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"Ich fasse es nicht! Du musst auch immer aus allem eine Szene machen! Du hast bestimmt den Schlag mehr als verdient und ich dumme Kuh verteidige dich auch noch!" Tobe ich sobald wir im Auto sitzen. Die ganze Autofahrt beschwere ich mich. Erst als Alex den Motor abstellt und aussteigt, höre ich kurz auf rum zu zicken.

Das hält aber nicht lang den sobald auch ich ausgestiegen bin, zicke ich wieder. "Hör mir gefälligst zu, wenn ich mit dir rede! Du stellst dich an als siehst du der König der Welt!" Ich hole in an der Tür ein und stelle mich vor ihn. "Du kannst nicht einfach bei mir aufkreuzen und irgendwelche Jungs provozieren!" "Verdammt Megan halte deine Klappe! Ich werde mich auf keinen Fall entschuldigen oder was bereuen. Der Junge hat sie ja nicht mehr alle. Strohdumm sind so Jungs, Meg. Glaub mir." Er tätschelt meine Wange und geht rein. Ich ziehe meine Augenbraue zusammen, er hat mir meine Wange gestreichelt als sei ich ein Hund.

Fest beiße ich meine Zähne zusammen und gehe hinter ihm ins Wohnzimmer, wo ich weiter mache. "Wie meinst du so Jungs wie ihn? Du bist so voller Vorurteile, das solltest du mal ändern sonst bekommst du nie eine ab." „Ich habe doch schon längst eine abbekommen! Pass du lieber auf das du nicht an so ein Arschloch gerätst der es im Leben zu nichts bringen wird." Faucht er mich an. „Denn meine liebe kleine Cousine du wirst es auch zu nichts bringen, wenn du nicht endlich mal deinen Arsch hochbekommst und wieder Klavier spielst." „Wag es nicht damit anzufangen du Arsch!" kreische ich zurück. „Du hast keine Ahnung und auch ohne ein besonderes Talent kann ich es weit bringen du aufgeblasenes Arschloch!" "Was ist denn hier los?" erschrocken drehe ich mich zu einer weiteren Person im Raum um.

"Hey." Begrüße ich meine Tante außer Atem. "Meg verteidigt Jungs die es in ihrem Leben zu nichts bringen werden. Sie schaufelt ihr eigenes Grab" Mein Blick schellt zu Alexander. "Jungs die es in ihrem Leben zu nichts bringen werden? Hörst du dir eigentlich manchmal selbst zu! Du kennst ihn doch gar nicht! " "Aber du kennst ihn oder was? Das ich nicht lache. Ich habe ganz nett den Jungen was gefragt, er hat mich angeschnauzt und dann ist er auf mich los gegangen." Wenn man meinem Cousin so zuhört klingt er wie der reinste Unschuldsengel. „Schläfst du mit ihm?" „Alexander." Entsetzt mischt sich seine Mutter mit ein. „Ist eine ernstzunehmende Frage. Sie hat Besseres Verdient als solche Schläger. Die provozieren gleich." „Das glaub ich dir nicht." Ich ignoriere die Anschuldigung mit ihm geschlafen zu haben. Ich kenne zwar Rick nicht besonders gut und auch die ersten Eindrücke von ihm waren nicht die besten aber irgendwas in mir weigert sich Alexander zu glaube." Unterstellst du meinem Sohn ein Lügner zu sein?" mischt sich nun auch meine Tante ein. "Nein. Ich...aber ich glaube nicht das Rick sowas macht. Er hat bestimmt irgendwas gesagt " versuche ich mich schwach zu rechtfertigen. "Du unterstellst meinem Sohn nicht nur dass er ein Lügner sein soll sondern auch dass die anderen Leute provoziert? Megan das kannst du nicht machen. Entschuldige dich bitte."

Mir fällt meine Kinnlade runter und ich schaue meine Familie mit großen Augen an. Alexander darf mir Vorwürfe unterbreiten, mich beschuldigen und angiften aber ich darf es nicht wagen mich zu wehren. Ich bin sprachlos. Egal was ich sage, es wird gegen mich und zu Gunsten meines Cousins verwendet. " Ach komm, Mutter. Megan hat es bestimmt nicht so gemeint. Sie geht auf eine Öffentliche Schule. Sie kennt es nicht anders." Das hat er jetzt nicht gesagt. "Stimmt's Cousinchen? Du kannst nichts für deine fehlende Erziehung im Benehmen." Mein Kopf wird rot vor Wut und ich bin kurz davor irgendwas kaputt zu machen. "Halt deine verdammte Fresse, Alexander!" brülle ich ihn an. „Megan Johnson, das reicht aber jetzt." Keift meine Tante. „So wurdest du nicht erzogen." Mir reichst ich packe meine Tasche und drehe um. An der Tür bleibe ich nochmal kurz stehen, drehe mich zu den beiden um. „Ihr könnt mich mal." Ich sehe das Gesicht meiner Tante rot anlaufen aber da bin ich auch schon aus der Tür.

