schwach, ich kann es nicht. Diese grässliche Panik. Laut schluchze ich auf. Es bricht aus mir heraus. "Ich...ich kann nicht." krächze ich. Das Salz auf meinen Lippen ist wie säure. "Du Miststück!" Zwei Schritte kommt er wieder näher. Es ist wie ein Tanz. Annähern, weggehen, annähern, weggehen. Die silberne Pistole ist auf mein Gesicht gerichtet. Sie ist so nah das ich das Loch genau sehen kann. Dunkel. Schwarz. Tödlich. Jetzt. Jetzt ist es das Ende. Ich Kneife meine Augen zusammen. Doch ich höre schwere Schritte. Alles in mir erstarrt.

My GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt