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Der nächste Tag beginnt beschissen und bleibt auch beschissen. Ich verschlafe, da ich bei meinem Wecker die Batterien rausgenommen habe. Dämlich. Dämlich. Dämlich. Also bin ich im Eiltempo rumgehüpft und suchte mir was zum Anziehen. Meine meisten Sachen waren entweder in der Wäsche oder dreckig. Also musste ich mich für einen dunkelgrünen Pulli entscheiden der viel zu groß war. Meine Haare waren fettig, weshalb ich sie hochstecken musste, ich entdeckte drei neue Pickel in meinem Gesicht und als ich rausging fing es an zu regnen.

Mit einem Gesicht das bis zum Boden reichte kam ich in der Schule an. Die ersten beiden Stunden habe ich verpasst, die nächsten waren Mathe. Am Ende der Stunde dachte ich über einen Job nach den ich mit abgebrochener Schule machen konnte. Ich kam zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Zu tiefst miesgelaunt lief ich die Gänge der Schule entlang zur Cafeteria. Sie war wieder voll besucht. Glücklich über eine kleine Auszeit ging ich zu unserem Tisch. Leyla und Logan saßen schon da. Sie tuschelten miteinander. "Hey." Ich setzte mich gegenüber von Leya. "Hi, was ist das für ein Pullover?" Sie kraust ihre kleine Stupsnase.

"Das ist ein fürchterliches grün und sind das flecken?" Ich ziehe den Pulli vor und schaue mir die Flecken an. Mist. Milch Flecken. Peinlich berührt schaue ich auf. "Ich hatte nichts mehr zum Anziehen." quengele ich. "Heute ist nicht mein Tag, alles läuft schief." "Du kannst meinen Schokoriegel haben." Leya schiebt mir über den Tisch ihren Schokoriegel hin. Lächelnd nehme ich ihn an und verspeise gleich die Hälfte. "Du hast mir das Leben gerettet." "Wer hat dir das Leben gerettet?" Cloe stellt erst ihre Tasche auf einen Stuhl bevor sie sich selbst zu uns hinsetzt, im Schlepptau. Lewis. "Leya, Hi Lewis." Ich hebe kurz die Hand. Er setzt sich neben Cloe. "Ihr kennt alle Lewis? Oh Hi Rick!" Ich erstarre. Wortwörtlich. Der Rest meines Riegels fällt auf den Tisch. "Hi." Kommt es von hinten. Ohne hinzusehen weiß ich, dass er direkt hinter mir steht. Wir haben uns nicht mehr gesprochen seit dem Kuss Vorfall. "Setzt dich zu uns, wenn Megan ein Stück rückt passt du noch rein." Sie schaut auffordern zu mir aber ich mache keine Anstalten. "Megan?" Leya legt eine Hand auf meine. Ich zucke zurück. "Sorry" Murmle ich. Hektisch stehe ich auf. Mein Stuhl fällt fast um aber das ist Egal, Rick fängt ihn auf. "Megan?" leise spricht Rick mich an.

"Nein." Ich sammle die Reste meines Riegels ein. "Ich will im Moment nicht mit dir reden." Dann drehe ich mich kurz zu Rick um. Dieser hat die Zähne festzusammen gebissen ein Gesicht ist starr, sein Blick fest auf meinen Pullover gerichtet. Seine Hände sind zu Fäusten geballt. "Bitte. Megan." presst er hervor. Es hört sich mehr wie ein Knurren an. "Wir sehen uns später!" Ich winke der Gruppe zu dann bin ich auch schon weg. Den Rest der Mittagspause verbringe ich in der Bücherei. Der Tag hat kein Erbarmen mit mir. Um mir noch einen reinzuwürgen war mein nächster Kurs mit Rick. Ich stand vor der Tür und zögerte.

In meinem Kopf rangen zwei Stimmen miteinander, die eine will, dass ich schwänze und die andere ist die vernünftige die will, dass ich mir von einem Jungen nichts kaputt machen werde. Die zweite Stimme gewann als ich die Tür öffnete und in den Klassenraum ging. Ich war einer der wenigen die schon da waren, auf meinem Platz räumte ich meine Sachen heraus und begann auf meinen Block zu kritzeln. Ich war nervöser als ich das zugeben wollte. Als es das zweite Mal klingelte und der Lehrer kam, atmete ich aus. Rick kommt nicht. Ich atmete schon aus als doch die Tür ein weiteres Mal Aufging und Rick hereinkam. Sein Blick schweifte durch den Raum bis er mich traf. Wie erstarrt schaute er mich an. Oder besser gesagt meinen Pullover. Ich habe mittlerweile begriffen, dass dieser Pullover eine Fehlentscheidung war. Genervt von ihm versuche ich ihn zu ignorieren.

Es funktionierte bis der Stuhl neben mir herausgeschoben wurde und Rick sich neben mich setzte. Stur hielt ich meinen Blick weiter nach vorne gerichtet. Aber sein Penetranter Blick hält an, nach der ersten Stunde halte ich es nicht mehr aus ihn zu ignorieren. "Was ist dein Problem?" zische ich zu ihm rüber. Erst sagt er nichts, ich denke schon, dass er mich ignorieren wird aber dann spricht er doch. "Was ist das für ein scheußlicher Pullover?" brummt er. In dem Moment zerreißt eine kleine Sicherung bei mir durch. "Ich hatte nichts mehr zum Anziehen! Ist das klar! Ich hatte einen beschissenen Tag und du verschönst ihn nicht gerade!" "Miss Johnson!" Ich war vielleicht doch ein bisschen laut geworden.

"Tut mir leid. Mr. Adams." Dann war ich ruhig und Rick ebenfalls. Ich bin total versunken in meine Arbeit das ich fast nicht mitbekomme wie Rick was murmelt. "Ich kann das nicht." Ruckartig steht er auf und verlässt in wenigen Schritten den Raum. Ohne meine funktionierenden Gehirnzellen zu benutzen stehe ich ebenfalls auf. "Mr. Conner war schlecht, ich schaue grad mal nach ihm. Mr. Adams." Und schon bin ich draußen. Ich muss nicht lange suchen. Rick steht bei den Schließfächern und rauft sich die Haare. Er lässt einen frustrierten Schrei aus daraufhin boxt er mit seiner Faust auf eins der Schließfächer. "Rick?" Langsam dreht er sich um. Sein Gesicht ist schmerz verzogen und er wendet den Blick ab. "So schrecklich kann dieser Pulli doch auch nicht sein." versuche ich das Eis zu brechen. Alles in mir sträubt sich nett zu ihm zu sein aber ich muss wissen was heute los ist. "Du hast keine Ahnung." Ich bin sprachlos. Ich muss aber auch nicht reden denn Rick kommt auf mich zu, packt mich am Handgelenk und zerrt mich in die Mädchentoilette.

"Hey...was soll das?" Rick drückt mich gegen die Tür. Mir stockt das Atmen. "Ich. Kann. Das. Nicht. Mehr. Mit ansehen." er betont jede Silbe. Seine Augen sind dunkelgrün, fast schwarz. Er kommt einen weiteren Schritt näher. Seine Lippen sind zu einer festen Linie zusammengepresst. Seine Hände greifen nach dem Saum meines Pullovers. Er zieht ihn so schnell nach oben das ich erst eingreife als schon meinen halben Bauch freiliegt. "Lass das." ich packe seine beiden Hände und drücke sie wieder nach unten. "Nein." knurrt er mich an. Wieder versuchen seine Hände meinen Pulli nach oben zu schieben.

"Was willst du eigentlich?" Moosgrüne Augen richten sich auf mich. Intensiv starrt er mir in die Augen. "Dich ausziehen." "Wow." Ich versuche zurück zu weichen, aber ich komme nicht weit. "Bitte Megan." flüstert er rau. Ich schaue ihn in seine Augen. Nichts ist mehr zu sehen von der aggressiven Wut, seine Augen glänzen. Die Worte ersterben auf meiner Zunge. "Rick..." ich lege ihm eine Hand an sein Gesicht. Mein Magen zieht sich zusammen. Sofort schrillen bei mir alle Alarmglocken. Rick Conner zeigt keine Schwäche und unter keinen Umständen so Offensichtlich. Langsam wird mein Griff lockere. Meine Mauern stürzen ein. Ich gebe nach. „Ich habe nichts darunter." gestehe ich ihm. Meine Stimme krächzt. Aber das ist im Moment nicht wichtig. Er fängt das Nicken an.

"Du...Du kannst meinen haben. Ich habe ein T-Shirt darunter." erwidert er eifrig. Aus irgendeinem Grund scheint es ihm wichtig zu sein das ich diesen Pullover ausziehe und aus irgendeinem Grund erwäge ich genau das zu tun. Er zieht wieder an meinem Pullover. Ein weiteres Mal stoppe ich ihn. "Ich will Antworten." verlange ich. "Bekommst du, aber bitte lass mich dir dieser Pullover ausziehen." Seine Augen verlieren den Glanz aber nur weil eine Träne sich losgerissen hat und über seine Wange wandert. Ich wische sie weg bevor er es kann. Vorsichtig streift er den Pullover höher, seine Hände streifen meine Seiten. Ich bekomme trotz der Situation eine Gänsehaut und Herzrasen.

Er zieht ihn mir über den Kopf, dann knüllt er ihn zusammen und schmeißt in den Müll. Währenddessen liegt sein Blick auf mir, seine Augen halten meine fest. Ich bleibe stumm. Meine Arme habe ich vor meinem Bauch verschränkt. Ich fühle mich nackt, obwohl ich noch genug Klamotten am Leib habe. Nachdem ich nun im BH vor ihm stehe erwarte ich fast einen dummen Spruch, aber der bleibt aus. Er zieht ebenfalls seinen Pullover aus und streift ihn mir über. Augenblicklich umfängt mich sein Duft. Tief atme ich ein. Ich werde süchtig. Mit viel zwang verbiete ich mir meine Nase in dem Stoff zu vergraben. Ich will den Mund schon öffnen, da zieht er mich in seine Arme und hält mich einfach nur fest an sich gedrückt.

Erst als die Tür geöffnet wird lösen wir uns voneinander. Das Mädchen das gerade reingekommen ist bleibt ruckartig stehen. Sie mustert erst mich danach Rick. „Stör ich?" fragt sie. Ja tust du, würde ich am liebsten sagen. Das vertraute von eben ist wie weggeblasen. „Nein." Rick löst sich langsam von mir. Ich trete ebenfalls einen Schritt zurück. Noch einmal schaut Rick in den Mülleimer zu meinem grünen Pullover dann reißt er seinen Blick los und verschwindet durch die Tür. Das Mädchen und ich bleiben zurück. Lange starre ich die Tür an und frage mich was das eben war. 

My GirlWhere stories live. Discover now