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Auf den ganzen Weg zum Strand rede ich mit mir selbst. "Er ist so ein arroganter Arsch und seine Mutter ist nicht viel besser." Ich sprudle nur so vor Wut. Meine Haut kribbelt. Schweiß rinnt meinen Nacken hinunter. Mein Handy vibriert unaufhörlich in meiner Tasche. Ich schalte es komplett aus. Ich kann jetzt mit keinem reden. Als ich das blaue Wasser sehe ist meine Wut ins unermessliche gestiegen. Ich schmeiße meine Tasche in den Sand, kicke meine Schuhe von meinen Füßen und laufe gerade Wegs ins Meer, mitsamt meinen Klamotten. Kaum ist mein Kopf unter der Wasseroberfläche öffne ich meinen Mund und schreie. Schreie bis meine Lunge mich zwingt Luft zu holen. Kaum bin ich wieder oben ziehe ich so viel Sauerstoff ein wie es nur geht. Sobald sich mein Körper wieder beruhigt hat hole ich ein letztes Mal kräftigt Luft und sinke wieder nach unten. Wild Fuchtel ich mit meinen Armen um Unterwasser zu bleiben. Die Wellen Breschen über meinen Kopf hinweg und zerzausen meine Haare. Diesmal schreie ich nicht, sondern versuche meine Gedanken zu sortieren.

Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich wieder nach oben geschwommen. Mein Kopf fühlt sich wattig an, das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass ich zu lange Unterwasser geblieben bin. Erschöpft packe ich meine Tasche und Schuhe ein und mache mich auf den Weg zu Toni. Meine Umgebung fängt langsam an sich zu Bewegen. Ich beschleunige meine Schritte. Jeder meiner Schritte fühlt sich komisch an, viel zu schwer. Trotzdem zwinge ich mich weiter zu gehen. An Tonis Bar bleibe ich zwei Sekunden stehen um das Schwindel Gefühl los zu bekommen was mich gerade befällt. Als es nicht besser wird öffne ich die Tür und versuche mich auf den nächst besten Hocker zu setzten. Ich verfehle ihn. Knalle voll auf den Boden. Kurz wird mir schwarz vor Augen.

Stöhnend reibe ich mir mein Hinterteil. "Megan? Alles gut? " Tonis kratzige Stimme dringt durch den dichten Nebel hindurch. Er hilft mir mich auf einen der Hocker zu setzten weist jemanden hinter der Bar an mir ein Glas Wasser zu bringen. Benommen greife ich nach dem kühlen Glas und leere es in meinem Zug. Die kühle Flüssigkeit rinnt meinen Hals hinunter und das Schwindel Gefühl löst sich langsam auf. Erschöpft lasse ich meinen Kopf kurz sinken. Erst als ich mir sicher bin mich nicht übergeben zu müssen schaue ich wieder auf. Jetzt nehme ich auch langsam meine Umgebung wahr. Neben mir steht Toni mit besorgtem Gesicht, ein paar Gäste schauen mich ebenfalls an, hinter der Bar steht Rick mit einem Geschirr Tuch auf der Schulter. "Megan? Was ist passiert? " Toni legt eine Hand auf meine Schulter. Verirrt schüttle ich meinen Kopf. "Nichts, ich war nur zu lange unter Wasser." Toni schaut mich mit einem strafenden Blick an. " Du solltest vorsichtiger sein." "Bin ich." verteidige ich mich. "Hattest du es heute so eilig das du noch nicht mal deine Klamotten ausziehen konntest?" Er schüttelt wieder den Kopf, er kann sich bestimmt denken, dass bei mir daheim wieder irgendwas los ist.

Trotzdem spricht er mich nicht an und dafür mag ich ihn doch gleich viel Lieber. Er tätschelt mir noch einmal die Schulter bevor er sich wieder nach hinten verdrückt. Rick steht immer noch vor mir und schaut mich mit einem durchdringenden Blick an. "Was?" blaffe ich ihn an. Verwundert zieht er eine Augenraue nach oben. "Nichts, frage mich nur wieso man sowas macht." " Was macht?" " Sich selbst ertrinken lassen, ist doch total bescheuert." Sein aggressiver Unterton fällt auf. " Ich bringe mich doch nicht um! Ich kann so besser mit meiner Wut umgehen, vielleicht solltest du auch mal daran denken anstatt einfach Leute zu schlagen." Das ich auf heute Mittag anspiele war nicht meine Absicht aber es ist schon zu spät. "Du hast keine Ahnung. Hörst dir immer nur eine Meinung an statt die andere noch zu hinterfragen!" Wütend funkle ich ihn an.

"Ich habe mehr Ahnung als du denkst! Ich weiß, dass er nicht ganz unschuldig ist!" herrsche ich ihn an. " Was hat er den gesagt? Das der brave vorzeige Sohn nur nett nach dem Weg gefragt hat und der böse Junge ihn gleich geschlagen hat? " Er wirft das Küchentuch mit voller Wucht in die Spüle und dreht sich zu mir um. In seinen moosgrünen Augen kann die Wut erkennen. "Ja so hat er es beschrieben, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihm den Scheiß glaube." Ich denke an unseren Streit zurück. Ich glaube ihm kein Wort. Er lügt und verdreht, wenn er nur den Mund auf macht. "Und was glaubt das kleine Püppchen?" Seine Stimme klingt überheblich „Ich glaube das Alex ein arroganter Arsch ist aber ich glaube auch das du nicht wie der netteste Vorzeige Schüler ihm eine nette Antwort gegeben hast."

Jetzt bleibt er still, wir stellen uns einem Blickduell, den ich schließlich gewinne als er den Blick abwendet und nach hinten durch die Tür verschwindet. Erschöpft lasse ich meinen Kopf auf den Tresen fallen.

My GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt