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 "Ich mag nicht mehr." "Du musst aber." "Ich will aber nicht mehr." "Du schaffst das." "Nie im Leben" "Ich bring dir gleich einen neuen Eistee, dann klappt das schon." "Na gut." Toni nimmt mein leeres Glas mit und stellt mir ein neues eigekühlt vor mich. Mein Kopf liegt immer noch auf dem Tisch, ich murre einem leisen Danke.

Hausaufgaben im letzten Schuljahr werden überbewertet und trotzdem mache ich sie. Es ist einfach viel zu warm um sich gescheit konzentrieren zu können. Obwohl hier in der Bar mindestens 4 Ventilatoren stehen. "Mach eine Pause, Sonnenblume." Ich muss schmunzeln bei dem Kosenamen. Da ich seit einer halben Stunde nur mit dem Kopf auf dem Tisch lag zählt das eigentlich schon als Pause. Trotzdem bleibe ich liegen. Ich höre wie Toni sich langsam entfernt und mit vereinzelten Kunden redet, ihnen was ausschenkt und abzahlt. Blind verfolge ich das treiben in der Bar. Ich stelle mir die Gesichter zu dem einzelnen Sprecher vor. Bis mir eine bekannte Stimme unterkommt. Rick. Wer auch sonst. Er scheint wütend.

Alles was er macht, macht er mit viel zu viel Kraft. Als ich den Kopf hebe sehe ich ihn hinter dem Tresen arbeiten. Verbissen hat er die Lippen verzogen, den Blick gesenkt und die Hände zu Fäusten geballt. Toni ignoriert ihn. Ich sollte das Gleiche tun kann aber den Blick nicht von ihm abwenden. Verdammt. Ich schaue es mir ein Weilchen an. Rick der versucht andere Kunden zu bedienen und nicht zu stark das Gesicht zu verziehen. Toni, der so tut als würde er nichts mitbekommen und die Kunden, die es vermeiden von Rick bedient zu werden. Ich packe schnell meine Sachen zusammen und verfrachte mich an die Bar. "Entweder du benimmst dich oder du verschwindest aus meiner Bar. Du vertreibst die Kunden mit deiner miesen Laune." zischt Toni seinem Neffen rüber. " Ich dachte du willst das ich hier Arbeite?" fragt Rick spöttisch.

"Ja aber du sollst nicht meine Kunden vergraulen. Wenn du wieder scheiß Laune hast dann bleib am besten in deinem Zimmer." "Du hast mir nichts zu sagen." Unauffällig schaue ich mich in der Bar um, ich schaue überall hin nur nicht zu den zweien. Ein klirren ertönt. Ruckartig schaue ich zu ihnen. Rick steht da, den Blick stur auf die Wand geheftet an der eine goldene Flüssigkeit hin absickert. "Raus." ruft Toni laut durch die Bar und deutet mit dem Finger auf die Tür nur für Personal. Rote Flecken zieren sein Gesicht. Rick wirft das Handtuch weg und stürmt nach draußen. Toni lehnt sich seufzend zu mir. " Er raubt mir den letzten Nerv." erschöpft fährt er sich durch seine grauen Haare. Diese Geste ist mir so aufs schmerzlichste bekannt das ich leicht Lächeln muss. Gerade als ich ihm meine Hilfe anbieten möchte ertönt draußen ein lautes Poltern danach hört es sich so an als sei was wirklich Schweres umgefallen. Erschrocken schaue ich zu der Tür hinter der Rick verschwunden ist. Einige Gäste fangen das Tuscheln an. Toni erhebt sich aber ich halte ihn auf. "Ich versuch es mal." Ich weiß nicht was mich dazu reitet das zu sagen und danach auch noch in die Richtung der Tür zu gehen aber ich mache es.

Einmal tief durchgeatmet drücke ich die Klinge langsam unten und betrete einen kühlen Lagerraum. Wieder ertönt ein Poltern, das mich zusammenzucken lässt. Auf Zehenspitzen gehe ich weiter in den Raum hinein. Ich biege gerade um die Ecke als es erneut Poltert, diesmal direkt hinter mir. Ich kreische kurz auf bevor sich mein Herzschlag wieder beruhigt hat. Hinter mir liegt ein Papp Karton auf den Boden aus dem Scherben rieseln. Mit weit aufgerissenen Augen schaue ich zu Rick hinüber. Dieser steht breitbeinig über mehrere Kisten. Er atmet durch den Mund laut aus, sein Blick ist starr auf den Boden geheftet. "Rick!" rufe ich entsetzt. Sein Kopf schießt zu mir. Verblüffung ziert sein Gesicht danach wieder Wut. "Verschwinde." zischt er. "Nein." sage ich.

Meine Stimme zittert. Ich gehe einen Schritt weiter vor. "Megan, ich meine es ernst. Verschwinde." knurrt er. Seine Augen sind zu schlitzen verengt und funkeln dunkelgrün. "Ich weiß, dass du Wütend bist aber das hier bringt gar nichts." rufe ich ihm zu. Ich wage noch einen Schritt in seine Richtung. Er zuckt einen Schritt zurück. "Soll ich mich mit dir hinsetzten und über meine Probleme reden oder was." "Kein Grund sarkastisch zu werden." Rick schnauft auf, kickt einen weiteren Karton weg. Dieser landet klirrend in einer Ecke. Ich reiße mich zusammen und nicht zusammen zu zucken. "Es gibt andere Methoden seine Wut los zu werden." Ich selbst balle meine Fäuste zur Faust. Das Bedürfnis ihn zu packen und zu schütteln ist übermenschlich. Ich muss selbst meine Wut losbekommen. "Ich scheiß auf andere Methoden." "Das sagst du nur weil du keine anderen Methoden kennst." "Megan, reiz mich nicht." Er kommt einen Schritt näher.

Meine Beine zwinge ich stehen zu bleiben, recke mein Kinn ein bisschen nach oben und schaue ihn an. Rote Flecken beflecken seine Wangen. "Versuch es doch zumindest, wenn es nicht klappt dann kannst du immer noch alles klein schlagen." "Fuck!" ruft er aus.

Kickt einen weiteren Karton weg dann schaut er mich an. "Tauch mit mir."

Tauch mit mir? Bin ich bescheuert? "Ich...Meine du kannst es mit Tauchen probieren. Das soll helfen. Und ist Gesund." betreten schaue ich an die Wand hinter ihm. Er fängt an zu lachen. Allerdings ist es kein schönes Lachen es klingt irre. "Nein danke, Püppchen." "Nenn mich nicht Püppchen, verdammt. Versuch doch mal eine andere Methode, außer alles klein zu schlagen. " Ich fahre durch meine Haare. Sie kleben im Nacken fest. Ich bin nervös und wippe mit meinem Bein. Wenn ich es hinbekomme das Rick mit macht, macht er Toni keine Probleme. Außerdem braucht er andere Methoden seine Wut in den Griff zu bekomme. Er muss nur ja sagen. "Brauch ich nicht." "Doch brauchst du!" "Megan" " Du machst nicht nur dein Leben mit deiner ständigen Wut kaputt, sondern auch Tonis!" Er hebt den Kopf.

Seine braunen Haare kleben in der Stirn und im Nacken wie bei mir. Seine moosgrünen Augen sind gesenkt. "Rick." ich gebe mir mühe meine Stimme fest klingen zu lassen. Er fährt sich langsam durch die Haare und mustert mich langsam. Ich schrumpfe unter seinem Blick. Ich rechne schon damit, dass er einfach geht, ohne ein weiteres Wort aber er überrascht mich. "Okay, aber dafür kommst du nicht einfach so davon." "Okay." sage ich verunsichert. Ich will im Moment nur das er sich abregt und das schöne Gefühl von Wasser neu kennenlernt. "Du hast 10 Minuten. Ich warte am Strand auf dich." Zaghaft lächle ich ihm zu, er erwidert es mit einem schmallippigen Lächeln. 

My GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt