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Den ganzen Sonntag verbringe ich im Haus. Ich liege bis 3 Uhr nachmittags in meinem Bett unter meiner Decke. Leya und Logan brachten mich gestern so gegen 12 Heim. Meine Eltern haben mich gefragt wieso ich so früh schon wieder da bin und als sie meine Hände und mein Kleid gesehen haben wollten sie sofort die Geschichte hören. Ich schwieg. Ich habe ihnen beiden gesagt mir ginge es gut, ich bräuchte nur Schlaf. Jetzt, nach dem Schlaf kann ich sagen, dass es mir körperlich gut geht. Nur mein Herz mach mir zu schaffen. Erinnerungen von letzter Nacht spielen sich immer wieder vor meinen Augen ab. Die verletzenden Worte von Rick. Das schockierte Gesicht von Rick als er realisiert hat mir weh getan zu haben. Logans geschundenes Gesicht. Cloes panische Rufe. Das Blut.

Ich kneife beide Augen zusammen und verbanne alles aus meinen Gedanken. Tränen fließen nicht mehr, ich bin ausgetrocknet. Mein Handy habe ich ausgeschaltet. In der Dunkelheit meines Zimmers fühle ich mich noch ganz, sobald ich am Montag in die Schule gehe werde ich auseinanderbrechen. Ich traue mich schon kaum mein Zimmer zu verlassen. Nur im Bad war ich bereits aber auch nur weil ich auf die Toilette musste. Zähne geputzt habe ich nicht. Ich fühle mich nicht danach. Um 5 Uhr kommt meine Mutter in mein Zimmer. Sie klopft leise und fragt ob ich etwas essen will. Ich habe keinen Hunger. Sie lässt nicht locker. Ich willige ein zu kommen. Müde trappe ich die Treppe hinunter. Ich höre meine Eltern schon bevor ich sie sehe. Sie stehen im Esszimmer und unterhalten sich flüstern. Sie reden über mich. Das weiß ich auch ohne sie zu verstehen. Als sie mich bemerken verstummen sie. Sehr unauffällig. "Wie geht es dir Schätzchen?" Liebevoll schaut mein Dad mich an.

"Gut." erwidere ich einsilbig. Keiner glaubt mir, ich glaube mir selbst nicht. Es ist jämmerlich einem Jungen hinterher zu weinen der es nicht verdient hat. Aber ich kann nichts dagegen unternehmen. Mein Vater lässt es dabei, wir essen schweigen. Ab und zu reden meine Eltern aber sie beziehen mich nicht mit ein. Ist auch besser so. Ich kaue widerwillig auf einem Stück Fleisch herum bis ich endlich sage, dass ich satt bin. Wortlos helfe ich beim Abräumen und spülen. Meine Mutter wäscht ab, ich trockne ab. Schweigen gehen wir unserer Arbeit nach. Doch lange hält es nicht an. "Wer hat dich gestern nach Hause gebracht?" fragt sie vorsichtig. "Leya und Logan." "Wo war Rick?" Ich kämpfe um Fassung. "Nicht da." flüstere ich leise.

"Och Maus." Sie putz ihre Hände ab und nimmt mich in den Arm. Ich habe diese Wärme so dringend gebraucht das ich aufschluchze. "Ich will das nicht fühlen." schniefe ich. "Ich weiß, Ich weiß das." Sie streichelt meinen Rücken und küsst mir die Stirn. "Liebeskummer ist immer Scheiße." Sofort versteife ich mich. "Ich habe kein Liebeskummer." Murre ich. "Was ist es dann?" erstaunt zieht sie mich ein Stück zurück. "Es...Um Liebeskummer zu haben muss man verliebt sein." "Bist du das denn nicht?" Mein erster Reflex ist es zu verneinen doch ich stocke. "Wenn Gefühle so wehtun dann ist es Liebe. " pflichtet meine Mutter bei. "Liebe ist scheiße." Die Erkenntnis, dass ich Rick liebe tut noch mehr weh, denn er scheint dies nicht zu erwidern. "Liebe kann beides sein. Das schönste Gefühl der Welt oder aber auch das schrecklichste. Zu lieben ist intensiv und macht uns verletzlich deswegen tut sie manchmal weh."

"Ich will das nicht fühlen." "Och Schatz." Sie nimmt mich wieder fester in den Arm. Es tut gut umarmt zu werden. Später kommt mein Vater auch dazu. Zusammen setzen wir uns auf die Couch im Wohnzimmer und schauen fern. Ich fühle mich geborgen und gut behütet. Ich denke nicht mehr an Morgen oder an irgendwas sonst. Es zählt nur dieses Gefühl von Geborgenheit.

My GirlWhere stories live. Discover now